Wird der Mangel an ausreichend Gewerbefläche in Karlsruhe bald ein wenig entschärft? In der ersten Sitzung des Jahres des Karlsruher Gemeinderates könnte ein wichtiger Meilenstein für ein neu geplantes Gewerbegebiet auf Karlsruher Gemarkung erreicht werden.
Neues Gewerbegebiet in Karlsruhe: Um was geht es?
Konkrete geht es um das "Gottesauer Feld" am Rande des Stadtteils Neureut. Die Stadtverwaltung will in einer Beschlussvorlage den Bebauungsplan aufstellen und den dazugehörigen Entwurfsplan veröffentlichen.

Das zirka 23,7 Hektar große Areal liegt grob zwischen Neureut und der B36. "Mit dem vorliegenden Bebauungsplanentwurf sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen für ein neues Gewerbegebiet in Karlsruhe-Neureut geschaffen werden. Vorrangiges Ziel der Planung ist es, den Mangel an attraktiven Gewerbeflächen in Karlsruhe abzumildern", erklärt die Verwaltung in ihrer Vorlage.

Das in Karlsruhe zu wenig Gewerbeflächen in Umfang und Lage vorhanden seien, habe eine Gewerbeflächenstudie aus dem Jahr 2012 ergeben. Insbesondere größere, zusammenhängende Flächen mit guter Anbindung zu überörtlichen Erschließungsstraßen würden in Karlsruhe fehlen.

Beim Gottesauer Feld handle es sich laut Verwaltung um eine der wenigen im Stadtgebiet vorhandenen größeren Potenzialflächen für neue Gewerbeansiedlungen. "Ergänzend soll das vorhandene allgemeine Wohngebiet an der Straße Am Zinken nach Westen erweitert werden, um weiteres Wohnraumangebot für die anwachsende Bevölkerung zu schaffen", so die Verwaltung weiter.
Warum im Gottesauer Feld?
Darüber hinaus umfasse die Planung Waldflächen im Gewann Hinterer Egelsee westlich der B36 und Ackerflächen im Gottesauer Feld östlich der Grabener Straße, die für Maßnahmen zum Ausgleich für die Eingriffe in Natur und Landschaft herangezogen werden.

Das Gebiet eigne sich gut für die beabsichtigte Nutzung, da beispielsweise dem Boden eine mittlere bis hohe Funktionalität nachgewiesen wurde und weil das Gebiet außerhalb der durch ein 100-jährliches Hochwasser gefährdeten Bereiche oder als Überschwemmungsgebiet ausgewiesenen Flächen gelegen sei.

Belastungen bestünden vor allem durch Lärm sowie Stickoxidemmisionen durch die vorhandenen Straßen, der B36 im Norden und der Grabener Straße sowie Linkenheimer Landstraße im Osten. Ferner seien nicht unerhebliche Feinstaubbelastungen im Norden des Gebiets durch die vorhandene Baustoffrecyclinganlage bei der Planung zu beachten.
Was soll im Gottesauer Feld alles entstehen?
Das neue Gewerbegebiet soll ressourcenoptimiert entwickelt werden. "Ziel ist neben einer effizienten Ausnutzung der in Anspruch genommenen Fläche, die Schaffung eines Gewerbegebietes mit möglichst niedrigem Energie- und Ressourcenverbrauch und qualitätvoller Grünordnung", heißt es.

So soll im Süden des Gebietes ein Wohngebiet entstehen. Angrenzend daran werden zwei Teilflächen als eingeschränkte Gewerbegebiete ausgewiesen. Hier soll es Wohnflächen und Gebäude für "nicht wesentlich störende Gewerbebetriebe, öffentliche Betriebe und Geschäfts-, Büro und Verwaltungsgebäude", geben.
Drei weitere Flächen sollen als (unbeschränkte) Gewerbegebiete festgelegt. Hier können sich auch störintensivere Gewerbebetriebe niederlassen. Außerdem sollen auch Anlagen für die Feuerwehr und Rettungsdienste zulässig sein. Dadurch verspricht siech die Verwaltung freiwerdende Flächen in Neureut die wiederum als Wohnraum genutzt werden könnten.

Flächen für den Einzelhandel sollen eine untergeordnete Rolle spielen und auf eine größere von höchstens 200 Quadratmetern beschränkt werden. Lediglich Einzelhändler, die in direkter Verbindung mit einem im Gebiet zulässigen Produktions-, Handwerks-, Reparatur-, oder Veredelungsbetrieb stehen, sind bis 400 Quadratmeter Verkaufsfläche zulässig.
Was wird im Gottesauer Feld verboten?
Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale und gesundheitliche Zwecke seien nur ausnahmsweise zulässig. Dieser Anteil soll deutlich untergeordnet sein.

Gänzlich ausgeschlossen in allen Gewerbegebieten werden unter anderem Vergnügungsstätten, Bordelle, bordellartige Betriebe und ähnliche Nutzungen, sportliche Anlagen und (öffentliche) Tankstellen.

"Lediglich in den (unbeschränkten) Gewerbegebieten soll ausnahmsweise auch die Errichtung von Freizeit-Centern zulässig sein, bei denen anders als bei sonstigen Vergnügungsstätten, wie Spielhallen oder Wettbüros nicht mit einer vergleichbar negativen Vorbildwirkung zu rechnen ist", so die Stadt.
Was kostet das neue Gewerbegebiet?
Für das geplante Gewerbegebiet rechnet die Stadt Karlsruhe mit Kosten in Höhe von zirka 6,8 Millionen Euro. Diese würden primär für die Erstellung der Erschließungsanlagen und Ausgleichsmaßnahmen anfallen.

Die Erschließungsbeitragskosten schätzt die Verwaltung auf 5,1 Millionen Euro. Davon verbleibt ein Eigenabteil von fünf Prozent bei der Stadt - zirka 225.000 Euro. Naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen will die Stadt Karlsruhe selbst umsetzen.

Insgesamt verbleiben bei der Stadt Kosten von zirka 1,2 Millionen Euro. "Indirekte Folgekosten, die z.B. durch die Verlagerung des Standortes der Feuerwehr Neureut anfallen, können derzeit noch nicht beziffert werden."
Wann genau die ersten Bagger am Rande Neureuts anrollen oder das Projekt beendet sein soll, schreibt die Stadt nicht.
Aktualisierung, 23. Januar, 17 Uhr: Grünes Licht für neues Gewerbegebiet
Während einige Stadträte betonten, dass das ein neues Gewerbegebiet nötig sei, damit Karlsruhe wettbewerbsfähig und attraktiv bleibt, sprachen sich andere gegen die neuen Versiegelungen aus. Nach langer Diskussion stimmte der Gemeinderat schlussendlich mehrheitlich zu