Große Sanierung oder kleine Sanierung - diese Frage war lange vom Hallenkonzept der Stadt Karlsruhe abhängig. Denn nicht nur eine Halle für sportliche Großevents fehlte mit der Hallenschließung, sondern es mangelte grundlegend an Hallen in Karlsruhe.

Mehrere Schul- und Vereinssporthallen bereits beschlossen

In den vergangenen Jahren hat man sich am Hallenkonzept abgearbeitet: Neue Hallen für Schul- und Vereinssport wurden beschlossen. An der Elisabeth-Selbert-Schule, im Traugott-Bender-Sportpark sowie am Schulzentrum Südwest und Hebelschulen/Moltkestraße werden insgesamt fünf neue Dreifeldsporthallen gebaut. In den Hallen an den ersten beiden Standorten sollen bis zu 1.500 Zuschauer Platz finden können. Langfristig könnte eine weitere Halle in der Unteren Hub entstehen - die Planungen hierzu sind noch nicht konkret.

Hier soll in den kommenden Jahren die neue Halle für die PSK Lions entstehen.
Hier soll in den kommenden Jahren die neue Halle für die PSK Lions entstehen. | Bild: Alexander Hammer

Fehlt nun noch eine Halle für kulturelle Großveranstaltungen wie Konzert und Co. sowie eine Halle Leichtathletik-Events und sportliche Großveranstaltungen für mehrere Tausend Zuschauer. Für Letzteres - etwa für das Indoor-Meeting oder für Basketballspiele in der 1. Liga - soll die Europahalle für 30 Millionen Euro wieder fit gemacht werden, so die Empfehlung der Stadt. Die Umsetzung einer Eventhalle soll langfristig geprüft werden, die Stadt will hier noch keine abschließende Empfehlung aussprechen, weitere Untersuchungen sollen folgen. 

Neben den Messehallen könnte eine neue Eventarena entstehen (lila Fläche).
Neben den Messehallen könnte eine neue Eventarena entstehen (lila Fläche). | Bild: Screenshot umaps

30 Millionen Euro soll die große Sanierung der Halle kosten. Der Vorteil: Die Fächerstadt kann dann erstklassigen Basketball und Leichtathletik veranstalten. Der Nachteil: Die umgebaute Europahalle stünde erst in in vier Jahren zur Verfügung - sollten die PSK Lions aufsteigen, bliebe deren künftige Spielststätte ungeklärt.

Keine Konzerte, dafür erstklassiger Basketball?

13 Seiten ist die Beschlussvorlage lang, über die die Gemeinderäte am Dienstag abstimmen werden. Zum Schluss steht eine klare Empfehlung seitens der Stadt: Die Europahalle soll für 30 Millionen Euro saniert werden. Dafür erbittet sich die Verwaltung die Zustimmung der Politiker. 

Karlsruher Gemeinderat
Karlsruher Gemeinderat | Bild: Tim Carmele | TMC Fotografie

Dann hat die "neue" Europahalle Platz für bis zu 4.800 Zuschauer, Konzerte werden hier auch nach der Sanierung keine veranstaltet. Lediglich das Herz der Sportfans, egal ob Leichtathletik oder Basketball, wird höher schlagen können. Würde sich der Gemeinderat für die kostengünstige Alternative von 15,5 Millionen Euro entscheiden, wäre ausschließlich Schul- und Vereinssport mit bis zu 200 Zuschauern in der Halle möglich.

Warum kein Neubau?

Aber warum Sanierung und kein Neubau? Auch das hat die Stadt untersuchen lassen; das Ergebnis kurzgefasst: Sanierung ist günstiger und schneller als ein Neubau - und bietet Platz für den Leichtathletiksport.

Untersucht wurden insgesamt drei Standorte für den Neubau einer reinen Ballsporthalle für bis zu 3.500 Besucher:

  • Europahalle (bis Ende 2026 realisierbar, Kosten 45 bis 48 Millionen Euro) 
  • Untere Hub (aufgrund ungeklärter Eigentumsrechte nur mittel- oder langfristig realiserbar, Kosten 35 bis 40 Millionen Euro)
  • Bellevue/Karlsruhe Süd-Ost (bis Ende 2029 realisierbar, Kosten zirka 70 bis 75 Millionen Euro).
Dateiname : Machbarkeitsstudie Neubau Ballsporthalle 3.500 Zuschauer
Dateigröße : 13595305
Datum : 25.03.2019
Download : Jetzt herunterladen

 

Würde man sich für den Neubau entscheiden hieße das allerdings: Wegfall von Rundbahnen und weiteren für den Leichtathletik-Sport wichtigen Trainingsausrüstungen. Denn: "Ballsport und Leichtathletik lassen sich nicht in einer neu zu bauenden Halle verbinden", so die Stadt in entsprechender Beschlussvorlage. Um während eines Basketballspiels etwa die passende Atmosphäre zu erzeugen, müssen die Fans nah ran - das "Infield" und die Rundbahnen für Leichtathleten kollidiere mit diesem Konzept. 

Das Indoor Meeting, hier im Jahr 2013, wurde jahrelang in der Europahalle durchgeführt. | Bild: M. Ripberger

Stärkung Leichtathletik: Europahalle sanieren

Daher die Empfehlung der Stadt, sich für eine große Sanierung der 1983 erbauten Halle auszusprechen. Ziel der Sanierung: Die Wiederaufnahme als Großsporthalle für rechnerisch 4.800 Personen. Schwerpunkt ist die brandschutztechnische Sanierung mit Sicherstellung der Rettungswege, der Abschnittsbildung und der Rauchableitung.

Die Stadt stellt in ihrer Beschlussvorlage zur Europahallen-Sanierung klar: "Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine Generalsanierung der Halle, energetische Maßnahmen an der Gebäudehülle werden nicht durchgeführt!"

Mehr Geld für Messe Karlsruhe

Allein die Sanierung der Halle ist mit über 23,1 Millionen Euro veranschlagt, der Verwaltungstrakt und der Bereich des Catering bekommt ebenfalls eine Verjüngungskur für 3,9  beziehungsweise 2,9 Millionen Euro. Nachteil dieser Variante: VIP-Bereiche wären nicht angemessen, Funktionsräume wurden entfallen, ebenso Lagerräume. "Auch in Hinblick auf Spielatmosphäre und Nähe der Fans, wie sie heute in modernen Arenen üblich sind, wären eingeschränkt", erläutert die Stadt in der Beschlussvorlage.

Geplant ist - zumindest für das Indoor-Meeting - ein entsprechender Zelt-Event-Bereich, wo VIP und Catering untergebracht wären. Immerhin: Man würde an dieser Stelle sparen - denn die Rundbahnen für das Indoor-Infield in der Messe Karlsruhe müssten 2023/24 komplett erneuert werden. Kostenpunkt: 65 Tausend Euro (netto), hinzu kämen Einnahmenverluste für die Karlsruher Messe- und Kongress GmbH (KMK), die entsprechende Hallenkapazitäten weiterhin für das Indoor-Meeting vorhalten müsste.

Sanierung nur erster Schritt

Mit den 30 Millionen Euro wäre die Europahalle für die kommenden 10 bis 15 Jahre einsatzbereit - dann rechnet die Stadt mit Baumaßnahmen am Dach - dann müssten Seile des Tragesystems erneuert werden. Zuletzt wurde das Dach 2011 erneuert: Kosten rund 1,1 Millionen Euro.

(Symbolbild)
(Symbolbild) | Bild: Peter Eich

Für die Dauer der Bauarbeiten, die Ende 2023 abgeschlossen sein sollen, sofern die Stadträte am Dienstag dafür stimmen, kann die Europahalle nicht genutzt werden. "Die Halle muss auch für den Schul- und Vereinssport komplett gesperrt werden!" Ausweichfläche ist die Halle an der Elisabeth-Selbert-Schule, die soll passend zum Baubeginn der Europahalle 2021 fertig sein.

Blick in die Sitzungsreihe des Gemeinderats.
Blick in die Sitzungsreihe des Gemeinderats. | Bild: Tim Carmele | TMC Fotografie

"Nach Abwägung aller Ergebnisse empfiehlt die Stadtverwaltung, die Europahalle für 30 Millionen Euro zu sanieren!", heißt es im Fazit. "Dann ist es möglich, Ballsport bis zur ersten Liga durchzuführen, aber auch das Indoor Meeting ab 2024 wieder in die Europahalle zu holen!" 

Wie sich der Gemeinderat am Dienstag entscheidet und was die Fraktionen zu den Plänen der Stadt sagt - ka-news wird live vor Ort sein.

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