Herr Lenz, warum wollen Sie Karlsruher Oberbürgermeister werden?
Nach zwei Jahren als Bürgermeister möchte ich gern noch mehr Verantwortung übernehmen. Als Oberbürgermeister könnte ich dann auch Herzensanliegen, wie das Thema "Familie und Beruf" besser einbringen. Auch bin ich gern bereit, meiner Partei diesen Dienst zu erweisen. Denn ohne sie dürfte ich nicht Sozialbürgermeister sein. Außerdem ist es sehr reizvoll, von den Bürgern direkt gewählt zu werden.
Andere Kandidaten betreiben schon ganz offen Wahlkampf - Sie nicht. Warum?
Es gibt kein Schaulaufen in der SPD. Das haben wir so vereinbart und daran halte ich mich auch. Ich bin wirklich überrascht, welche Ausmaße die OB-Wahl schon vor den offiziellen Nominierungen annimmt. Ich warte den 6. März ab (Am 6. März will die SPD in einer Nominierungsveranstaltung entscheiden, ob sie Lenz oder Frank Mentrup in den Wahlkampf schickt, Anmerkung der Redaktion). Wenn mich meine Partei nominiert, wird ab dem 7. März auf Wahlkampf umgeschaltet. Darauf bin ich vorbereitet.
Wie schätzen Sie ihre Chancen, OB zu werden, ein?
Den Rückmeldungen zufolge, die ich aus meiner Partei, aus der Bevölkerung, aber auch von anderen Parteien bekomme, rechne ich mir gute Chancen aus. Auf jeden Fall wird die Partei geschlossen hinter ihrem Kandidaten stehen. Schließlich haben wir gute Chancen, dass der OB erstmals nach 40 Jahren wieder aus den Reihen der SPD kommt.
Ein möglicher Gegenkandidat ist KSC-Präsident. Sie waren 2000 Vize-Präsident. Hat die Verbindung zum KSC Einfluss auf die Wähler?
Ganz klar ist der KSC ein wichtiges Thema in der Stadt. Auch zukünftig wird er ein Markenzeichen für Karlsruhe sein. Deshalb muss die Stadionfrage im nächsten Jahrzehnt geklärt werden.
Sie sind in Karlsruhe geboren. Spielt das eine Rolle im Wahlkampf?
Ich begegne oft der These "Karlsruhe wählt Karlsruher". Ob das wirklich so ist, wird der Wahltag zeigen. Aus Karlsruhe zu kommen, ist aber ein unheimlicher Vorteil für das Amt. Weil man sich in der Stadt auskennt und weiß, was auf einen zukommt. Zum Beispiel muss der neue OB gleich nach seiner Amtseinführung den zweitägigen Beratungsmarathon zum neuen Haushalt leiten. Da ist es ein Vorteil, wenn man mit Karlsruher Themen vertraut ist.
Sie sind seit vielen Jahren für die Stadt tätig. Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Zeit gemacht und wie würden Ihnen diese als OB nutzen?
Ich habe große Führungserfahrung, unter anderem aus meiner Tätigkeit als Leiter des Sozialamts und jetzt eben als Sozialdezernent. Daher habe ich auch große Erfahrungen im Verwaltungsbereich und umfangreiche sozialwirtschaftliche Kompetenzen. Zudem engagiere ich mich seit über 20 Jahren ehrenamtlich. Mein Politikstil basiert auf Empathie, Sachlichkeit und geleisteter Arbeit. In den letzten Jahren habe ich mich intensiv um die soziale Wohnraumversorgung gekümmert. Außerdem habe ich Projekte zur nachhaltigen Bekämpfung der Bewegungsarmut bei Kindern und Jugendlichen auf den Weg gebracht.
Wo sehen sie den größten Handlungsbedarf in der Fächerstadt?
Wir haben in Karlsruhe so viele Hausaufgaben zu machen. Die finanzielle Lage der Stadt ist eine Daueraufgabe. Die Aufgabe schlechthin ist eine gute Umsetzung der Kombilösung. Außerdem müssen wir die Ganztagsschulen ausbauen, eine Lösung der Betreuungsfrage im Kita-Bereich finden, sowie die angespannte Wohnungsmarktlage entschärfen.
Derzeit steht die Frage im Raum, ob SPD und Grüne einen gemeinsamen Kandidaten in den Wahlkampf schicken. Ihr Partei-Kollege Frank Mentrup hat angekündigt, dass er sich bei den Grünen vorstellen möchte. Werden Sie das auch machen?
Selbstverständlich. Ich stehe mit Renate Rastätter, Kreisvorstandsmitglied der Grünen, im Kontakt. Wir haben vereinbart, dass ich in eine Mitgliederversammlung komme und mich vorstelle.
Was tun Sie, wenn Sie nicht als OB gewählt werden?
Dann arbeite ich so weiter wie bisher. Ich habe einen Traumjob. Daran kann weder der 6. März, noch die Wahl am 2. Dezember etwas ändern. Mein Team und ich schaffen hier einfach weiter. Die Dinge erledigen sich schließlich nicht von allein.
Fragen: Sandra Schneider
Martin Lenz wurde 1962 in Karlsruhe geboren. Nach seinen Studien begann seine Berufslaufbahn beim Stadtjugendausschuss, dem er seit 1979 ehrenamtlich verbunden war. Ab 1992 war er bei der Sozial- und Jugendbehörde der Stadt tätig. Seit dem 1. September 2009 ist Lenz Dezernent für Jugend und Eltern, Soziales, Schulen, Sport, Bäder und Migrationsfragen.
Mehr zur Oberbürgermeisterwahl in Karlsruhe und den übrigen Kandidaten haben wir für Sie in unserem Dossier zur Wahl zusammengefasst.