Ein Enkel des Kaisers stirbt und wird in Karlsruhe beigesetzt
Der junge Prinz Ludwig Wilhelm, Sohn von Großherzog Friedrich I und Luise von Preußen stirbt 1888 im Alter von 23 Jahren an einer Lungenentzündung. Ludwig ist mütterlicherseits ein Enkel des Kaisers Wilhelm I, der im gleichen Jahr an Kehlkopfkrebs stirbt.
Das Jahr 1888 geht als Dreikaiserjahr in die deutsche Geschichte ein, da Wilhelms Sohn Kaiser Friedrich III – Luise von Preußens Bruder – nach 99 Tagen Regentschaft auch stirbt und Kaiser Wilhelm II den Thron als Deutscher Kaiser besteigt. Prinz Ludwig wird zuerst traditionsmäßig in der Karlsruher Stadtkirche beigesetzt, aber die Eltern können ihn nicht besuchen, ohne öffentliches Aufsehen zu erregen.
In der Folge äußert die Familie den Wunsch, eine Grabstätte außerhalb der Stadt zu bauen. Der Großherzog selbst wählt den Platz in der Lärchenallee aus. Die Familie wünscht sich einen Bau im neugotischen Stil mit dem Charakter eines Grabmonuments.
Die Kapelle liegt in Sichtweite des Schlosses
Auf Anordnung vom Großherzog Friedrich I wird die Grabkapelle zwischen 1889 und 1896 errichtet. Er wählt einen ruhigen Teil des Fasanengartens, der in Sichtweite des Schlosses liegt. Heute kann man am Ende der langen von Lärchen gesäumten Allee gerade noch den Schlossturm mit Flagge sehen.
Der erzbischöfliche Bauinspektor Franz Baer aus Freiburg ist zuerst für die Planung und den Entwurf zuständig, wird aber krank. Es übernehmen Hofbaudirektor Friedrich Hemberger und sein Sohn Hermann das Bauprojekt. Die Grabkapelle soll als Denkmal im frühgotischen Stil, nicht als Kirche konzipiert werden. Die daraus entstandene Kapelle ist ein Bauwerk aus rotem Sandstein aus dem Maintal mit einem 52 Meter hohen Turm.

Auf der Turmspitze befindet sich ein 5 Meter hohes kupfervergoldetes Kreuz. Die Drachenfiguren und Wasserspieler sind von Karlsruher Bildhauer Wilhelm Sauer. Die Kosten für den Bau betragen 745.00 Goldmark und 24 Firmen sind am Bau beteiligt. Auf dem Grundstück gibt es zwei Brunnen – diese hat die Historische Bürgerwehr Karlsruhe restauriert und die Brunnenpatenschaft übernommen. Am 29. Juni 1896 wird die Grabkapelle eingeweiht und am nächsten Morgen wird der Sarg des Prinzen Ludwig Wilhelm hingebracht.
Karlsruhe wird Zentrum des fürstlichen Grabkultes
Die badische Dynastie wird seit dem 12. Jahrhundert in Backnang und vom 13. bis 15. Jahrhundert im Zisterzienserinnen-Kloster Lichtental begraben. Nach der Spaltung der Markgrafschaft im 15. Jahrhundert besitzt die baden-durlachische Linien, Vorfahren der badischen Großherzöge, ihr eigenes Erbbegräbnis in der Stifts- und Schlosskirche in Pforzheim.
Diese Tradition der Grablege in Pforzheim wird bis 1818 weitergeführt. Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm wird in einem kleinen Gruftraum unter der Konkordienkirche in Karlsruhe beigesetzt. Erst im 19. Jahrhundert wird Karlsruhe zum Zentrum des fürstlichen Grabkultes.

Unter Markgraft Karl Friedrich, Enkel des Stadtgründers, entstehen Friedrich Weinbrenners Pläne für die Neugestaltung des Marktplatzes und 1807 beginnt der Bau der evangelischen Stadtkirche. Noch vor deren Fertigstellung stirbt der Großherzog und wird bei den Ahnen in Pforzheim beigesetzt.
Es ist der Großherzog Ludwig I, der dem Baudirektor Heinrich Hübsch den Auftrag erteilt, ein Gruftgewölbe unter der Stadtkirche zu bauen. Bis zum Jahr 1871 werden die Familienangehörigen hier beigesetzt.
Die Schätze im Inneren
In der kleinen Kirche der Grabkapelle ist das Gewölbe aus Holz. Hier wurden im Zweiten Weltkrieg die Jugendstilfenster zerstört und in der Nachkriegszeit durch schlichte Scheiben ersetzt. Die Beschläge an den Türen sowie das Grufttor werden nach Entwürfen der Karlsruher Kunstgewerbeschule angefertigt.
Bildhauer Wilhelm Sauer erstellt auch vier trauende weiblich Köpfe aus Kalkstein, die unter der Kuppel angebracht sind. An den Wänden sind zwei Epitaphen aus Sandstein für Großherzog Friedrich II und Großherzogin Hilde eingefügt.

Der Altartisch aus weißem Marmor steht auf einem Sockel von badischem grauen Granit. Außerdem enthält der Kirchenraum noch drei Marmorkenotaphe mit lebensgroßen Figuren des Großherzogs Friedrich I, Luise und Prinz Ludwig Wilhelm. Diese Plastiken sind von Hermann Volz, Professor an der Karlsruher Kunstakademie.
Die Gruft enthält Särge und die Herzen mancher Beigesetzten in Herzkapseln
Breite Treppenstufen führen zur Gruft, die sich hinter einem schmiedeeisernen Schiebetor befindet. Die Gewölbe hier unten sind aus Backsteinwerk und auch hier befinden sich vier weibliche Köpfe. Durch drei Mosaikfenster und zwei schmale Schlitzfenster wird die Gruft beleuchtet.

Hier sind in Eichensärge, die jeweils zwei weitere Särge aus Zink, Blei und Holz enthalten, 16 Erwachsene und ein Kind beigesetzt. Es liegen in der Gruft Großherzöge, Großherzoginnen, Markgrafen, Markgräfinnen, Prinzen und Prinzessinnen. In Herzkapseln am Kopf einiger Särge sind die Herzen mancher Beigesetzten enthalten. Über 300 Kranzschleifen erinnern an verschiedenen Ereignissen.
Plünderung im Zweiten Weltkrieg
Wegen der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg beherbergt die Großherzogliche Grabkapelle eine große Anzahl von Mitgliedern der badischen Dynastie. Die evangelische Stadtkirche, einst Grabmal der Familie, wurde im Krieg weitgehend zerstört und die Sarkophage geplündert und beschädigt.
Das Landesdenkmalamt hat dann im Juni 1946 die Verstorbenen in die Kapelle überführt. Seit 1964 ist die Grabkapelle Eigentum des Landes Baden-Württemberg.
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