Herr Wellenreuther, warum wollen Sie Karlsruhes neuer Oberbürgermeister werden?
Karlsruhe ist eine großartige Stadt und schon immer mein Lebensmittelpunkt. Ich fühle mich hier mit meiner ganzen Familie rundum wohl und mache daher seit Jahren mit großer Begeisterung und Leidenschaft Politik in und für die Stadt. Deshalb ist es mir ein Herzensanliegen, die Zukunft meiner Heimatstadt gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern positiv zu gestalten.
Zwischen Ihrer offiziellen Ankündigung am 2. Februar und der Nominierungsveranstaltung am 15. März liegen nur sechs Wochen, in denen die CDU-Mitglieder sich zwischen Frau Mergen und Ihnen entscheiden müssen. Warum ist dieser Zeitraum so knapp bemessen?
Nach dem klaren Beschluss der Mitglieder auf dem Parteitag im Oktober sollte es ein öffentliches Schaulaufen nicht geben. Sechs Wochen sind absolut ausreichend, weil beide Bewerber den CDU-Mitgliedern bereits bestens bekannt sind und eine lange, umfangreiche kommunalpolitische Vita aufweisen. Auch andere Parteien verfahren so, weil bei einem längeren Zeitraum immer die Gefahr besteht, dass es zu einer öffentlichen Auseinandersetzung kommt, die letztlich für die eigentliche OB-Wahl nicht hilfreich ist.
Wie ist Ihre Ankündigung zu kandidieren in der CDU aufgenommen worden?
Bereits vor der Bekanntgabe meiner Bewerbung wurde ich von vielen Parteifreunden und Bürgern darin bestärkt, zu kandidieren. Als ich den CDU Kreisvorstand am 2. Februar persönlich über meine Bewerbung unterrichtete, habe ich sehr starken Rückhalt erfahren. In den intensiven Gesprächen, die ich mit Mitgliedern der CDU Karlsruhe führe, erfahre ich großen Zuspruch für mich, meine Kandidatur und meine inhaltlichen Vorstellungen, worüber ich mich sehr freue! Die CDU Karlsruhe weiß meinen Einsatz für die Partei in den letzten zehn Jahren zu schätzen. Wir haben in dieser Zeit die beiden Landtagsmandate und das Bundestagsmandat zurückgewonnen und erfolgreich verteidigt. Karlsruhe ist außerdem die einzige Großstadt in Baden-Württemberg, in der die CDU nach wie vor den Oberbürgermeister und die größte Gemeinderatsfraktion stellt. Ich denke, diese Erfolge der letzten Jahre, die wir als CDU Karlsruhe durch unseren starken Zusammenhalt unter meiner Führung errungen haben, können sich sehen lassen.
Bei der Kreisvorstandssitzung soll es den Vorschlag gegeben haben, eine gemeinsame Erklärung an die Presse rauszugeben. Sie haben statt dessen eine eigene Erklärung rausgegeben. Warum?
Nachdem meine Mitbewerberin ihre Bewerbung zunächst der Öffentlichkeit bekannt gemacht hatte, war es für den Kreisvorstand selbstverständlich, dass auch ich meine Bewerbung nach außen bekannt gebe, nachdem ich die Kolleginnen und Kollegen im Kreisvorstand informiert hatte. Aufgrund der Erklärung meiner Mitbewerberin bereits im Januar konnte es gar keine gemeinsame Erklärung geben.
Warum sollte die CDU Sie als Kandidaten nominieren, und warum sollten die Wähler anschließend Sie zum neuen Karlsruher Oberbürgermeister wählen?
Ich bin in der Bürgerschaft breit verankert, wie meine vier gewonnenen Volkswahlen in Karlsruhe zeigen, und habe aufgrund meiner jahrelangen beruflichen Tätigkeit als Richter am Landgericht in Karlsruhe, meiner langjährigen politischen Arbeit als Stadtrat und Bundestagsabgeordneter und aufgrund meines ehrenamtlichen Engagements vielfältigste Kontakte in die Wirtschaft, zu sozialen Einrichtungen, in die Vereine und in das kulturelle Leben der Stadt. Nicht nur ich, sondern auch viele Parteifreunde sind deshalb der festen Überzeugung, dass ich die besten Chancen habe, die für die Stadt Karlsruhe enorm wichtige OB-Wahl im Dezember zu gewinnen.
Sollte ich nominiert werden, bitte ich um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger bei der Volkswahl im Dezember, weil ich ein Oberbürgermeister für alle Karlsruher sein möchte. Ich komme in der Bevölkerung mit meiner politischen Arbeit auch weit über das Spektrum meiner Partei an, was sich insbesondere daran zeigt, dass ich bei den Kommunalwahlen unter den CDU-Kandidaten die meisten Stimmen von Wählern anderer Parteien auf mich vereinigen konnte.
Ich traue mir zu, ein guter Repräsentant meiner Heimatstadt zu sein und die großen Stärken Karlsruhes selbstbewusst und dynamisch nach außen zu vertreten, um die Entwicklungsmöglichkeiten unserer Stadt bestmöglich zu nutzen.
Was sind Ihrer Ansicht nach die größten Herausforderungen, die Karlsruhe in den kommenden Jahren zu bewältigen haben wird und wie wollen Sie die angehen?
Nach meiner Überzeugung erfordert der Wettbewerb der Städte, dass sich Karlsruhe auf seine Stärken besinnt. Karlsruhe hat als Standort für Wissenschaft, Forschung und Innovation enorme Entwicklungspotenziale und diese gilt es weiter auszubauen, was etwa die Förderung unserer erstklassigen Hochschulen oder die Unterstützung junger, innovativer Unternehmen angeht.
Daraus können wir auch die Voraussetzungen für die Arbeitsplätze der Zukunft in unserer Stadt schaffen und unsere Wirtschaftskraft stärken, um auch weiterhin ein stabiles soziales Netz in Karlsruhe knüpfen und attraktive Kultur-, Sport- und Vereinsangebote anbieten zu können. Eine wichtige Zukunftsaufgabe ist weiterhin, die Stadt für Familien noch attraktiver zu machen. Als Familienvater weiß ich: Eltern ist insgesamt ein Umfeld im Stadtteil wichtig, in dem sich ihre Kinder rundum gut entwickeln können. Konkret bedeutet dies für mich beispielsweise den weiteren Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten über das bisher geplante Maß hinaus und die weitere Instandsetzung und Modernisierung der Schulen in Karlsruhe.
Eine weitere Herausforderung für Karlsruhe ist der demographische Wandel. Die Stadt muss sich noch stärker auf die Belange und Bedürfnisse der älteren Generation einrichten. Dabei geht es beispielsweise darum, noch mehr Einrichtungen zu schaffen, die Zuwendung und Pflege in der gewohnten oder in der wohnortnahen Umgebung sicherstellen. Eine große Aufgabe der Zukunft ist schließlich auch die Entwicklung der Innenstadt im Zuge der Kombilösung oder auch die Stadtentwicklung im Bereich des Stadteingangs Ost, also den Messplatz, dem Schlachthofgelände und Ostauepark, der Güterbahnflächen und der Geländen an der Durlacher Allee und der Stuttgarter Straße. Hier brauchen wir eine gesunde Balance zwischen Flächen für Gewerbe- und Einzelhandel, für attraktiven Wohnraum und für Sport- und Kultureinrichtungen sowie Grünflächen.
Neben Ihrer Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter und Stadtrat sind Sie aktuell auch Präsident des Karlsruher SC. Werden Sie diese Ämter weiter ausüben, wenn Sie Karlsruhes neuer Oberbürgermeister werden?
Was das Stadtratsmandat und das Bundestagsmandat angeht, verträgt sich dies rein rechtlich nicht mit dem Amt des Oberbürgermeisters. Die Präsidentschaft beim KSC steht derzeit nicht zur Debatte. Es geht im Moment nicht um die Person Wellenreuther, sondern einzig und allein der Klassenerhalt für den KSC zählt jetzt. Klar ist für mich angesichts der schwierigen Lage des KSC nur, dass ich mich nicht vom Acker machen werde. Ich stehe zum KSC.
Gerade in Bezug auf Ihre Tätigkeit beim KSC: Wird es mit einem Ingo Wellenreuther als Oberbürgermeister ein neues Stadion geben?
Voraussetzung ist, dass die Bevölkerung und die Stadtverwaltung weiterhin Profifußball in Karlsruhe haben wollen. Ich habe den Eindruck, dass dem so ist und finde das auch richtig so. Profifußball geht auf Dauer allerdings nur mit einem wettbewerbsfähigen Stadion. Dabei muss sich die Stadt natürlich auch finanziell beteiligen, um - genau wie beim notwendigen Ausbau des Staatstheaters - Spielstätten mit Strahlkraft für unsere Stadt und ihre Bürger zu schaffen.
Bereits lange bevor ich zum Präsidenten des KSC gewählt wurde, habe ich mich für einen Stadionneubau an der Autobahn ausgesprochen. Dadurch könnte gleichzeitig das riesige Interesse des KIT an einer Campus-Erweiterung im Wildparkgelände und an der Übernahme des Stadions bedient werden, was für die Stadtentwicklung insgesamt und den Ausbau Karlsruhes als Wissenschaftsstandort eine Ideallösung wäre. Die von mir geltend gemachten Argumente, die gegen den Wildpark als Standort für ein neues KSC-Stadion sprechen, gelten unvermindert fort: die schlechte verkehrliche Erreichbarkeit mit Auto und ÖPNV, die Lage in einem Landschaftsschutzgebiet, keine ausreichenden Parkmöglichkeiten, die schwierige Zu- und Abfahrt zum Stadion, die Begrenzung der Zuschauerkapazität, sehr stark eingeschränkte Werbewirksamkeit und Vermarktungsmöglichkeiten sowie Sicherheitsprobleme durch eine schwierige Trennung der Fangruppen.
Ich bleibe deshalb dabei: Ein neues, modernes und attraktives Stadion an der Autobahn wäre die beste Lösung. Dazu stehe ich und dafür werde ich mich einsetzen, wenn ich zum Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe gewählt würde. Ich hoffe dann nach Prüfung aller Argumente auf einen breiten Konsens.
Sie haben schon mehrfach betont, dass Sie in Karlsruhe geboren und aufgewachsen sind. Im Oberbürgermeisterwahlkampf in Mannheim haben Sie dagegen auf die Mannheimer Wurzeln Ihrer Familie verwiesen, Stichwort "Café Wellenreuther". Wie geht das zusammen?
Die Familie Wellenreuther ist groß und weit verzweigt. Viele Verwandte kamen aus Mannheim. Einer davon betrieb tatsächlich ein "Café Wellenreuther". Mein Großvater jedoch wurde bereits 1888 in Beiertheim-Bulach in der "Schäumenden Alb" geboren. Ich selbst bin waschechter Karlsruher, hier geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen, war über zehn Jahre als Richter am Landgericht Karlsruhe tätig, mache seit 13 Jahren Politik in der Stadt und für die Stadt und bin hier breit verwurzelt.
Die CDU wird sich am 15. März für einen Kandidaten entscheiden. Was tun Sie, wenn man sich nicht für Sie entscheidet?
Beide Bewerber in der CDU haben eindeutig erklärt, dass eine Kandidatur nur mit Votum des Parteitags in Frage kommt. Ich vertraue auf die Mitglieder der CDU Karlsruhe und bin sehr zuversichtlich, dass sie in mir den richtigen Kandidaten sehen.
Die Fragen stellte Felix Neubüser.
Ingo Wellenreuther wurde am 16. Dezember 1959 in Karlsruhe geboren und war Vorsitzender Richter am Karlsruher Landgericht. Seit 1999 sitzt er für die CDU im Karlsuher Gemeinderat, seit 2002 ist er Mitglied des Deutschen Bundestags und Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Karlsruhe. Seit 2010 ist er Präsident des Karlsruher SC.
Mehr zur Oberbürgermeisterwahl in Karlsruhe und den übrigen Kandidaten haben wir für Sie in unserem Dossier zur Wahl zusammengefasst.