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Karlsruhe: Falsche Spendensammler in Karlsruhe unterwegs - Polizei erklärt: So verhalte ich mich bei solchen Betrugsmaschen richtig

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Falsche Spendensammler in Karlsruhe unterwegs - Polizei erklärt: So verhalte ich mich bei solchen Betrugsmaschen richtig

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    Geben sich einige Betrüger für Mitglieder der Diakonie Karlsruhe aus um Spendengelder zu erschleichen? Wie kann man sich davor schützen?
    Geben sich einige Betrüger für Mitglieder der Diakonie Karlsruhe aus um Spendengelder zu erschleichen? Wie kann man sich davor schützen? Foto: Montage: Lars Notararigo/Diakonisches Werk Karlsruhe

    Die warme Samstagssonne und der wolkenlose Himmel vertrieben vielen Besuchern des Fests der Sinne am 7. Mai ihre Sorgen und Nöte. Das gilt auch für einen anonymen Mann, der an diesem Tag in der Innenstadt saß, um das erste Event ohne Corona-Bedingungen zu genießen. "Gerade, weil die Stimmung so schön und entspannt war, haben wir uns nichts weiter dabei gedacht, als zwei Frauen ankamen und um Spenden baten", sagt er.

    Zwei Frauen mit einem Rosenstrauß

    Mit einem Strauß aus Rosen im Arm seien die beiden Frauen an die Tische der Gaststätten gekommen und hätten um Spenden gebeten. "Sie sagten, sie sammeln Geld für die Suppenküche des Diakonischen Werks Karlsruhe, um den Bedürftigen zu helfen. Entspannt und zufrieden wie wir waren, haben wir ihnen auch wirklich ein wenig Geld überlassen. Daraufhin haben sie uns eine Rose geschenkt", erklärt der anonyme Augenzeuge.

    Obwohl ihm die Situation komisch vorgekommen sei, habe er zunächst nicht weiter darüber nachgedacht. "Sie hatten nichts, um sich auszuweisen und auch keine Erkennungszeichen der Diakonie. Aber da viele Leute Rosen in der Hand hatten, dachte ich in diesem Moment, dass es schon mit rechten Dingen zugeht, wenn so viele Leute spenden. Am vergangenen Samstag, 28. Mai, sah ich aber wieder eine Frau mit Rosen in der Innenstadt und da wurde ich stutzig", sagt er.

    Die Diakonie dementiert ihre Beteiligung

    Jene Dame habe gezielt ältere Leute angesprochen und ebenfalls um Spenden für die Diakonie und deren Suppenküche gebeten. "Ob es eine der Frauen vom Fest der Sinne war, kann ich nicht genau sagen, aber auch sie trug keinerlei Insignien oder einen Ausweis der Diakonie. Also habe ich mich erst einmal direkt an die Diakonie gewandt, die mir daraufhin per Mail geantwortet hat", erklärt der Mann weiter.

    In ihrer E-Mail, die auch der Redaktion vorliegt, weist die Sprecherin der Diakonie, Luise Winter, jede Verbindung zu einer derartigen Spendensammlung von sich: "Diese Aktion stammt nicht von uns, dem Diakonischen Werk Karlsruhe. Ich weiß auch nichts von einer entsprechenden Aktion weiterer ähnlicher Träger in Karlsruhe, etwa der Diakonie Baden, der Stadtmission oder der evangelischen Kirche", erklärt sie.

    "Durch solchen Betrug sinkt die Spendenbereitschaft"

    Könnte es also sein, dass sich verschiedene Personen innerhalb der Innenstadt als Mitarbeiter der Diakonie ausgeben und so Geld durch mutmaßliche Spenden zu erschleichen? Sind derartige Betrüger womöglich in Karlsruhe vernetzt und organisiert? "Das wäre natürlich eine Katastrophe für uns", sagt  Luise Winter. "Denn dann würde die Spendenbereitschaft der Menschen enorm sinken."

    Luise Winter, Pressesprecherin der Diakonie Karlsruhe.
    Luise Winter, Pressesprecherin der Diakonie Karlsruhe. Foto: Nina Rasche

    Um herauszufinden, wie tief eine derartige Betrugsmasche in der Fächerstadt verwurzelt ist und vor allem, wie man sich als Bürger davor schützen kann, befragt ka-news.de das Polizeipräsidium Karlsruhe.

    "Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen"

    Diese kann derzeit nur eine dieser beiden Fragen beantworten. "Ja, uns ist ein solcher Spendenorganisationsbetrug bekannt, nicht nur bei der Diakonie, sondern auch der Tafel Karlsruhe. Welche Ausmaße diese Masche angenommen hat, wissen wir derzeit leider nicht, da die Ermittlungen noch laufen", sagt ein Sprecher der Polizei.

    Man könne derzeit auch noch nicht den genauen Straftatbestand festlegen, da man nicht wisse, wie viele Personen beteiligt sind und wie viel Geld insgesamt erbeutet wurde. Was die Polizei aber sehr wohl wisse, sei, welche Verhaltensregeln die Bürger anwenden können, wenn ein Betrugsfall wie die falschen Spendenaufrufe ihren Weg kreuzen.

    1. Klarheit verschaffen und melden - "Es ist nicht immer ein Betrugsfall"

    "Natürlich ist nicht jeder Spendenaufruf sofort ein Betrugsfall - grundsätzlich ist Spendenbereitschaft ja begrüßenswert und wir wollen sie den Bürgern nicht madigmachen", sagt der Sprecher. "Wenn einem ein Spendengesuch unterbreitet wird, das angeblich für die Diakonie ist, aber man an der Echtheit zweifelt, ist es zunächst wichtig, sich Klarheit zu verschaffen."

    Sofern möglich, solle man sich mit der Diakonie oder der jeweils anderen Organisation in Verbindung setzen, zu der sich der jeweilige Spendensammler zählt und nachfragen. "Da hat der anonyme Augenzeuge auch richtig gehandelt. Wenn sich der Zweifel aber nicht ausräumen lässt oder man keinen Kontakt zur Diakonie hat, sollte man die verdächtigen Personen direkt der Polizei unter der Notrufnummer 110 melden", so der Sprecher.

    2. Erst spenden, wenn jeder Zweifel ausgeräumt ist

    Wird man nun aber selbst angesprochen und ist sich wirklich unsicher, ob der Echtheit des Anrufs, so solle man zunächst nach Beweisen fragen. Grundsätzlich gelte: Erst spenden, wenn jeder Zweifel ausgeräumt ist. "Unsere Mitarbeitenden weisen sich bei sämtlichen Aktionen, die wir starten, stets aus", sagt Wolfgang Stoll, Direktor der Diakonie, dazu in einer Pressemitteilung.

    Wolfgang Stoll, Direktor des Diakonischen Werks Karlsruhe.
    Wolfgang Stoll, Direktor des Diakonischen Werks Karlsruhe. Foto: Diakonisches Werk Karlsruhe

    Hierbei mahne die Polizei aber auch weiterhin zur Vorsicht: "Der Normalbürger weiß in der Regel nicht unbedingt, wie ein Diakonieausweis auszusehen hat. Und besonders im digitalen Zeitalter ist es natürlich durchaus möglich, einen zu fälschen. Trotzdem ist es natürlich richtig, dass Personal, das sich ausweisen kann, grundsätzlich vertrauenswürdiger ist", sagt der Sprecher.

    3. In sicherem Abstand verfolgen

    Und wenn nicht? Was, wenn sich die angeblichen Spendensammler - wie im Beispiel des anonymen Augenzeugen - eben nicht ausweisen oder wieder verschwinden, sobald man sie nach einem Ausweis fragt? "In diesem Fall gilt, sofort bei der Polizei melden, den Standort übermitteln und der verdächtigen Person auf sicherem Abstand folgen. Am besten bei aktiver Telefonverbindung", erklärt der Sprecher.

    Auf diese Weise könne die Polizei die verdächtigen Personen aufgreifen, überprüfen und gegebenenfalls festnehmen. Natürlich gelte auch hier: Nicht jeder Verdachtsfall ist gleich ein Betrug. "Wer aber jedes Betrugsrisiko bannen möchte, hat natürlich eine ganz einfache Alternative", sagt der Sprecher.

    4. Online spenden

    Das Diakonische Werk Karlsruhe habe, wie fast jede andere Spendenorganisation der Umgebung, die Möglichkeit, Online oder per Banküberweisung zu spenden. "Wenn man spenden will, kann man einfach auf die Website der jeweiligen Organisation und das Geld direkt an sie überweisen. So kommt das Risiko, dass man betrogen wird, gar nicht erst auf", meint der Polizeisprecher.

    Mit einer digitalen Spende sei den Hilfswerken immerhin genauso geholfen wie mit jedem anderen legitimen Zahlungsmittel. Wer also eine Betrugsmasche auf der Straße fürchte, könne sich zukünftig einfach auf Online-Spenden beschränken.

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