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Karlsruhe: Neues von der Stadthalle Karlsruhe: Wie läuft es beim Mammutprojekt?

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Neues von der Stadthalle Karlsruhe: Wie läuft es beim Mammutprojekt?

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    Wann wird die Stadthalle fertig sein? Und wie soll sie aussehen?
    Wann wird die Stadthalle fertig sein? Und wie soll sie aussehen? Foto: Thomas Riedel

    Angenehm kühl ist es schon einmal beim betreten der im Bauprozess befindlichen Stadthalle -zumindest im Vergleich zur Schwüle der herannahenden  Sturmfront. Was die restlichen Sinne angeht, so werden sie fast völlig vom Baustellenpanorama vereinnahmt: Es riecht nach frischem Beton, die Schritte hallen in den hohen, unverkleideten Wänden und die Innenfassade wird von kargem Stein, Metallgerüsten und Pappabdeckungen dominiert.

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    Foto: Thomas Riedel

    An diesem Donnerstagnachmittag hat es sich die Stadt zur Aufgabe gemacht die Fortschritte an der sanierten Stadthalle zu demonstrieren. Nun, nachdem die Sanierung eine dreijährigen Pause, eine drastische Erhöhung des Budgets und immer wieder verschobene Termine zur Fertigstellung hinter sich hat, sei der Stadt besonders wichtig, die Arbeiten zu einem verbindlichen Ende zu führen.

    "Kosten und Zeitrahmen werden eingehalten"

    "Bis Mitte 2025 soll eine erste Probeveranstaltung in der bis dahin voraussichtlich fertigen Stadthalle erfolgen", sagt die Erste Bürgermeisterin der Stadt Karlsruhe, Gabriele Luczak-Schwarz. "Ab 2026 ist dann wieder Regelbetrieb möglich. Der im letzten Doppelhaushalt festgelegte Kostenrahmen von rund 135 Millionen Euro wird dabei nach derzeitigen Prognosen nicht überschritten."

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    Foto: Thomas Riedel

    Doppelhaushalt ist dabei ein gutes Stichwort. Könnten die Sparmaßnahmen, die durch die Defizite im Karlsruher Doppelhaushalt notwendig geworden seien, das Gelingen der Sanierung gefährden? "Nein", sagt Luczak-Schwarz. "Die nötigen Sparmaßnahmen wirken sich in erster Linie auf neue Projekte aus. Laufende Projekte, wie eben die Sanierung der Stadthalle, bleiben von ihnen unbehelligt."

    "Die Arbeitspause hatte auch ihr Gutes"

    Derlei Probleme und Aufschübe zu vermeiden, sei laut der ersten Bürgermeisterin von hoher Priorität - musste die Sanierung dank der Vertragsauflösung mit dem letzten Planungsbüro doch bereits eine mehrjährige Pause einlegen. "Diese Auszeit zu nehmen, erwies sich aber bis zu einem gewissen Grad als richtige Entscheidung, da das neue Planungsbüro, die SSP Ag aus Bochum, so Zeit hatte, ihr neues Design auszuarbeiten."

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    Foto: Thomas Riedel

    Jenes neue Design stellt nun Matthias Kraemer vor. Als Projektleiter der Sanierung der Stadthalle und Vorstand der SSP AG sei er an fast jeder Entscheidung der neuen Stadthalle beteiligt gewesen. "Unsere Planung soll zeitgemäß, innovativ und funktional sein", kündigt er an.

    Das neue Design der Stadthalle

    Als Beispiel nennt er das Foyer und den Innenbereich. "Dort war es früher durch die Holzverkleidung eher dunkel aber beim neuen Design wollen wir die Helligkeit betonen", sagt Kraemer. "Wir möchten, dass sich Lichtbänder durch die Wände ziehen, die sich farblich verändern lassen, sodass die Beleuchtung immer im Vordergrund steht."

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    Foto: SSP AG

    "Ähnliches gilt auch für die einzelnen Säle", so Kraemer. "Den Weinbrennersaal möchten wir zum Beispiel mit Großleuchten von bis zu 2,5 Metern Durchmesser behängen, die ebenfalls in jeder Helligkeit und Farbe anpassbar sind. So soll die Saalbeleuchtung die richtige Atmosphäre für die jeweilige Veranstaltung erzeugen. Von dezentem Licht bei Vorträgen, bis zu knallbuntem Panorame bei Fastnachtsveranstaltungen.

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    Foto: Thomas Riedel

    Derzeit sind Pläne wie diese aber noch in einem sichtbaren Anfangsstadium.

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    Foto: Thomas Riedel

    Auch deshalb, da noch vieles bezüglich der Koordination von Leitungen, Elektronik und teilweise auch Statik getan werden müsse.

    Statik und Koordination

    "Eine der schwierigsten Stellen für uns als Architekten war zum Beispiel ein Durchgang neben dem Thoma-Saal im Untergeschoss", erklärt Kraemer. "Hier mussten die verschiedensten Leitungen, Verkabelungen und Abluftschächte parallel eingebaut werden, ohne sich in ihrer Funktionalität zu beeinträchtigen."

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    Foto: Thomas Riedel

    Auch der Thoma-Saal habe dabei große Nuancenarbeit gefordert. "Der Saal ist auf seine Sprechfunktion ausgerichtet und soll dennoch eine geschwungene Decke haben. Diese Decke besteht aus einzelnen Segmenten, von denen jedes Einzelne aufgrund der geschwungenen Form einer anderen Belastung ausgesetzt ist. Die Statik zu berechnen war eine echte Herausforderung", so Kraemer.

    "Aber diese Herausforderung haben wir im Namen der Besucher, ihrem Komfort und ihrer Sicherheit gerne bewältigt."

    "SSP hat gelöst, woran die vorherigen Partner scheiterten"

    Sicherheit sei von SSP dabei mit am größten geschrieben worden. "Es ging dabei nicht nur um den Brandschutz, für den wir in jedem Saal Gasventilatoren installiert haben. Nein, es geht auch um die Belüftung", erklärt der Projektleiter. "Das vorherige Planungsbüro scheiterte nämlich auch daran, ein Belüftungssystem zu entwickeln, das für die maximale Besucheranzahl von 4.000 Personen genügend Sauerstoff gewährleisten kann."

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    Foto: Thomas Riedel

    Die SSP konnte dieses Problem aber sehr wohl lösen - nämlich mittels Dezentralisierung. "Statt wie unsere Vorgänger ein zentrales Belüftungssystem auszuarbeiten, hat jeder Saal ein eigenes Ringluftsystem, der ihn mit Frischluft versorgt. So hat jeder Raum gemäß seiner Nutzung genügend Sauerstoff und in der Gesamtheit wird die entsprechende Auflage erfüllt", so Kraemer.

    Großer Fokus auf Nachhaltigkeit

    Zum Ende hin betont Kraemer den Fokus, den das Planungsbüro durch die Zeitverzögerung auf Nachhaltigkeit legen konnte. "In den verlorenen Jahren entwickelte sich die Technologie weiter und wir konnten diesen Fortschritt nutzen. Zum Beispiel werden wir eine großangelegte Photovoltaikanlage installieren und das Dach zusätzlich begrünen", sagt Kraemer.

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    Foto: Thomas Riedel

    "Durch die Solarzellen wird der Strombedarf der gesamten Stadthalle zu 40 Prozent gedeckt. Derzeit finden außerdem sieben Bohrungen statt, um auch die Geothermie für das Gebäude nutzbar zu machen", erklärt er. "Diese wird im Sommer kühles und im Winter warmes Wasser hochpumpen, was fast 100 Prozent der Temperaturregulierung auf nachhaltige, autarke Weise ermöglicht."

    Stadthallensanierung in trockenen Tüchern?

    All diese Argumente überzeugen zumindest die Stadtverwaltung. Karlsruhes Baubürgermeister, Daniel Fluhrer, zeigt sich "sehr dankbar gegenüber Herrn Kraemer und seinem Team. Besonders die Idee mit der dezentralen Belüftung nahmen wir als sehr kreativ und intelligent war", erklärt er.

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    Foto: Thomas Riedel

    "Natürlich gibt es im Bau immer Probleme, aber die SSP AG hat uns immer wieder ihre Kompetenz bewiesen, weshalb meine Sorgen, die Stadthalle könnte bis 2025 nicht fertig werden auch weitgehend verflogen sind", so der Baubürgermeister. "Immerhin ist Herrn Kraemer der Zeitdruck wohl bewusst."

    "Wir haben schon jede Ausrede gehört"

    Bedeutet das aber, dass auch der Projektleiter selbst das Gelingen des Zeitplans schon in trockenen Tüchern sieht? Wohl nicht, wie er selbst einräumt. "Das Projekt der Sanierung besteht in sich selbst aus 22 Einzelbaustellen, an denen von Anfang bis Ende über 70 Firmen beteiligt sein werden. An 16 Firmen haben wir dabei noch keinen Auftrag erteilt", sagt Kraemer.

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    Foto: Thomas Riedel

    "Mit vielen dieser Firmen, besonders denen um Karlsruhe, herrscht eine gute Kooperation. Sie sind leistungsstark und auch leistungsbereit. Aber es gibt auch Firmen, bei denen das nicht immer der Fall ist - und wir haben schon jede Ausrede gehört. Zusätzlich gibt es immer wieder Lieferschwierigkeiten, bei denen wir plötzlich erfahren, dass wir ein Bauteil erst sechs Wochen später erhalten und auch der Fachkräftemangel macht sich bei fast allen Firmen bemerkbar."

    Zwar nehme Kraemer die Deadline Mitte 2025 sehr ernst, doch ein Gelingen könne er niemals gänzlich garantieren. Ob die Stadthalle rechtzeitig fertig wird, werde also wie so oft die Zukunft zeigen.

    Alle Bilder zum Baustellenrundgang der Stadthalle:

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