Die Stadt Karlsruhe (298.655 Einwohner) ist kein Einzelfall. In jeder Stadt, durch die Straßenbahnen fahren, passieren Unfälle. Schaut man sich die polizeilichen Unfallstatistiken der drei nach Einwohnerzahlen größten Städte in Baden-Württemberg an, so liegt Karlsruhe bei den Zahlen von Unfällen mit Straßenbahnbeteiligung vorne (s. Tabelle unten).
In Karlsruhe passiert mehr
Die Gesamtzahl der Unfälle mit Straßenbahnbeteiligung lag im Stadtkreis Karlsruhe im Jahr 2012 bei 144 Unfällen (+15,2 Prozent zum Vorjahr). Bei der Zahl der Straßenbahnunfälle mit Personenschaden war gegenüber dem Vorjahr ein deutlicher Anstieg um 23,3 Prozent von 60 auf 74 feststellbar. Ein Fußgänger erlitt tödliche Verletzungen. Weitere 93 Personen wurden als Pkw-Insassen, Radfahrer oder Fußgänger beziehungsweise als Mitfahrer in der Bahn zum Teil schwer verletzt.
In Stuttgart (613.392 Einwohner) kam es im Jahr 2012 zu 86 Unfällen mit Beteiligung von Schienenfahrzeugen der Stuttgarter Straßenbahnen AG. Davon waren 47 Unfälle mit Personenschaden. 61 Menschen wurden dabei zum Teil schwer verletzt, vier Personen starben. In Mannheim (314.931 Einwohner) wurden im vergangenen Jahr 74 Unfälle mit Straßenbahnen gezählt. Bei 36 kamen Personen zu Schaden. 43 Verletzte und ein Toter waren hierbei die traurige Bilanz.
Betrachtet man die Statistik der vergangenen vier Jahre, liegt Karlsruhe ebenfalls vorne. Im Schnitt passierten in diesem Zeitraum in Karlsruhe 124, in Stuttgart 85 und in Mannheim 69 Unfälle mit Straßenbahnen.
"Viel passiert aus Unachtsamkeit"
Laut der kürzlich veröffentlichten Zehn-Jahresstatistik durch die Stadt Karlsruhe sind die Ursachen für die meisten Unfälle mit Straßenbahnbeteiligung in Karlsruhe Unachtsamkeit, Unaufmerksamkeit und die Missachtung von Verkehrsvorschriften durch Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer. Eine Einschätzung, die auch die Polizei Mannheim teilt. "Viel passiert aus Unachtsamkeit oder wegen Regelverstößen", so ein Sprecher der Polizei Mannheim gegenüber ka-news. Die Unfallzahlen in Mannheim seien konstant. Man bemühe sich aber ständig durch die Auswertung der Unfälle und Betrachtung der Unfallorte, die Zahlen zu reduzieren. Die Mannheimer Fußgängerzone sei hierbei aber kein besonderer Unfallschwerpunkt. "Hier passen die Menschen besonders gut auf, auch die Fahrer sind sensibilisiert", so die Einschätzung des Polizeisprechers.
Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) setzt auf keine spezielle Maßnahme, um die Sicherheit im städtischen Bahnverkehr zu verbessern. Vielmehr würden viele verschiedene Maßnahmen zu mehr Sicherheit beitragen, so eine RNV-Sprecherin im ka-news-Gespräch. "Beim Neubau oder der Modernisierung von Haltestellen werden grundsätzlich die Richtlinien des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) eingehalten."
Stuttgart: Zickzack-Kurs für mehr Sicherheit
Die Stadt Stuttgart indes setzt insbesondere auf sogenannte Z-Übergänge. "Das ist der Stuttgarter Weg", so eine Sprecherin der dortigen Verkehrsbetriebe gegenüber ka-news. Alle Haltestellen sollen künftig standardmäßig damit ausgestattet werden. Die versetzten Geländer sollen dafür sorgen, dass die Fußgänger zu einem Zickzackkurs auf dem Überweg gezwungen sind. Dadurch richtet sich der Blick automatisch dorthin, von wo eine Stadtbahn heranfahren kann. Auch nach Einschätzung der Polizei Karlsruhe werden tendenziell an Stellen mit Umlaufgittern weniger Gefahren gesehen als an solchen, die signalgeregelt sind.
Unfälle mit Straßenbahnbeteiligung in Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart. Die folgenden Zahlen stammen aus den Unfallstatistiken der zuständigen Polizeibehörden (Auto, Fahrrad, Fußgänger - ohne Bagatellunfälle):
2009 | 2010 | 2011 | 2012 | |
Karlsruhe: | ||||
gesamt | 122 | 108 | 124 | 144 |
davon mit Personenschaden | 63 | 58 | 59 | 74 |
Verletzte | 91 | 126 | 62 | 93 |
Tote | - | 2 | - | 1 |
Stuttgart: | ||||
gesamt | 84 | 89 | 82 | 86 |
davon mit Personenschaden | 39 | 32 | 45 | 47 |
Verletzte | 57 | 44 | 57 | 61 |
Tote | 1 | 4 | 1 | 4 |
Mannheim: | ||||
gesamt | 66 | 70 | 68 | 74 |
davon mit Personenschaden | 36 | 41 | 26 | 36 |
Verletzte | 44 | 47 | 33 | 43 |
Tote | 1 | 1 | 3 | 1 |
Siehe auch:
Tödlicher Stadtbahnunfall: Elternbeiräte fordern schon lange mehr Sicherheit
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