"Girls can do whatever they want": diesen Spruch trägt Tijen Onaran nicht nur auf ihrem T-Shirt, sondern auch als Message hinaus in die (Wirtschafts-)Welt. Die gebürtige Karlsruherin kann auf eine steile Karriere blicken. Denn sie gehört laut dem Handelsblatt zu den Top 100 einflussreichsten Frauen in Deutschland, besitzt sogar ihre eigene Barbie-Puppe.

Darüber hinaus ist sie seit dem 28. August Mitglieder bei der TV-Sendung "die Höhle der Löwen".

Benachteiligung der Frau ist auch 2023 noch ein Thema

Schon während ihres Studiums der Politik, Geschichte und öffentlichem Recht engagierte sich die Unternehmerin für die Fächerstadt. Arbeitete zum Beispiel als Hilfskraft für die ehemalige FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin, absolvierte Praktika im Europäischen Parlament oder dem Bundestag. 2010 kandidierte sie selbst für die FDP im Landtag Karlsruhe.

Tijen Onaran mit ihrer eigenen Barbie, die sie von Mattel bekommen hat.
Tijen Onaran mit ihrer eigenen Barbie, mit der sie anlässlich des Weltfrauentags 2022 von Mattel geehrt wurde.

"Ich habe schon zahlreiche Einblicke in jede Ebene der Politik bekommen. Dabei ist mir immer wieder aufgefallen: befindet man sich in machtvollen Räumen, ist der Anteil an Frauen sehr gering", so Onaran.

Allgemein hätten es Frauen laut Onaran nicht leicht im Geschäftsleben. "Als Frau musst du doppelt so viel arbeiten", erklärt sie im Interview mit ka-news.de. "Entweder du bist zu viel, oder zu wenig. Das machtgierige Karrierebiest, oder eine Frau, die doch mehr aus ihrem Leben machen könnte. Und je höher man auf der Karriereleiter klettert, desto stärker ist man den Anforderungen und Stereotypen ausgesetzt."

Tijen Onaran setzt sich für Female Empowerment und Diversität ein.
Tijen Onaran setzt sich für Female Empowerment und Diversität ein. | Bild: RTL

Doch genau dies sollte ihrer Meinung nach Frauen nicht davon abhalten, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. "Unsere Welt wird immer komplexer, da brauchen wir die Blickwinkel von verschiedenen Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen und Wertekonstruktionen, um die Wirtschaft zu prägen. Denn eine Wirtschaft ohne Frauen ist keine", findet sie.

Alles begann in der Fächerstadt

Die Fächerstadt hat dabei nicht nur eine emotionale Bedeutung für sie, sondern auch für ihre Arbeit: "Das erste Mal in Kontakt mit Female Empowerment und Diversity* bin ich bereits in meiner Schulzeit gekommen. Ich war auf dem St. Dominikus-Gymnasium, eine reine Mädchenschule. Und schon damals hat uns die Direktorin Emanzipation vorgelebt: Es gibt nichts, das Mädchen nicht könnten, meinte sie immer", so die Unternehmerin.

Tijen Onaran ist in Karlsruhe geboren und aufgewachsen.
Tijen Onaran ist in Karlsruhe geboren und aufgewachsen. | Bild: RTL

Mit anderen Worten: In Karlsruhe wurde somit der Grundstein für Onarans heutiges Schaffen gelegt. "Hier habe ich den Mut gefasst, mich in der Wirtschaft sichtbar zu machen", sagt sie. Vor über 6 Jahren stieg sie in die Selbstständigkeit ein, indem sie in Berlin einen Stammtisch für Frauen ins Leben rief.

Aus diesem Prinzip heraus entstand schließlich das Geschäftsmodell für ihr erstes eigenes Unternehmen, "Global Digital Women", welches sich darauf spezialisiert hat, weibliche Talente zu vernetzen und ihnen eine Bühne zu geben.

Zusätzlich dazu berät die Gründerin mit ihrer Firma ACI Consulting verschiedene Unternehmen in allen Facetten der Diversität. "Dies betrifft dann nicht nur das Thema Geschlecht, sondern auch Dinge wie Generationenunterschiede und Migrationshintergrund", erläutert die 38-Jährige.

Karlsruhe ist ein innovativer Ankerpunkt

"Karlsruhe ist die Stadt des Rechts und Frauenrechte sind Menschenrechte, das liegt hier allen Akteuren in der Stadt am Herzen", so Onaran und ergänzt: "Mit der praktischen Lage, eingebettet in einen Industriestandort, aber auch mit Einrichtungen wie dem KIT oder dem ZKM, bringt Karlsruhe viele Möglichkeiten und Potenziale mit."

Dies sei auch ein Grund, warum der Digital Female Leader Award, ein internationaler Preis, in Karlsruhe verliehen wird. Dieses Jahr findet dieser am 22. und 23. September statt.

Britta Wirz, Tijen Onaran und Frank Mentrup.
Britta Wirz, Tijen Onaran und Frank Mentrup. | Bild: Messe Karlsruhe/Jürgen Rösner

Worauf die Karlsruherin besonders stolz ist? "Ich kann meine Eltern ins schönste Restaurant in Karlsruhe einladen. Es berührt mich auch, wenn mir Menschen auf Social Media schreiben,  dass ich sie inspiriert habe. Das zeigt, wie wichtig Vorbilder sind, und bestätigt mein Handeln. Und ganz wichtig, dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um Glaubwürdigkeit."

*Female Empowerment: Chancengleichheit für Frauen, Bildung zu erhalten und respektiert zu werden. Außerdem verweist der Begriff auf die Förderung von Frauen im sozialen sowie wirtschaftlichen Bereich und auf die Stärkung ihres Selbstvertrauens hin.

*Diversity (deutsch: Vielfalt): Zielt auf die Wertschätzung und (berufliche) Förderung aller Menschen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung oder körperlicher Beeinträchtigung ab.