In einem offenen Brief an Martin Lenz, Karlsruhes Bürgermeister für Jugend und Soziales, formulierten Eltern und Betroffene ihre Bedenken für die zukünftige Betreuung der Kleinsten. In ihrem Schreiben fordern sie die Stadt dazu auf, endlich Abhilfe in Sachen Kita-Krise zu schaffen. Der Personalmangel und die daraus resultierenden verkürzten Öffnungszeiten in vielen Kitas müsse gelöst werden, so die Eltern in ihrem Brief.
Lenz nimmt Stellung
Auf Anfrage der Redaktion nimmt Martin Lenz Stellung: "Für die Stadt Karlsruhe ist ein bedarfsgerechtes Angebot in der Kindertagesbetreuung weiterhin ein wichtiges kommunalpolitisches Ziel. Allein in den letzten fünf Jahren wurden rund 700 Plätze in der Kindertagesbetreuung neu geschaffen. Dabei sind neben der Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz die pädagogische Förderung und damit die Erziehung, Bildung und Betreuung der Kinder, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Verbesserung der Chancen- und Bildungsgerechtigkeit für benachteiligte Kinder zentrale Anliegen."
Da der Bedarf an Kindertagesbetreuung weiter nicht vollends gedeckt sei, werde der Ausbau an Kitas im gesamten Stadtgebiet weiter verfolgt, so Lenz. Das Problem des Personalmangels wird dadurch allerdings wohl nicht gelöst. So schreibt der Bürgermeister in seiner Stellungnahme: "Bundesweit, fehlen etwa 100.000 Erzieherinnen und Erzieher. Auch Kindertagesstätten in Karlsruhe sind inzwischen vom bundesweiten Fachkraftmangel betroffen, obwohl die Stadt seit Jahren ihren Beitrag für gute Rahmenbedingungen leistet."
Beruf attraktiver machen
Das Problem verlangt nach konkreten Maßnahmen. Um den Bedarf an Erziehern zu erfüllen, seien die Voraussetzungen für eine gute Personalausstattung in den Kitas bereits geschaffen worden, erklärt ein Sprecher der Stadt Karlsruhe. "Seit Jahren ist es für uns wichtig, bestmögliche Rahmenbedingungen für den Einstieg in das Berufsfeld zu schaffen und so Nachwuchskräfte zu gewinnen."
In diesem Sinne sei die Stadt auch bei der Entwicklung von praxisorientierten Ausbildungsmodellen und Studiengängen zur Erzieherin/ zum Erzieher beteiligt gewesen. "Wir konnten dadurch das Berufsbild attraktiver gestalten", führt der Sprecher weiter aus.
Gemeinsam mit dem Städtetag sei die Stadtverwaltung aktiv in die Personal-Diskussion auf Landesebene eingebunden und arbeite an Lösungen. Ebenso sei Karlsruhe an der gemeinsamen Initiative zur Personalentwicklung frühkindlicher Bildung unter Federführung des Kultusministeriums beteiligt, erklärt der Sprecher. "Die Stadt Karlsruhe steht in engem Austausch mit den Trägern der Kindertagesbetreuung in Karlsruhe, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln."
Keine Erstattung der Kita-Gebühren
Wie die weiteren Maßnahmen aussehen sollen, dazu äußert sich Stadt allerdings nicht konkret. "Das wird zu gegebener Zeit kommuniziert", heißt es gegenüber ka-news.de. Auch jetzt würden bereits alle Maßnahmen getroffen werden, die als Träger der öffentlichen Jugendhilfe im Bereich des möglichen lägen. Aber: "Die Hintergründe des Fachkräftemangels sind multifaktoriell und somit nicht einfach und kurzfristig lösbar", erklärt die Stadt und verweist im selben Zuge auf die Beratungsmöglichkeiten beim Kita-Portal der Stadt Karlsruhe für Eltern."
Bis auf Weiteres sei weiterhin eine Reduzierung der Öffnungszeiten die derzeitige Maßnahme, um den Personalmangel auszugleichen, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung. "Die Reduzierung von Öffnungszeiten wird bei keinem der Träger im Stadtkreis Karlsruhe leichtfertig getroffen. Dies erfolgt nur, wenn der gesetzlich vorgeschriebene Mindestpersonalschlüssel nicht mehr gewährleistet werden kann." Dann seien die Reduzierung notwendig, um die qualitative Erziehung und Betreuung der Kinder zu gewährleisten.
"Da der Fachkräftemangel ein bundesweites (und berufsgruppenübergreifendes) Problem ist, kann nach derzeitigem Stand keine verlässliche Aussage in Bezug auf die Häufigkeit und Dauer über zukünftige Reduzierungen von Kita-Öffnungszeiten gemacht werden", warnt die Stadt.
Aber: Obwohl die Kitaplätze in Baden-Württemberg kostenpflichtig sind, werde eine Erstattung der Elternbeiträge bisher nicht in Erwägung gezogen. Das Argument der Stadt: "Die Kita-Gebühren decken nur einen geringen Anteil der Kosten, die für den Betrieb und den Unterhalt einer Kita anfallen."