Karlsruhe ist ein begehrtes Reiseziel - das vorweg. Trotzdem musste die Fächerstadt einen Rückgang der Übernachtungszahlen verbuchen. Das zeigt ein Blick in die aktuelle Tourismusbilanz, die Anfang April gezogen wurde. Die Fächerstadt verzeichnet ein Minus bei der Zahl der Übernachtungen. Das Ergebnis von 2018 verringerte sich um 2,5 Prozent auf 1,139 Millionen Übernachtungen. Zum ersten Mal seit 2010 ist laut Klaus Hoffmann, Geschäftsführer der Karlsruher Tourismus GmbH (KTG), der Trend rückläufig. 

Diese Entwicklung führt Hoffmann auf zwei Punkte zurück: Die Schließung des A&O-Hotels am Hauptbahnhof wegen des Brandschutzes und die Schließung von Karlsruhes einzigem Campingplatz in Durlach.

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Bei der KTG war man in Bezug auf die Zahlen daher realistisch. Der Tourismus-Chef ist 2018 schon früh davon ausgegangen, dass das Wachstum nicht anhält. "Spätestens als klar wurde, dass der Campingplatz nicht wieder eröffnet, da wussten wir, dass wir etwa 30 bis 40.000 Übernachtungen weniger haben werden", sagt Klaus Hoffmann im Gespräch mit ka-news.

Kein weiterer Campingplatz in Karlsruhe

Denn: In der Stadt gibt es keine Ausweichfläche für Camper und Wohnmobilisten. "Wir haben nur diesen einen Campingplatz innerhalb der Stadtgrenzen - wo sollen die Gäste also hin?", so der KTG-Geschäftsführer mit einem Schulterzucken im Gespräch mit ka-news. "Es gibt keine Alternative!"

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Außer am Jachthafen in Maxau oder an der Ettlinger Allee - beide Plätze haben allerdings keine Infrastruktur - können Reisende mit einem Wohnmobil nirgends stehen. "Ich weiß nicht, wie viele Stellen wir in den letzten Jahren untersucht haben, wir sind durch jeden Stadtteil gegangen und haben uns angeschaut, wo man einen Stellplatz einrichten könnte", sagt Hoffmann. 

Zuletzt hat der Karlsruher Gemeinderat über den Festplatz in Rüppurr diskutiert. Hier sollte nach dem Willen der Stadträte ein Stellplatz installiert werden. Laut Klaus Hoffmann wurde aber auch der wieder verworfen. "Das ist das Dilemma, wir haben keine Flächen, die wir umbauen und anbieten könnten!" Deswegen müssen sich Camper in das Umland verteilen. 

 

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Dabei entsteht der Stadt Karlsruhe natürlich nicht nur ein finanzieller Schaden. "Es gibt Durchschnittswerte, wie viel ein Camper in etwa ausgibt, ob das auch für Karlsruhe zutrifft, ist mir nicht bekannt. Aber wenn man überlegt, dass ein Camper auch nur 30 Euro in der Fächerstadt ausgibt macht das bei 30.000 fehlenden Übernachtungen fast eine Million Euro die an Umsatz fehlen - auch für die Stadt", erklärt Hoffmann. 

Klaus Hoffmann Geschäftsführer KTG Karlsruhe Tourismus
Klaus Hoffmann Geschäftsführer KTG Karlsruhe Tourismus | Bild: Anya Barros

Doch es sind nicht nur die fehlenden, potentiellen Einnahmen - auch das touristische Ansehen der Stadt leidet ohne Camping-Möglichkeit. "Ich kann die Kritik, die aus der Bevölkerung oder von außen kommt, schon verstehen", sagt Klaus Hoffmann gegenüber ka-news. "Viele denken, 'was bekommt Karlsruhe da nicht auf die Reihe?' und an uns würde ein Boom vorbeifahren. Natürlich sehen wir diesen Boom, aber manche Dinge können wir eben nicht beeinflussen!"

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Etwa, dass das Campingareal zunehmend verwildert - und sich entsprechend die Natur wieder ausbreitet: Nun wurden auf dem Platz in Durlach Eidechsen gefunden, die sich offenbar ihr Territorium wieder zurückerobert haben, als der Mensch weg war. Sie stehen unter Naturschutz. Laut Medienberichten soll sich auch ein Siebenschläfer in einem der Gebäude eingenistet haben.

"Jetzt haben wir das Dilemma"

Dazu kommt, dass es laut Hoffmann mit ein bisschen Farbe nicht getan ist. "Als der Platz 2017 geschlossen wurde, wussten wir ja, dass ein neuer Pächter gesucht werden muss. Da haben wir noch gedacht naja, die Stadt weiß ja um den Zustand des Campingplatzes aber das wird schon irgendwie machbar sein und 2018 kann der neue Betreiber bauen", erzählt KTG-Chef Hoffmann gegenüber ka-news.

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Doch dann die Ernüchterung: "Als dann die Dimension des Bauzustandes klar war, war uns bewusst, dass das nichts wird mit einer Eröffnung! Und jetzt haben wir das Dilemma, das ist eine ganz schlechte Situation!" 

"Wir brauchen jeden Übernachtungsplatz"

Trotz aller Widrigkeiten, Klaus Hoffmann ist optimistisch, dass der Campingplatz in Durlach 2020 seine Pforten wieder öffnet. "Damit rechne ich fest", sagt der Tourismus-Experte. Und die Kapazität wird auch dringend gebraucht. "In zwei Jahren haben wir den Weltkirchenrat in Karlsruhe, da werden in kurzer Zeit 4.000 bis 5.000 Gäste erwartet - da brauchen wir jeden Platz!" 

Wann nun Bewegung in die Causa Campingplatz kommt, ist nicht bekannt. Eine Anfrage von ka-news an die Stadt Karlsruhe blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. 

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