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Karlsruhe: Fell-Westen im Winter - Nur in Kombination mit einer Ladung Schlagfertigkeit

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Fell-Westen im Winter - Nur in Kombination mit einer Ladung Schlagfertigkeit

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    Fell-Westen im Winter - Nur in Kombination mit einer Ladung Schlagfertigkeit
    Fell-Westen im Winter - Nur in Kombination mit einer Ladung Schlagfertigkeit

    Schneeflöckchen, Weißröckchen kommt immer früher geschneit - so habe ich zumindest das Gefühl. Jeden Winter aufs Neue stehe ich vor dem Schrank und wippe nervös mit dem Fuß: Nicht schon wieder Zwiebellook!

    Ich finde es furchtbar nervenaufreibend, Lage für Lage für Lage übereinander anzuziehen, um mich am Ende des Tages wie eine Pellkartoffel zu fühlen. Eine Alternative? Gibt es! Zahlreiche It-People tragen ihren tierischen Schatz in Frost-Zeiten nicht mehr in der Handtasche hin und her - sondern auf ihren Schultern: (Echt-)Fell-Westen kommen jeden Winter wieder. Leider.

    Nur Oma Olga aus Sibirien darf 'nen Fuchs tragen

    Sicher: Warm ist dem "Wolf" im Schafspelz. Aber was sagt das Gewissen? "Ist ja nur vom Second Hand Shop, das Tier musste nicht für mich sterben" - Jaa... ne! Das lasse ich so nicht gelten. Hier geht es um mehr als Vintage und "ist ja schon tot" - hier geht es um Political Correctness. Nach Sibirien liefert Zalando nicht - niemand würde Oma Olga aus Ojmjakon vorwerfen, sich bei Minus 35 Grad Außentemperatur zum Angeln am Eisloch ein Fuchsfell überzuziehen. Das gehört zur Geschichte und zur Kultur in der Nordpol-Region.

    Aber eben nicht in der Karlsruher Innenstadt, wo es im Winter auf minimal Minus fünf Grad kommt und wo kälteresistente Kleidung ohne jegliches Tierhaar einen Stammplatz im Schaufenster hat. Ganz banal gefragt: Warum sollte Lars der kleine Eisbär sein Fell lassen, wenn Jack Wolfskin Fleecejacken, Daunen-Westen und Co. vertreibt? Der Mitteleuropäer braucht keinen Pelz - basta!

    Irgendwelche Klamotten-Prinzipien muss man ja haben

    Nicht nur, dass man Fell-Westen ethisch kaum vertreten kann - auch die Optik gehört getreten. "Haste das Teil vom Taxifahrer geklaut und ein Stück Flokati angenäht?", solche Fragen müssen sich vor allem diejenigen gefallen lassen, die eine Variante mit Leder ausführen. Ohne Tierhaut erinnert das Puschel an ein Ikea-Kunst-Schaffell, dass sich als Bettvorleger beim Aufstehen magnetisch an den Rücken heftete.

    Zugegeben: Synthetik-Fell als Ersatz ist auch nicht das gelbe vom Ei. Imitat sieht spätestens nach ein paar Wochen zottelig, fransig und schmutzig aus - man ist dann quasi Yeti statt Eisbär-Lars. Auch nicht erstrebenswert. Da lobe ich mir schließlich doch den Zwiebellook und die gute alte Fleecejacke - zwar nicht schön, aber sie brummt, muht oder bellt nicht - und das ist mir wichtig. So kann ich im Winter einen gewissensreinen Waldspaziergang unternehmen und habe nicht im übetragenen Sinne das Gefühl, Bambis Mutter entführt zu haben. Bei allen Kaufhaus-Schnäppchen-Jagden und Billig-Shirts - irgendwelche Prinzipien muss man ja haben.

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