Nachdem sich die beiden Bewerber den SPD-Mitgliedern im Tollhaus mit Redebeiträgen vorgestellt hatten, konnte jedes anwesende Mitglied in geheimer Abstimmung für seinen Wunschkandidaten abstimmen. Mit 163 von 276 abgegebenen gültigen Stimmen, erhielt Frank Mentrup die Unterstützung der Partei für die Oberbürgermeisterwahl am 2. Dezember. Insgesamt waren 1.290 Sozialdemokraten zur parteiinternen Wahl aufgerufen - 276 Genossen hatten abgestimmt.
"Das ist der unglaubliche Höhepunkt in meinem politischen Leben", freute sich Mentrup über das Wahlergebnis. Kontrahent Martin Lenz zeigte sich als fairen Verlierer. "Frank, Dir gilt meine volle Unterstützung", sicherte er seinem Parteifreund zu.
SPD: "Sensation in Karlsruhe möglich"
"Beide Hauptakteure stehen mit ihrem Gesicht, ihrer Vita und ihrer Persönlichkeit für die SPD", lobte der SPD-Kreisvorsitzende Johannes Jung zu Beginn der Wahlveranstaltung die beiden Bewerber. "Wir wollen am 2. Dezember einen Erfolg für die Stadt Karlsruhe und ihre Bevölkerung einfahren." Dies gehe aber nur gemeinsam und wenn die SPD zusammenhalte.
Viel Applaus erntete die Karlsruher Ehrenbürgerin und ehemalige Regierungspräsidentin, Gerlinde Hämmerle, für ihre Worte: "Diese OB-Wahl wollen und werden wir gewinnen. Unser Land ist Grün-Rot und das soll unsere Stadt auch werden." Die "Sensation" der baden-württembergischen Landtagswahl solle sich im Dezember in Karlsruhe wiederholen. Hämmerle lobte zudem das faire Verhältnis der beiden Kontrahenten. "Sie kratzen sich nicht die Augen aus, so wie es bei anderen Parteien der Fall ist."
Martin Lenz: "Ich stehe für den echten Wechsel"
Bevor die Genossen zur Wahlurne schritten, stellten sich beide Bewerber den Mitgliedern vor. Sozialbürgermeister Martin Lenz begann seine Rede mit Anekdoten aus seiner Kindheit und unterstrich damit, dass er in Karlsruhe geboren und aufgewachsen sei. "Es ist unsere Pflicht, alles notwendige zu tun, damit wir wieder einen Oberbürgermeister stellen. Wir können es gemeinsam schaffen. Wenn nicht jetzt, wann dann?", warb Lenz um U nterstützun g bei den Genossen. In Karlsruhe sei der Wechsel längst überfällig, mit ihm werde frischer Wind ins Rathaus einziehen, so Lenz. "Ich trete an, um neuen Ideen Raum zu geben und mit Euch umzusetzen. Mit klarem Konzept, klarer Strategie, klarer Vorstellung." Er wolle Stadt und Kunst enger verzahnen sowie Wirtschaft und Hochschulen besser vermarkten und den lebhaften politischen Dialog fördern. "Alle mitnehmen, alle beteiligen", so sein Credo. "Ich stehe für den echten Wechsel."
Auch verfolge er den weiteren Ausbau von Kindertagesstätten und Ganztagesschulen. Als positives Beispiel für eine erfolgreiche SPD-Bildungspolitik nannte er die Einführung der Gemeinschaftsschule in Grötzingen. Kinderpass, Karlsruher Pass, Sozialticket - auch das alles seien Ergebnisse seiner Arbeit als Karlsruher Sozialbürgermeister. Neben sozialer Wohnungspolitik, ökologischer und ökonomischer Stadtentwicklung, Sozial- und Bildungspolitik, gehöre auch Sport zu seinen Schwerpunkten. "Die KSC-Stadionfrage muss in diesem Jahrzehnt gelöst werden", so Lenz. Zudem sprach Lenz erneut eine Fest-Garantie aus. "Das Fest wird es mit mir immer geben." Abschließend plädierte er für Geschlossenheit innerhalb der SPD. "Denn nur gemeinsam können wir es schaffen. Wenn Ihr mich wählt, wird ab morgen in den Wahlkampfmodus umgeschaltet", versprach er. Die SPD stehe mit ihrem Nominierungsverfahren für Transparenz, während die CDU mit ihren Grabenkämpfen und ihrer Intransparaenz im Schatten stehe. "Mein Ziel ist es Oberbürgermeister zu werden", erklärte Lenz.
Frank Mentrup: "Wir müssen die Bürger ernst nehmen"
Auch Staatssekretär Frank Mentrup erläuterte in seiner Bewerbungsrede: "Ich stehe hier als Person, die Oberbürgermeister werden will. Wir wollen einen Politikwechsel". Das gehe aber nur gemeinsam mit den Grünen. Er habe schon früh bei den Grünen um Unterstützung geworben, so Mentrup. "Wer - so wie die CDU - versucht Macht auszuüben und Menschen zu instrumentalisieren, indem kurzfristig Menschen überredet werden in eine Partei einzutreten, der hat es nicht verdient, einen OB zu sellen", stichelte er gegen die Christdemokraten. Diese Art der Manipulation sei nicht anständig - auch wenn er dies niemandem unterstellen wolle. Für seinen Vergleich, der CDU-Kreisvorsitzende könne sich bald beim Fischen wie Russlands Präsident Putin filmen lassen, erntete er einige Lacher aus den Reihen der Genossen.
Zudem betonte Mentrup in seiner Rede die Notwendigkeit von mehr günstigem Wohnraum für Familien und Rentner. "Wohnungspolitik muss Zukunftspolitik sein." Auch wolle er den Sportbereich fördern. Hierbei nannte er unter anderem das Wildparkstadion. Unter den Stichworten "Talente, Technologien, Toleranz" sei Karlsruhe bereits hervorragend aufgestellt. Doch man dürfe sich damit nicht zufrieden geben. Auch Natur- und Freizeiträumen hätten in Karlsruhe große Bedeutung. Zum Thema Verkehr bemerkte Mentrup: "Wir dürfen nicht immer nur verhindern, sondern müssen auch konstruktive Vorschläge bringen." Dennoch machte er deutlich: "Es wird keine Nordtangente geben." Auch forderte er mehr Bürgerbeteiligung. Nur so könne man auch eher unpopuläre Projekte mit den Bürgern gemeinsam entwicklen. "Wir müssen die Bürger ernst nehmen."
Mentrup lebt seit fünf Jahren in Karlsruhe
"Ich biete viel kommunalpolitische Erfahrung - auch im Umgang mit erfolgreichen Wahlkämpfen - und lebe seit fünf Jahren in Karlsruhe. Ich kandidiere als Oberbürgermeister, weil Karlsruhe meine Heimatstadt geworden ist", zeigte sich Mentrup kämpferisch. Überall wo er sich heimisch fühle, wolle er seine politischen Kompetenzen einbringen und die Stadt voranbringen. Das gehe aber nur miteinander und über die Parteigrenze hinaus, betonte er.
Frank Mentrup wurde 1964 in Mannheim geboren und lebt seit 2007 mit seiner Familie in Karlsruhe. Mentrup ist verheiratet und hat vier Kinder. Seit Mai 2011 sitzt er für den Wahlkreis Ettlingen im Landtag. Momentan ist Mentrup Politischer Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport. Der 47-jährige Arzt ist seit 1983 SPD-Mitglied und saß auch für die Mannheimer SPD im Gemeinderat und Landtag.
Wird Mentrup von den Grünen unterstützt?
Die SPD hofft jetzt auf Unterstützung für ihren Kandidaten von den Karlsruher Grünen, der Karlsruher Liste (KAL) und anderen Karlsruher Parteien. In den nächsten Tagen werde es daher weitere Gespräche mit den Parteien geben, so der Kreisvorsitzende Johannes Jung.
Ob dieKarlsruher Grünen den SPD-Kandidaten unterstützen oder noch einen eigenen Kandidaten aufstellen, will die Partei demnächst bekannt geben. Die Karlsruher CDU entscheidet auf einem Kreisparteitag am 15. März über ihren Kandidaten. Erste Bürgermeisterin Margret Mergen und CDU-Kreisvorsitzender Ingo Wellenreuther liefern sich derzeit einen parteiiniternen Machtkampf. Die Freien Wähler wollen am Donnerstag, 8. März, ihren Kandidaten nominieren.FW-Stadtrat Jürgen Wenzel ist bisher der einzige Bewerber. Friedemann Kalmbach von der Wählervereinigung Gemeinsam für Karlsruhe (GfK) ist bereits nominiert.
Bereits am 1. März hatten die SPD-Mitglieder die Gelegenheit die beiden Anwärter bei einer gemeinsamen Kandidatenvorstellung kennen zu lernen.
Die SPD-Bewerber im ka-news-Interview:
Martin Lenz Martin Lenz im Interview: "Die KSC-Stadion-Frage muss geklärt werden"

Einen Kommentar zur Nominierung Mentrups gibt es hier.