"Unser Urgroßopa war vor rund 100 Jahren schon im weitesten Sinne im Bäckereigewerbe tätig", sagt Viktoria Brauch im Gespräch mit ka-news.de. Sie ist eines der Gesichter hinter der Glückskeks - Firma sweet&lucky aus dem nordbadischen Gondelsheim. Damals sammelte ihr Urgroßvater Korn aus der Region und machte Mehl daraus.
Sweet&lucky macht Glückskekse in Gondelsheim
Die von den Urgroßeltern betriebene Heck-Mühle ist noch immer in fünfter Generation in Familienbesitz und stellt heute das Mehl für die eigenen Glückskekse her. Weihnachtspost liefert die Idee zur Glückskeksproduktion "Wir produzieren pro Woche mehrere Millionen Glückskekse", sagt Brauch. Gemeinsam mit ihren beiden Geschwistern Alexandra und Christoph Brauch gründet sie am 13. Februar 2003 sweet&lucky. Heute ist die Firma Europas größte Glückskeksfabrik.

"Die Idee dazu kam im Paket", sagt Brauch schmunzelnd. An Weihnachten hatten Verwandte aus Amerika der Familie ein Päckchen zugeschickt. "Wir saßen alle gemeinsam am Küchentisch bei unseren Eltern und haben die Post ausgepackt. Im Inneren war ein Familienfoto unserer Verwandten, ein kleiner Brief, was das ganze Jahr über alles passiert ist und dann waren da noch Glückskekse", berichtet die Firmengründerin.

Bereits zwei Jahre zuvor hatten sich die Geschwister eine Foliendruckerei in Rosenheim bei München gekauft und den Wunsch gehabt, ein Produkt zu verpacken, das aus dem Mehl der Mühlen ihrer Eltern hergestellt wird. "Als wir dann vor 20 Jahren die Glückskekse in der Weihnachtspost unserer Verwandten entdeckten, haben wir alle drei gesagt: Mensch, das ist die Idee, wir produzieren Glückskekse."
"Wir wollten die besten Glückskekse der Welt backen"
Im Jahr 2003 seien Glückskekse in Deutschland allerdings noch vergleichsweise unbekannt gewesen und wenige hätten sie aus dem Chinarestaurant gekannt. "Glückskekse hatten damals eher den Ruf nach Pappe zu schmecken und als Verpackung für die Glückszettel zu dienen. Wir hatten aber die Vision, die besten Glückskekse der Welt zu backen", so Brauch. Zu Beginn haben Sie und ihre Geschwister sich des Öfteren die Frage "Kann man die überhaupt essen?" gefallen lassen müssen.

So seien die Glückskekse, die sich früher auf dem Markt befanden, häufig von schlechter Qualität gewesen und das sowohl optisch als auch geschmacklich. "Das müssen wir ändern!", sei folglich schon damals die Devise der Geschwister Brauch gewesen. "Ein Produkt, dass doch eigentlich nur Positives ausdrückt, muss einfach auch gut schmecken und aussehen", so Brauch. Außerdem seien sie und ihre beiden Geschwister mit der Tradition der familiären Mühle aufgewachsen, in der sie die Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln folglich quasi in die Wiege gelegt bekommen haben.

"Ein Lebensmittel darf man nicht wegwerfen, nur weil es vom Aussehen oder dem Geschmack nicht den Ansprüchen der Kunden entspricht", meint Brauch. Dieser Fakt sei für sie und ihre Geschwister einfach nicht vertretbar gewesen. "Wir hatten den Anspruch, das zu ändern." Dass aus einer Vision am weihnachtlichen Küchentisch allerdings einmal ein solch großes Unternehmen entsteht, hätte Viktoria Brauch nicht erwartet.

„Dass wir mal so groß werden und wöchentlich mehrere Millionen Glückskekse mit zirka 1.000 unterschiedlichen Botschaften backen und verpacken, hätten wir vor 20 Jahren selbst nicht geglaubt", sagt sie und ergänzt: "Es war natürlich einfacher, mit der Mühle im Rücken eine Firma zu gründen, als wenn wir die Unterstützung unserer Eltern nicht gehabt hätten – das war auch schon großes Glück."
"Wir erkennen unsere Glückskekse am Geschmack"
Bis die ersten Glückskekse produziert wurden, habe es allerdings dennoch ein bisschen gedauert. So wurde unter anderem an der Rezeptur für den Teig getüftelt, der nach familieneigener Rezeptur kreiert ist. "Wir erkennen unseren Glückskeks sofort am Geschmack und das wird jedem anderen auch so gehen, der unsere Kekse einmal probiert hat", ist sich Brauch sicher. "99 Prozent schmecken nach Vanille. Eine Geschmacksrichtung, die eigentlich jedem schmeckt", sagt die Firmeninhaberin.

Insgesamt beschäftigt das badische Familienunternehmen heute rund 60 Mitarbeiter und beliefert Großhandelsketten für Chinarestaurants, Werbemittelhändler und den Lebensmitteleinzelhandel. In Europa sind sie damit Marktführer. "Die Botschaften der „sweet&lucky“-Kekse werden in über 25 Sprachen übersetzt", sagt Brauch. Die Zukunftsweisungen auf den kleinen Zetteln werden dabei allerdings nicht einfach eins zu eins übersetzt.

"Wir haben die Sprüche literarisch übersetzen lassen. Uns ist es nämlich wichtig, dass nicht einfach der Spruch wortgenau übersetzt wird, sondern dass er im jeweiligen Land auch Sinn ergibt", so Brauch.
Wie kommt der Spruch in den Keks?
Inspiration für die Sprüche, hole sie sich aus dem Alltag. "Früher hatte ich mal ein schwarzes Büchlein, heute nutze ich mein Handy als Notizblock. Immer wenn mir ein schöner Spruch begegnet, schreibe ich ihn auf", erzählt Brauch. Mehrmals im Jahr gebe es außerdem Glückskeksboxen mit saisonalen Botschaften. "In Sommer zum Beispiel bieten wir Glückskeksboxen mit Partysprüchen und in der Weihnachtszeit wird es Glückskekse mit Lebkuchengeschmack im Sortiment geben", sagt Brauch.
Ab 250 Stück könnten Privatpersonen und Firmen auch individuell gestaltete Glückskekse bestellen. "Der Kunde kann dann selbst bestimmen, wie die Folie bedruckt wird und was auf den Zetteln steht." So sei etwa das Bedrucken mit QR-Codes oder auch Gewinnspielen sehr beliebt für Firmenveranstaltungen und auch Mädelsabend-Kekse mit starken Frauen-Zitaten fänden großen Anklang.
Stimmt es, was in den Glückskeksen steht?
Doch passen die Glückskeks-Sprüche immer und weißen ein stückweit die Zukunft? Viktoria Brauch sieht sie eher als eine Art Anleitung für den Alltag. Manchmal aber würden die Sprüche doch ganz gut passen. So erzählt Brauch von einer Begegnung mit einem Besitzer eines kleinen Naturkostladens, der bei ihrem Einkauf einen Glückskeks-Zettel hervorholte.

Darauf stand: "Sie haben eine sinnvolle Investition getätigt." Der Mann hatte sich kurz zuvor eine Käsetheke gekauft, was für ihn mit einer großen finanziellen Investition verbunden war. Als er die Käsetheke gemeinsam mit seinen Mitarbeitern aufgebaut und mit Käse bestückt hatte, lud er zum Chinesen ein. "Dort hat er einen Glückskeks bekommen, in dem eben genau dieser Spruch drinstand und er sah sich in seiner Investition bestätigt. Der Spruch hängt bis heute unter seiner Käsetheke", erzählt Brauch. Der Glückskeks, der von „sweet&lucky“ stammte, sollte also recht behalten.

"Ich bin davon überzeugt, dass wenn ein Mensch einen positiven Spruch liest, das auf jeden Fall Auswirkungen auf sein Leben, auf die nächste Zeit hat“, sagt Brauch. Sie selbst esse täglich drei bis fünf Glückskekse. „Bei mir wirken sie", sagt die Glückskeksfabrikantin mit einem Lächeln.#
Dieser Artikel erschien bereits im Dezember 2023 in unserem Wirtschaftsprintmagazin ka insight.