Wer an der Kaiserstraße 33 vorbeiläuft, dem fällt sofort die schöne Architektur des Gebäudes auf - und die stets heruntergelassenen Jalousien. Darüber ist der Schriftzug "Dörfle" zu lesen, das Überbleibsel einer ehemaligen Kneipe. Daneben befindet sich der Zugang zu einem Flur, der direkt zum ehemaligen Pornokino "Bluemovie" führt. Neben dem Eingang eine weitere Haustüre mit mehreren Klingelschildern.

Bluemovie - das geheime Kämmerlein in Karlsruhe
Doch ansonsten sind die Informationen über das Bluemovie nur rar gesät. 1951 wurde es von Anneliese Ruth Schützler und Erich Schultz unter dem Namen "Rex" eröffnet. In den 1970ern schließlich verkauft und umgebaut. Danach werden die Quellen zu dem "Inhalt" des Gebäudes schwammig. Jemand, der nicht unbedingt in der Szene verkehrte, wusste wahrscheinlich gar nicht, was es darin gab oder ob im Kino überhaupt noch Betrieb herrschte. Dann kam Corona.

Ein Schild wurde an die Tür gehängt, ein Eintrag auf der Webseite veröffentlicht. Es fänden Umbaumaßnahmen statt, heißt es. Ein Indiz dafür, dass das Bluemovie doch noch besucht wurde. Seit Ende 2022/ Anfang 2023 ist die Webseite allerdings offline und auch bei Google steht nun "dauerhaft geschlossen."
Was auffällt: Bereits ab dem Jahr 2017 finden sich auf entsprechenden Foren kaum noch Einträge zu dem Bluemovie Kino. Wirklich beliebt scheint das Kino allerdings nie gewesen zu sein, wie die Mehrheit der Kommentare vermuten lässt.
Viele Nutzer mochten das Kino nicht
"Ganz schlimmer Laden, runtergekommen, irgendwie stehts wohl schlecht oder kurz vor der Schließung. Schon im Eingangsbereich, bevor man den Shop beziehungsweise das Kino betritt, kommt einem ein modriger Geruch entgegen. Auch das Publikum ist grauenhaft", schreibt zum Beispiel ein User / eine Userin am 21. September 2017. Auf Google wird das Kino mit 1,5 von 5 Sternen bewertet.
Auch der Stadt Karlsruhe dürfte der Abschied des Bluemovie Kinos nicht sonderlich schwerfallen. Immerhin wird schon seit einigen Jahren versucht, dass die Innenstadt-Ost ihr Schmuddel-Image loswird. Ein Vorhaben, das im sogenannten Sanierungsgebiet Innenstadt-Ost festgelegt ist.

Das heißt, dass zum Beispiel keine neuen Bordelle oder Spielhallen in diesem Gebiet eröffnet werden dürfen. Denn solche Vergnügungsstätten führen zu einem "Trading-Down-Prozess" und damit zum Wegzug von "gehobenen Nutzungen des Handels und Dienstleistungen", wie die Stadt auf ihrer Webseite formuliert. Zuletzt hatte es die Chérie-Bar in der östlichen Kaiserstraße getroffen. Folgt jetzt also auch das Pornokino?
Mehr Infos ab Frühjahr 2023?
Auf Nachfrage der Redaktion wird diese Vermutung bestätigt. Tatsächlich habe der Eigentümer des Hauses der Kaiserstraße 33 im Jahr 2019 mit der Stadt Kontakt aufgenommen, um einen Antrag auf Nutzungsänderung zu stellen.
Allerdings hätte es sich bei der neuen Nutzung des Bluemovie-Kinos ebenfalls um eine Vergnügungsstätte gehandelt, diese sind bei den Sanierungszielsetzungen aber nicht erwünscht. Seither habe es keinen weiteren Kontakt zum Eigentümer gegeben. Was also kommt dann in die Kaiserstraße 33?

Auf diese Frage lässt die Stadtverwaltung der Redaktion folgende Antwort zukommen: "Im Zusammenhang mit dem Fachkonzept zur Aktivierung der Erdgeschosszonen in der östlichen Kaiserstraße zwischen Berliner Platz und Durlacher Tor wird die Stadtverwaltung den Kontakt in diesem Frühjahr 2023 wieder aufnehmen."
Ob es bereits konkrete Pläne dafür gibt, was anstelle des Pornokinos ins Erdgeschoss einziehen werde, dürfe aus Datenschutzgründen nicht genannt werden. Das Gebäude selbst steht unter Denkmalschutz. Der Inhaber des Kinos war bis zur Veröffentlichung des Artikels nicht greifbar.
Karlsruhe hat noch ein Pornokino...
Doch selbst ohne das Bluemovie in der Kaiserstraße haben Pornokino-Enthusiasten - und die, die es noch werden wollen - noch eine Ausweichmöglichkeit. Sie können zum Beispiel den Erdbeermund in Bruchsal oder das Atlantik in der Gablonzerstraße besuchen. Das verfügt zumindest über positivere Foren-Einträge als das Bluemovie-Kino.

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