Auf den S-Bahnstrecken ins Murgtal, in den Kraichgau, das Alb- und Enztal und auch in die Pfalz nach Wörth und Germersheim kommt es zu erheblichen Behinderungen. Auch ka-news Leser berichten von Verzögerungen und Behinderungen im S-Bahn-Verkehr der Region. Ein User schreibt, er habe von Reichenbach mit der S1 nach Karlsruhe fahren wollen, als plötzlich für die überraschten Fahrgäste in Ettlingen das Fahrtende aufgrund des Streiks bekannt gegeben wurde. Der unerwartete Streik ist besonders ärgerlich für all jene, die zum Weihnachtsshopping in die Karlsruher Innenstadt wollten, eine ka-news Leserin fragt sich beispielsweise, wie sie nun aus der City wieder nach Hause kommt.
Grund für die Streikaktion sind die am Freitag nochmals gescheitertenTarifverhandlungen. Die AVG wolle Lokführer weiterhin auf dem Billigniveau des Eisenbahn-Tarifvertrags entlohnen und Zulagen komplett streichen, teilte die Gewerkschaft mit. In einer aktuellen Stellungnahme heißt es: " Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) beendet heute um 12 Uhr die Streiks bei der Albtal Verkehrsgesellschaft (AVG). Mit den Arbeitskämpfen haben unsere Mitglieder ein deutliches Signal gesetzt", so der stellvertretende GDL-Bundesvorsitzende Norbert Quitter.
Zahlreiche Züge sind ausgefallen oder hatten erhebliche Verspätungen. Auf einigen Linien wurde der Betrieb komplett eingestellt. Fast 50 Lokomotivführer beteiligten sich an dem vierstündigen Streik. Die GDL hat bewusst darauf verzichtet, den Streik zu Beginn des heutigen Weihnachtsmarktes in Karlsruhe um 15 Uhr durchzuführen. "Die Kunden sollen nicht dafür büßen, dass die AGV eine nicht nachzuvollziehende Kehrtwende nach fast siebenmonatigen Tarifverhandlungen macht", so Quitter: Es liege jetzt aber an der AVG, ihr Possenspiel umgehend zu beenden und ein echtes, verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. Nur so könnten weitere Arbeitskämpfe vermieden werden, so die GDL.
"Die AVG will keinen Cent mehr an Personalkosten ausgeben als bisher. Die Entlohnung berufsjunger Lokomotivführer soll weiterhin auf dem Billigniveau des Eisenbahn-Tarifvertrags erfolgen, das weit unter den inhaltsgleichen Rahmenregelungen liegt, die die GDL mittlerweile für 97 Prozent der Lokomotivführer in Deutschland abgeschlossen hat. Die Rahmenregelungen selbst will die AVG nun überhaupt nicht mehr abschließen. Damit rückte sie von ihrer erklärten Akzeptanz dieses Tarifvertrags ab. Gleichzeitig soll der neue Tarifvertrag erst Mitte 2012 in Kraft treten. Scheinbar will die AVG mit dem sie beratenden Arbeitgeberverband AGVDE die Lokomotivführer der AVG von der Marktentwicklung abkoppeln. Diesen Weg werden wir aber nicht zulassen", so der stellvertretende GDL-Bundesvorsitzende.
In einer Stellungnahme der AVG heißt es:
Der am heutigen Samstag (3. Dezember) um 8 Uhr unvermittelt ausgerufene Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) hat die Fahrgäste und das Unternehmen an diesem zweiten Samstag im Advent völlig überraschend getroffen. "Obwohl von beiden Seiten der Wunsch bestand, die seit Monaten laufenden Tarifgespräche zwischen den Verhandlungspartnern fortzusetzen, und obwohl weitere zusätzliche Angebote zu den bereits bestehenden gemacht wurden, trägt die GDL die Auseinandersetzung unangekündigt und aus heiterem Himmel auf dem Rücken der Fahrgäste aus", kritisiert Dr. Brigitte Unger, Personalleiterin der AVG, die Entwicklung an diesem Morgen. "Die AVG bezahlt ihre Triebfahrzeugführer heute schon mit dem bestehenden Tarifvertrag sowie zusätzlichen betrieblichen Regelungen deutlich über Marktniveau. Eine durch die massiv überzogenen Forderungen der GDL ausgelöste Steigerung ist wirtschaftlich schlicht und einfach nicht möglich", betont Dr. Brigitte Unger. Die Geschäftsleitung der AVG erwartet von der GDL die Rückkehr zum Verhandlungstisch und hält ein Schlichtungsverfahren für geboten.
Vom Streik betroffen seien etwa 35 Prozent aller S-Bahnen. Die Linie S2 sei nicht betroffen, da sie von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) betrieben wird. Der Straßenbahnverkehr in Karlsruhe laufe wie gewohnt, so die AVG.