"Ein Kapitän geht von Bord", so gab der KSC das Karriereende von Jerôme Gondorf am 19. Februar bekannt. Sebastian Freis, Bereichsleiter Sport beim KSC, dankte dem verdienten Spieler und betonte, dass die Entscheidung von Gondorf ausging:
"Es war sicher keine einfache Entscheidung für Jerôme, das haben wir in den vergangenen Wochen gespürt. Obwohl zuletzt viele gute und offene Gespräche zwischen uns stattgefunden haben, war seine Entscheidung schon gereift und unumstößlich."

Damals ahnte noch niemand, dass das nächste Treffen zwischen "Jego" und den KSC-Verantwortlichen vor dem Arbeitsgericht Karlsruhe stattfinden sollte.
Steht "Jego" noch beim KSC unter Vertrag?
Am 28. Januar wurde vor dem Karlsruher Arbeitsgericht verhandelt. Jerôme Gondorf ist der Ansicht, dass sich sein Vertrag durch eine Klausel automatisch verlängert habe und er daher weiterhin beim KSC unter Vertrag stehe. Diese Einschätzung wird vom Verein nicht geteilt. Der Gerichtssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Eine Frage beschäftigte das Gericht besonders: Warum hatte Gondorf zum Ende der Saison 2023/2024 öffentlichkeitswirksam sein Karriereende verkündet, während er gleichzeitig davon ausging, sein Vertrag habe sich automatisch um ein weiteres Jahr verlängert? "Herr Gondorf wurde vom KSC zum Karriereende hingeführt", sagt sein Anwalt.

Eine Auffassung, der Sebastian Freis widerspricht: "In allen Gesprächen, die ich mit Herrn Gondorf geführt habe, war eindeutig, dass er davon ausging, kein weiteres Jahr beim KSC unter Vertrag zu stehen." Weiter gab der Bereichsleiter an, dass man sich intensiv um eine Vertragsverlängerung mit Gondorf bemüht habe: "Da er ja auch unser Kapitän war, wollten wir ihn halten", so Freis vor Gericht.

Die Sache mit den Spenden
126.000 Euro – darum wurde vor Gericht gestritten. Das entspricht drei Monatsgehältern, die Gondorf in seiner Zeit als KSC-Spieler erhielt. Eine stattliche Summe, doch seinem Mandanten gehe es nicht ums Geld. "Wir machen gerne nochmals das Angebot an den KSC: Eine Spende von 50.000 Euro an das Kinderhospiz, und die Sache ist vom Tisch."

Das Angebot schlug der Verein schnell aus: "Der KSC zahlt gerne an sein Jugendleistungszentrum. Zu anderen Spenden lassen wir uns hier nicht erpressen", so ein Anwalt des Vereins. Man wolle zudem verhindern, dass die wichtige Arbeit des Hospizes im Rahmen der Verhandlung instrumentalisiert werde.
Verbrannte Brücken: KSC-Fans brechen mit Gondorf
Die Ankündigung Gondorfs, das Geld im Falle eines Sieges vor Gericht zu spenden, stieß bei den KSC-Anhängern schon vor dem Gerichtstermin auf wenig Gegenliebe. Im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf am 25. Januar machten die KSC-Fans ihrem Frust über ihren Ex-Kapitän Luft. Auf einem Plakat vor der Gegengeraden konnte man lesen: "Gondorf, behalt dein Geld – wir waschen deinen Namen nicht rein! Niemand ist größer als der Verein!"

Das bestätigen auch einige Reaktionen aus dem Publikum der Gerichtsverhandlung am 28. Januar: "Er will dem Verein einfach nur eins auswischen" oder "dem geht es doch nur ums Geld", war während der Verhandlung immer wieder von Zuschauern zu hören.
Wie geht es jetzt weiter?
Aus dem Lager von Gondorf war zu hören, dass sie wohl Berufung einlegen wollen. Sein Anwalt sagte dazu: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Berufung sehr wahrscheinlich." Gondorf und der KSC könnten sich daher vor dem Landesarbeitsgericht wiedersehen.
Um Berufung gegen das Urteil einzulegen, steht Gondorf ein Monat zur Verfügung. Da das Urteil für den KSC entschieden wurde, kann der Verein keine Rechtsmittel gegen die gerichtliche Entscheidung einlegen.