Felix Neubüser

"Wie kriegen wir es dieses Mal hin?" Diese Frage dürften sich zuletzt viele Eltern von kleinen Kindern fragen. Am Freitag bleiben die städtischen Kitas in Karlsruhe geschlossen. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr hat die Gewerkschaft Verdi zu einem ganztätigen Warnstreik aufgerufen. Für berufstätige Eltern heißt dies: wieder kurzfristig Urlaub einreichen, Homeoffice-Zeiten abstimmen oder anderweitig Betreuung organisieren.

Ein Schlag ins Gesicht der Eltern

Karlsruhes Kitas sind in der Krise und die wird auf dem Rücken der Erzieherinnen und Erzieher genauso ausgetragen wie auf dem Rücken der Eltern. Einige davon haben sich bereits mit einem Brandbrief an den für die städtischen Kitas zuständigen Bürgermeister Martin Lenz gewandt. Die Antwort, die ka-news.de auf Nachfrage erhalten hat: sehr dürftig. Zwar sei man seit Jahren bemüht, bestmögliche Rahmenbedingungen für den Einstieg in das Berufsfeld zu schaffen. Aber es herrsche eben auch in den Kitas Fachkräftemangel.

Bürgermeister Martin Lenz leitet Dezernat 3.
Bild: Stadt Karlsruhe

Für die betroffenen Eltern ist das ein (weiterer) Schlag ins Gesicht. Kein privatwirtschaftliches Unternehmen könnte es sich leisten, einen seit Jahren bekannten Personalnotstand so einfach abzutun. Unternehmen, die wegen Personalnot Aufträge nicht abarbeiten können, tun alles, um diese Lücken zu schließen.

Die Stadt lässt stattdessen die Kitas die Öffnungszeiten kürzen. Die Vorwarnzeit für die Eltern? Oft weniger als ein Tag. In der Regel  erfahren sie erst beim Bringen, dass sie die Kindern am gleichen Tag früher abholen müssen.

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Gleiches gilt für die Erzieherinnen und Erzieher. Denn meldet sich jemand krank müssen die (noch) Gesunden eben mehr leisten. Weil Krankmeldungen selten planbar sind, heißt es auch hier: Improvisieren. Denn die Personaldecke in den städtischen Kitas ist seit Jahren mehr als dünn.

Personalmangel wird hingenommen

Während andere städtische Betriebe mit teils aufwendigen Werbekampagnen auf sich aufmerksam machen, sticht die Stadt bei der Suche nach Kita-Personal nicht sonderlich hervor. Für Dreckweg-Wochen werden Bahnen beklebt. Personalmangel an städtischen Kitas nimmt man wahr – und man nimmt ihn hin.

Ein Kind spielt in einer Kita.
Ein Kind spielt in einer Kita. | Bild: Sebastian Gollnow/dpa/Illustration

"Die Stadt Karlsruhe steht in engem Austausch mit den Trägern der Kindertagesbetreuung in Karlsruhe, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln.", heißt es aus dem Sozialdezernat. Wie diese Maßnahmen aussehen sollen? Dazu wolle man sich zu gegebener Zeit äußern. Das klingt ja vielversprechend.

Statt mehr Geld lieber mehr Schließtage - zu Lasten der Eltern

Im letzten Tarifabschluss für den Sozial- und Erziehungsdienst wurden neben einer moderaten Gehaltssteigerung zwei sogenannte "Entlastungstage" vereinbart. Weitere zwei Entlastungstage können genommen werden, wenn dafür auf Zulagen verzichtet wird.

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Die Entlastung ist den ohnehin am Limit arbeitenden Erzieherinnen und Erziehern von Herzen gegönnt. Hochachtung für das, was sie unter immer schwierigeren Bedingungen jeden Tag leisten.  Für die Eltern bedeuten die Entlastungstage: weitere Schließtage.

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Böse formuliert steht hinter dem Tarifabschluss also die Ansage: statt den Erziehern und Erzieherinnen mehr Geld zu zahlen, sollen doch die Eltern Urlaub nehmen. Oder vielleicht am liebsten ganz zuhause bleiben? Das würde den Fachkräftemangel in den Kitas lindern. Dumm nur, dass die Eltern dann als Fachkräfte anderswo fehlen.