Dennoch haben sich über das gesamte Wochenende, auch am Sonntag, ka-news Leser in der Redaktion über Unregelmäßigkeiten im Stadtbahnverkehr beklagt und diese auf einen Streik geschoben. Fest steht: Die Verwirrung ist groß, der Streik am Samstag kam für viele überraschend, er wurde erst spät am Freitag angekündigt und hat deshalb viele Fahrgäste verärgert.
"Streiks werden mindestens zwei bis drei Stunden im Voraus angekündigt"
So hat sich ein ka-news-Leser darüber beklagt, dass eine Bahn der Linie S1 am Samstagmorgen in Ettlingen einfach angehalten und die Passagiere darüber informiert habe, dass die Fahrt dort aufgrund des Streiks beendet sei. Viele wussten nichts vom geplanten Streik und warteten an den Haltestellen vergeblich und genervt auf ihre Bahnenin die Karlsruher Innenstadt. Besonders schmerzhaft für den Einzelhandel, der auf das Wochenendgeschäft im Advent finanziell angewiesen ist.
"In der Regel werden Streiks mindestens zwei bis drei Stunden im Voraus angekündigt", erklärt Stefan Mousiol, Pressereferent der GDL. Er hält diese Frist für ausreichend und angemessen. "Die Fahrgäste können sich dann, wenn wir schon streiken, auch darauf verlassen, dass nur im angekündigten Zeitraum gestreikt wird", so Mousiol auf ka-news-Anfrage weiter. Sonntags habe es keine Streiks gegeben, er könne sich aber vorstellen, dass möglicherweise die elektronischen Infotafeln an den Haltestellen noch nicht umgestellt waren. "Unternehmen hinken da manchmal ganz gerne hinterher und es kommt natürlich auch vor, dass so etwas geschieht, um die Gewerkschaften schlecht dastehen zu lassen, das möchte ich aber in diesem Fall nicht unterstellen", erklärt der Pressereferent.
Weitere Streiks sind wahrscheinlich
Man werde auch weiterhin immer mal wieder streiken, "so lange sich die AVG nicht rührt", warnt Mousiol die Karlsruher Bevölkerung schon mal vor. Die AVG hingegen setzt ihre Hoffnung weiterhin auf Verhandlungen: "Die Geschäftsleitung der AVG erwartet von der GDL die Rückkehr zum Verhandlungstisch und hält ein Schlichtungsverfahren für geboten", heißt es in einer Stellungnahme gegenüber ka-news. Die GDL wiederum kommentiert die am Freitag erneut gescheiterten Tarifverhandlungen folgendermaßen: "Mit einem deutlich schlechteren 'Angebot' als das schon bisher völlig unzureichende hat die AVG das Scheitern der Verhandlungen bewusst herbeigeführt", so der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Claus Weselsky.
Kernaussage der AGV sei dabei gewesen: "Wir wollen keinen Cent mehr an Personalkosten ausgeben, als wir schon jetzt bezahlen." So solle laut GDL die Entlohnung berufsjunger Lokomotivführer weiterhin auf dem Billigniveau des Eisenbahn-Tarifvertrags erfolgen, das weit unter den inhaltsgleichen Rahmenregelungen liegt, die die GDL mittlerweile für 97 Prozent der Lokomotivführer in Deutschland abgeschlossen hat.
GDL kündigt weitere Streiks an
Die Streiks hätten das Unternehmen völlig überraschend getroffen, heißt es hingegen in einer Presseerklärung der AVG: "Obwohl von beiden Seiten der Wunsch bestand, die seit Monaten laufenden Tarifgespräche zwischen den Verhandlungspartnern fortzusetzen, und obwohl weitere zusätzliche Angebote zu den bereits bestehenden gemacht wurden, trägt die GDL die Auseinandersetzung unangekündigt und aus heiterem Himmel auf dem Rücken der Fahrgäste aus", kritisiert Brigitte Unger, Personalleiterin der AVG, die Entwicklungen.
"Die AVG bezahlt ihre Triebfahrzeugführer heute schon mit dem bestehenden Tarifvertrag sowie zusätzlichen betrieblichen Regelungen deutlich über Marktniveau. Eine durch die massiv überzogenen Forderungen der GDL ausgelöste Steigerung ist wirtschaftlich schlicht und einfach nicht möglich", betont Unger.
Das will die GDL nicht hinnehmen und hat weitere Streiks bereits angekündigt.
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