(trs)

Seite Ende September lauern sie an Karlsruher Haltestellen: Lebensgroße Pappfiguren, die - scheinbar vertieft in Handy oder Tablet - die Gleise überqueren wollen. Sie schauen weder links noch rechts und haben oft große Kopfhörer auf. Auf den Gleisen daneben prangt eine kriminalistische Nachzeichnung einer Leiche.

Schicht im Schacht: Wetter vertreibt Pappgenossen

Weil solche Szenen in der Realität immer wieder vorkommen und zu tödlichen Unfällen führen, haben sich die VBK einer Präventionskampagne verschrieben. Eine Expertenrunde tüftelte verschiedene Maßnahmen aus, darunter auch Plakate und ein Kurzfilm. Für die Pappgenossen soll aber bald Schicht im Schacht sein: In rund zwei Wochen beziehungsweise sobald der Winter einbricht, werden sie zurück ins Depot geholt.

"Wir sind mit der Aktion zufrieden", berichtet eine VBK-Sprecherin auf ka-news-Anfrage. Aus der Bevölkerung habe man direkt an den Haltestellen positive Rückmeldungen bekommen, sogar Emails, die die Maßnahme gelobt hätten. Viele Passanten seien an den Aufstellern stehen geblieben, hätten sich diese genauer angeschaut und seien auf die Leichen-Nachzeichnung aufmerksam geworden. Zwar sei das Thema in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert worden, "damit haben wir aber gerechnet". Offenbar hätten die Figuren dennoch den Nerv der jugendlichen Zielgruppe getroffen, was auch zahlreiche Likes bei Facebook mit sich gebracht habe.

"Zudem haben wir es bundesweit in die Medien geschafft, in Düsseldorf ist sogar der Gemeinderat auf die Kampagne aufmerksam geworden", erklärt die Sprecherin weiter. Dort könnte die Aktion bald Nachahmer finden.

Aktion hat 10.000 Euro gekostet

Viele Pappmenschen fielen in den letzten Monaten Vandalismus zum Opfer und mussten teilweise mehrfach ausgetauscht werden. "Das hat uns natürlich nicht gefallen und tatsächlich mussten wir die Aufsteller öfter austauschen als wir gehofft hatten." Dennoch habe selbst die Zerstörungswut immer wieder für Öffentlichkeit gesorgt. Gekostet hat die Präventionsaktion insgesamt 10.000 Euro.

Ob die Aktion nach dem Winter weitergeführt wird, bleibt offen. "Wir haben keine konkreten Pläne, das ist aber auch nicht ausgeschlossen."

Mehr zur aktuellen VBK-Kampagne

Kommentar: "Verbrechen" an VBK-Pappfiguren: Vandalismus oder echtes Statement?

"Geköpft" und "Verschleppt": VBK-Pappfiguren leiden weiter

"Mord" an VBK-Pappfigur: Nicht kopflos über die Gleise?

VBK-Kampagne: Pappfiguren an Haltestellen sollen Unfälle vorbeugen