Um dem Fachkräftemangel in den Kitas entgegenzuwirken, finanziert und fördert die Stadt Karlsruhe seit Jahren die Ausbildung von pädagogischem Fachpersonal. "Der erfolgreichste und nachhaltigste Baustein ist die Ausbildungsförderung. Die Förderung betrifft weiterhin sowohl die klassische Ausbildung als auch DH-StudentInnen", erklärt die Stadt Karlsruhe auf Anfrage der Redaktion.
Freie Ausbildungsplätze
Derzeit befinden sich rund 150 Auszubildende in der praxisintegrierten Ausbildung (PiA) zum Erzieher - von 200 zur Verfügung stehenden Plätzen, wie die Stadt in einer Meldung an die Presse erklärt. "Diese Platzzahlen werden sei dem Ausbildungsjahrgang 2012/13 stetig ausgeweitet."
Offenbar werden jedoch knapp drei-viertel aller zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätzen auch tatsächlich wahrgenommen. "Die Gründe für nicht belegte oder frei werdende PiA-Ausbildungsplätze sind dabei trägerspezifisch und vielfältig", so die Stadt.
Unter anderem sei eine ausreichende Anzahl von Ausbildern und tatsächlichen Interessenten notwendig. "Zusätzlich haben vor allem kleine Einrichtungen nicht die Kapazität, jährlich alle Ausbildungsformen auszubilden", meint die Stadt Karlsruhe.

Derzeit arbeite die Stadt gemeinsam mit allen Träger auf Hochtouren, um freigewordene Stellen rasch neu zu besetzen und Konzepte für eine längere Verweildauer im Beruf zu erarbeiten, heißt es in der Mitteilung an die Presse. "Durch regionale und lokale Imagekampagnen wurde in den letzten Jahren der Versuch unternommen, für das Berufsfeld der frühen Kindheit zu werben."
Finanzierung von Zusatzkräften
Mit mehr Ausbildungsplätzen allein ist dem Problem des Erziehermangels also nicht beizukommen. Dennoch beschließe der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe weiter vielfältige Maßnahmen und damit trotz angespannter Haushaltslage die Voraussetzungen für eine gute Personalausstattung in den Kitas geschaffen, so die gemeinsame Mitteilung Karlsruher Kita-Träger an die Presse. "Hierzu gehören unter anderem die Förderung eines höheren Fachpersonalschlüssels oder auch die Finanzierung von Zusatzkräften, die bei Personalengpässen eingestellt werden können."

Letztere Maßnahme sieht auch der Gesamtelternbeirat Karlsruher Kindertageseinrichtungen (GKK) als eine vielversprechende Maßnahme: "Wir unterstützen eine verstärkte Einstellung von Hilfskräften für nicht-pädagogische Arbeiten in den Randzeiten.
Insbesondere in den Randzeiten ist die Einstellung von unterstützendem Personal für solche Arbeiten möglich, die nicht direkt am Kind erfolgen, also auch nicht direkt den Regularien des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (KVJS) unterliegen." Diese Möglichkeit werde bereits von einigen Trägern genutzt, allerdings bestehe weiter Potenzial, die auszuweiten, um das pädagogische Fachpersonal zu entlasten, so der GKK.
Stadt Karlsruhe: "Alle Kitas betroffen"
Als Konsequenz der Überlastung in Karlsruher Kitas wird derzeit vor allem auf eine Reduzierung der Öffnungszeiten gesetzt. "In städtischen Einrichtungen wurden bisher ausschließlich Randzeiten eingeschränkt. Ein Ganztagsbetreuungsangebot konnte aufrecht erhalten bleiben", erklärt die Stadt. Dennoch seien alle Kinder, Eltern und pädagogischen Fachkräfte der 206 Kitas aller 48 Träger in Karlsruhe weiter von eingeschränkten Betreuungszeiten im Stadtgebiet betroffen.

In einem Hilferuf an die Stadt versuchen Eltern weiter, eine Besserung der Gesamtsituation herbeizuführen. So heißt es in einem vorläufigen internen Schreiben der Kitas: "Wir sehen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zunehmend gefährdet. Die Dialogmöglichkeiten über Ausschüsse der Kommunen mit den Trägern sind nicht mehr ausreichend, weshalb wir abseits der Gremienarbeit in bilaterale Gespräche gehen und die Verhandlungsposition der Eltern nachdrücklich vertreten wollen."
Arbeit und Kinder
Das Ziel einer gemeinsamen Lösung sei die bedarfsangepasste Regelung der Öffnungszeiten, heißt es in dem Schreiben. "Bei Personalmangel in einzelnen Einrichtungen sollen nach Abstimmung der Einrichtungsleitung mit dem jeweiligen Elternbeirat und der Elternschaft gegebenenfalls längere Öffnungszeiten eingerichtet werden. Diese sollen über die garantierten 40 Stunden pro Woche hinausgehen, um den Bedarf an zusätzlicher Betreuungszeit für Eltern zu gewährleisten, welche diese unbedingt benötigen."

Damit sollen unter anderem die Eltern unterstützt werden, die auf Basis der zugesicherten Öffnungszeiten mit ihren Arbeitgebern entsprechende Arbeitsverträge abgeschlossen haben, erklärt der GKK. Aufgrund des besonderen Abhängigkeitsverhältnisses könne auch eine vertragliche Änderung der Öffnungszeiten nicht so einfach angenommen werden.

"Das sonst übliche Vorgehen, nämlich den angepassten Vertrag entweder zu akzeptieren oder von einem einseitigen Kündigungsrecht Gebrauch machen zu können, kann in diesen Fällen nicht einfach angewendet werden", meint der Gesamtelternbeirat.
Die derzeitigen Maßnahmen, um das Problem in den Griff zu bekommen, bewerten alle Karlsruher Kita-Träger in ihrer gemeinsamen Mitteilung an die Presse als ungenügend. "Nicht selten können nur Notgruppen angeboten werden. Daraus folgt, dass ein verlässliches Ganztagsangebot nicht zuverlässig gewährleistet werden kann und Kita-Fachkräfte ihre komplette Arbeitszeit am Kind verbringen, ohne Zeitreserven für Vor- und Nachbereitungszeiten."
