Game over, bad news, Stillschweigen - wer die Gleise unaufmerksam überquert, weil er abgelenkt ist vom Spielen auf dem Smartphone, dem Nachrichtenlesen auf dem Tablet-PC oder lauter Musik auf den Ohren, kann sich selbst in Lebensgefahr bringen. Diese Botschaft wollen die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) mit ihrer neuen Präventionsaktion vermitteln und gehen dabei einen sehr offensiven Weg, um Jugendliche und junge Erwachsene zu erreichen.
Am Freitag starteten die VBK mit ihrer neuen Kampagne an der Haltestelle Mühlburger Tor - ab sofort sollen hier Pappfiguren vor allem Jugendliche und junge Erwachsene dazu auffordern, Ohren und Augen in Gleisnähe offen zu halten.
Ablenkung durch elektronische Geräte
"Wir möchten mit diesen Aufstellern darauf aufmerksam machen, welche Folgewirkungen es haben kann, von einem elektronischen Gerät wie dem Smartphone oder Tablet abgelenkt über einen Bahnübergang zu laufen", erklärte VBK-Geschäftsführer Walter Casazza beim Vor-Ort-Termin. Darum habe man sich bemüht Botschaften in den zweiteiligen Aufstellern unterzubringen. Um diese zu transportieren, besteht die Aktion aus zwei Teilen: Einem lebensgroßen Pappaufsteller und der kriminalistischen Nachzeichnung einer Leiche auf den Gleisen.
Während Casazza von Sicherheit und Verkehrserziehung sprach und die Gefahr der Ablenkung durch Handys oder Tablet betonte, lief eine junge Frau, den Blick starr auf ihr Smartphone gerichtet, über den Bahnübergang Mühlburger Tor. Die Ampel war rot, die Frau hatte nicht einmal aufgesehen. Genau auf diese Situationen zielten die drei verschiedenen Motive ab, so Casazza. Er betonte, dass vor allem junge Menschen die Zielgruppe dieser Aktion seien. "Es soll eine Bewusstseinsbildung in drastischer Form darstellen."
Eine Verhaltensänderung der Fußgänger sei das Ziel, ohne erhobenen Zeigefinger, sondern mit aussagekräftigen Bildern. "Das mag am Anfang verstörend aussehen", so Casazza. Auch bei Tests mit den Pappfiguren bei Gruppen seien solche Reaktion hervorgerufen worden. Andere fänden sie sehr gut, weil sie zeigten, was passieren könne, wenn man nicht aufpasse. Um keinen Gewohnheitseffekt aufkommen zu lassen, werden die Figuren nach vier Wochen ihre aktuellen Standorte Mühlburger Tor, Durlacher Tor/KIT, Tullastraße und ZKM verlassen und weiter wandern. "Die Figuren sollen immer wieder aufs Neue aufmerksam machen", betonte Casazza.
"Prävention ist eine große Aufgabe"
Veronika Pepper, Gesamt-Elternbeirätin der Stadt Karlsruhe, lobte die Aktion: "Die Aufgabe der Prävention ist groß und man muss sie vielseitig angehen. Aber das allein wird nicht reichen, wichtig ist auch das Verhalten der Erwachsenen und die Unterstützung aus dem Elternhaus." Auch die Verkehrserziehung an Schulen müsse weiter ausgebaut werden.
Wenige Wochen nach dem tragischen Unfall an der Thomas-Mann-Straße hatten sich Vertreter verschiedener Karlsruher Institutionen zusammengefunden, um Ideen zur Prävention zu sammeln. Ein Ergebnis des damaligen Brainstormings war ein Kurzfilm, der vor den Gefahren an den Gleisen warnt. Des Weiteren wollte man mit Plakataktionen an Haltestellen und Übergängen für Aufsehen sorgen.
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