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Aus Sicht der SPD-Fraktion muss die Stadt Karlsruhe ihre Anstrengungen zur Sicherheit des Straßenbahnbetriebs weiter erhöhen. "Es darf nichts unversucht bleiben, um den Verlust von Menschenleben zu vermeiden",  schreiben die Sozialdemokraten in ihrem Antrag an die Stadtverwaltung .

"Straßenbahnfahrer in Präventionsüberlegungen einbeziehen"

Zwar werde in Zukunft durch den Stadtbahntunnel der Kombilösung im Stadtzentrum die Gefahr für Fußgänger und Radfahrer weitgehend beseitigt. Die Mehrzahl der oberirdischen Überquerungen bleibe aber bestehen. "Deshalb ist nach dem Ermessen der SPD-Gemeinderatsfraktion ein Dreiklang aus Prävention, technischen Maßnahmen und Kontrollen zur Verbesserung der Situation in Karlsruhe hilfreich", heißt es weiter.

Die Fraktion regt eine Präventionskampagne nach Stuttgarter Vorbild an, mit Kooperationspartnern wie der deutschen Verkehrswacht, Großflächenplakaten, Videoclips in Fahrzeugmonitoren und an Haltestellen sowie auf Flugblättern. Außerdem könne man Straßenbahnfahrer sowie externe Sachverständige hinzuziehen. Gleichzeitig müssten Regelüberschreitungen von Fußgängern und Radfahrern konsequent sanktioniert werden. "Deshalb sind öffentlichkeitswirksame Schwerpunktkontrollen durch Polizei, Ordnungsamt und VBK an Überquerungen in Zukunft geboten", so die SPD.

Die Freien Wähler unterstützen den Antrag der Sozialdemokraten, halten ihn jedoch für zu allgemein. "Wir wünschen eine Präzisierung sowohl der Zahlen als auch der Maßnahmen, die getroffen wurden, um zukünftig Unfälle mit Straßen- und Stadtbahnen zu vermeiden", begründet Stadtrat Jürgen Wenzel den Ergänzungsantrag. Dabei wollen die Freien Wähler ganz speziell auf die Situation an der Haltestelle Thomas-Mann-Straße eingehen, die sich in unmittelbarer Nähe zur Adam-Remmele-Schule und einer Kindertagesstätte befindet und wo am 8. Mai ein 14-Jähriger von einer Bahn erfasst und tödlich verletzt wurde.

"Erwarten Verbesserung an Haltestelle Thomas-Mann-Straße"

Dort fahren die Bahnen ihrer Ansicht nach sehr schnell in den unübersichtlichen Haltestellenbereich ein. "Teilweise sind Eilzüge eingesetzt, welche die Haltestelle in hoher Geschwindigkeit passieren", so Wenzel. Fatal sei der Umstand, dass ein Eilzug um 7.40 Uhr die Haltestelle passiere, wenn zeitgleich zur ersten Unterrichtsstunde geläutet werde. "Wir erwarten eine deutliche Verbesserung der Situation an der Haltestelle Thomas-Mann-Straße, und unterbreiten den Verantwortlichen einen entsprechenden Maßnahmenkatalog, der von Elternvertretern der Kita und der Schule zusammengestellt wurde." Eltern hatten an dem Übergang schon länger Alarm geschlagen und sich an Stadt und Verkehrsbetriebe gewandt. Ihre Forderungen wurden jedoch abgelehnt.

Zudem regen die Freien Wähler an, dass dem Gemeinderat jährlich eine ausführliche Statistik vorgelegt werden soll, wie viele Unfälle mit Stadt- und Straßenbahnen es gegeben habe. Darunter soll auch eine Aufschlüsselung sein, wie viele davon im Bereich Europaplatz, Marktplatz und Kronenplatz passiert sind. Zusätzlich soll das Gremium über Präventions- und erhöhte Sicherheitsmaßnahmen unterrichtet werden.

Gegenüber ka-news hatte der Verkehrsexperte Franz Schilberg im Juni ein Umdenken gefordert. Präventionsarbeit sei nicht genug, betonte er. Akustische Warnsignale seien zwar hilfreich, allerdings den Anwohnern schwer zu vermitteln. Zudem würden Personen, die Musik mit Kopfhörern hörten, damit nicht erreicht. Daher sollte vor allem auf optische Signale gesetzt werden, so Schilberg. Auch müsste das Verhalten der Bahnfahrer an die Situation im Haltestellenbereich angepasst werden. "Die Bahnen müssen langsam in die Haltestellen ein- und ausfahren."

Online-Ideensammlung und VBK-Expertenrunde

Auch der Karlsruher Tobias Ruck hat per Online-Ideensammlung nach Wegen gesucht, wie man Zusammenstöße von Fußgängern und Straßenbahnen künftig besser vermeiden kann. Den Ausschlag für die Ideensammlung gab ein Artikel auf ka-news über die Anfrage der Grünen nach einer Zehn-Jahres-Statistik zu den Straßenbahnunfällen in Karlsruhe.

Unter der Überschrift "Wie kann man Zusammenstöße von Fußgängern und Straßenbahnen verhindern?" konnte hier jeder nicht nur Ideen beisteuern, sondern auch Pro- und Contra-Argumente zu den einzelnen Vorschlägen eintragen und sich per Online-Voting für einen bestimmten Vorschlag aussprechen. 82 Ideen wurden zum Teil kontrovers diskutiert. Eine Auswahl der besten Vorschläge übergab Ruck unter anderem an den KVV. Oberbürgermeister Frank Mentrup hatte kürzlich angekündigt ein paar dieser Ideen für mehr Sicherheit umsetzen zu wollen.

Mitte Juni hatten schließlich auch die Verkehrsbetriebe als Reaktion auf den Tod des 14-Jährigen zu einer Expertenrunde geladen. An der Diskussion über aktuelle Präventionsmaßnahmen und der gemeinsamen Vorschlagssammlung für neue Aktionen beteiligten sich Vertreter der Abteilung Verkehrserziehung der Polizei, des Gesamtelternbeirats der Stadt Karlsruhe, des Ordnungs- und Schulamts, des Kinderbüros, des Stadtjugendausschusses, des Studentenwerks, der Unfallkasse Baden-Württemberg sowie der VBK und des Karlsruher Verkehrsverbunds.

Am 23. Juli stellen die Verkehrsbetriebe nun zusammen mit einem Team des Karlsruher Vereins Filmboard einen Präventionsfilm vor, der Jugendliche und junge Erwachsene für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren soll. ka-news wird nach der Pressekonferenz darüber berichten.

Mann erstattet Anzeige gegen KVV-Geschäftsführung

Wie die Staatsanwaltschaft Karlsruhe gegenüber ka-news bestätigt, ist inzwischen eine Anzeige gegen die KVV-Geschäftsführung eingegangen. Hintergrund ist der Tod des 14-Jährigen sowie einer 82-Jährigen Frau Anfang Juli. Offenbar hatte der Mann in einem Brief an den Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) Schutzvorrichtungen an Bahnen gefordert, was jedoch abgelehnt wurde.

Das Thema Sicherheit im Straßenbahnverkehr wird am Dienstag, 23. Juli, im Gemeinderat behandelt. ka-news berichtet wie gewohnt am Dienstagabend live aus dem Rathaus. Weitere Beschlüsse aus dem Gemeinderat gibt es dann am Mittwoch auf ka-news.de. Die gesamte Tagesordnung sowie Dokumente zur Gemeinderatssitzung gibt es auf den städtischen Internetseiten.

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