Die endgültige Entscheidung über den Wunschstandort Weinweg/Durlacher Allee fällt am Mittwochnachmittag: Um 15.30 entscheidet der Verband über einen Aufstellungsbeschluss, welcher eine Änderung des Regionalplans ermöglichen und damit den Weg für das Möbelhaus in Karlsruhe frei machen soll.
Doch schon am Vormittag war man sich im Haus der Regionen sicher: Ikea wird kommen. "Wir gehen davon aus, dass das Verfahren zu einem positiven Ende kommen wird", so Josef Offele im Pressegespräch - "wir wollen die Ansiedlung ermöglichen." Natürlich sei der Ausgang des Verfahrens noch offen, allerdings lägen ihm keine gegenteiligen Hinweise vor. Man sprach von einer "reinen Formalität".
Planungsänderung benötigt ein Jahr
"Für uns ist Karlsruhe der richtige Standort", so Offele weiter, "hätte man vor 25 Jahren bereits auf uns gehört, wäre das alles nicht so lange gegangen." Einer Ikea-Ansiedlung steht man beim Regionalverband positiv gegenüber und hat sich einen ehrgeizigen Zeitplan gesetzt: Bereits im kommenden Winter 2014/2015 soll der Beschluss zur Regionalplanänderung fertig gestellt sein, damit er im Frühjahr 2015 der Öffentlichkeit vorgelegt werden kann.
Beteiligte Behörden, sonstige Träger öffentlicher Belange und Bürger haben dann die Möglichkeit, Einwände vorzubringen. Der endgültige Satzungsbeschluss soll im Sommer 2015 dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur vorgelegt werden. Gibt dieses sein Okay zur Planänderung, dürfen die Bagger für den Ikea-Neubau rollen. Realistisch schätzt man den Baubeginn beim Regionalverband auf 2016.
Besucheransturm: Bis zu 7.000 Fahrzeugen mehr erwartet
Doch, obwohl die Betonung auf dem "sehr guten Standort Karlsruhe" immer wieder fällt, gilt es, im anstehenden Verfahren drei Hürden zu nehmen: Erstens steht der Verkehr im Fokus der Untersuchungen. Derzeit rechne man mit rund zwei Millionen Besuchern, so RMVO-Verbandsdirektor Gerd Hager. In Automengen bedeute das ein Plus von 4.500 an Werk- und 7.000 Fahrzeugen an Samstagen.
Diese werden sich vor allem an den vier Knotenpunkten um das geplante Ikea-Gelände bemerkbar machen: Ostring/Gerwigstraße, Weinweg/Gerweigstraße, Durlacher Allee/Ostring und Durlacher Allee/Weinweg. Wie werden sie die Fahrzeugmengen verkraften? Ein Verkehrsgutachten soll hier eine Aussage über die Leistungsfähigkeit bringen.
Es hat in Rastatt nicht geklappt - wieso in Karlsruhe?
Fraglich ist auch die Einbindung des Möbelhauses in das städtebauliche Konzept: Knackpunkt ist hier zum einen das zentrenrelevante Produktsortiment, für welches Ikea das Sechsfache der genehmigten Fläche beansprucht. Eigentlich sollte eine direkte Konkurrenz zum Einzelhandel in der City vermieden werden. Für den Standort aus städtebaulicher Sicht, spricht die zukünftige Entwicklung des gesamten Areals - beispielsweise mit dem geplanten dm-Neubau oder der angedachten Siedlungsentwicklung östlich der Durlacher Allee.
Diese Faktoren waren in Rastatt nicht gegeben - hier war der Neubau laut Hager auf "einer grünen Wiese" geplant. Anders als in Rastatt, will Ikea auf einer bereits versiegelten Fläche bauen; eingebettet im Gewerbegebiet, mit guter Verkehrsanbindung und in Innenstadtnähe. Einen Knackpunkt mit Stichwort "zentrenrelevantes Sortiment", gibt es für Hager nicht. Karlsruhe würde das Mehrangebot verkraften, da der Einzelhandel in der Innenstadt derzeit geschwächt sei. Konjunktureller Aufschwung ist durch die Ansiedlung von Ikea auch für den Handel im Umfeld nicht auszuschließen.
Das macht der RVMO
Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein (RVMO) fungiert nach eigener Aussage seit über 40 Jahren als Schnittstelle zwischen der Landesplanung und den kommunalen Interessen. Ziel der Einrichtung von Regionalverbänden war der Gedanke, dass die Kommunen in der Flächenplanung mehr Eigenverantwortung übernehmen. Dabei sollen sie ihre Interessen gegenüber dem Land vertreten, müssen sich aber dennoch an Vorgaben der Landespolitik halten.
Unter den Bereich des RVMO fallen ebenso die Themengebiete Windkraft, Rohstoffsicherung wie beispielsweise Kiesabbau, die Planung von Siedlungsentwicklung und Grünzügen sowie die Koordinierung der Ansiedlung des großflächigen Einzelhandels. Bereits im Januar 2010 hat der Planungsausschuss des Regionalverbandes die Ansiedlung eines IKEA-Einrichtungskaufhauses in der Region an einem Standort im Oberzentrum befürwortet.
Aktualisierung, 17.30 Uhr:
Für die Ansiedlung einer Filiale des schwedischen Möbelkonzerns IKEA im Oberzentrum Karlsruhe hat der Regionalverband Mittlerer Oberrhein ein Verfahren zur Änderung des Regionalplans eingeleitet. Das teilt der Verband in einer Pressemitteilung mit. Die Mitglieder des Planungsausschusses stimmten eigenen Angaben nach in ihrer heutigen Sitzung einstimmig dafür.
Auch wenn das Ergebnis des Verfahrens noch offen ist, zeigte sich Verbandsdirektor Gerd Hager zuversichtlich. "Für ein Einzelhandelsmagnet wie IKEA ist in der Region das Oberzentrum der Kandidat Nummer eins." Dort wiederum muss sich das Unternehmen in die städtische Einzelhandelslandschaft integrieren und auch verkehrsgünstig liegen.
Die Ikea-Historie im Überblick
1990 | Erste Anfrage von Ikea |
2001 | Erneute Anfrage, Markgutachten, kein Standort wird als geeignet betrachtet |
2004 | Ettlingen, Baden-Baden und Pforzheim werden von Ikea als Standorte abgelehnt |
2005 | Ikea-Planung in Rastatt beginnt |
2007-2013 | Rechtsstreit Ikea mit Stadt Rastatt |
2010-2012 | RVMO und Stadt Karlsruhe beginnen mit Suchlauf und Prüfung von Standorten |
20. Mai 2014 | Öffentliche Bekanntgabe des Wunschstandorts Durlacher Allee |
2017 | geplante Neueröffnung Ikea an Durlacher Allee |
Zu den Sitzungsunterlagen des RVMO geht es hier: (PDF-Link auf Seite des RVMO)
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