Wasserstoff, Gas, Strom: All das soll es künftig an der neuen Multitankstelle am östlichen Ende der Südtangente geben. Doch nicht bei allen trifft die neue Tankstelle auf Gegenliebe: Bürger aus Aue fürchten mehr Verkehr, Lärm und Schmutz. Auch eine Informationsveranstaltung mit dem Stadtplanungsamt und dem Betreiber konnte die Kritiker nicht umstimmen. Dennoch liefen die Pläne weiter.
Ortschaftsrat und Gemeinderat bringen Tankstelle auf den Weg
Im Mai dieses Jahres beschloss der Karlsruher Gemeinderat einstimmig, das Verfahren für einen "vorhabenbezogenen Bebauungsplan Mulitenergietankstelle an der Südtangente in Karlsruhe-Durlach" einzuleiten. Eine Woche zuvor hatte auch der Durlacher Ortschaftsrat den gleichen Entschluss gefasst.
Mit der im Mai aufgestellten Beschlussvorlage stand für die Stadt fest: "Aufgrund einer nur geringen Verkehrszunahme werden die bereits vorhandenen Lärmemissionen nicht nennenswert erhöht." Entwarnung gab auch ein eingeholtes Lärmgutachten: Für die Anwohner sei demnach "nicht mit einer Zunahme der Geruchs- und Schadstoffimmissionen nach Realisierung des Vorhabens zu rechnen". In einer Beschlussvorlage schlug die Stadtverwaltung daher nun vor, das Bebauungsplanverfahren für die Multitankstelle zu einem Abschluss zu bringen.
"Zustimmung- aber mit Bauchschmerzen"
Die Karlsruher CDU begrüßte den Vorschlag der Stadtverwaltung. Auch die Karlsruher SPD stimmte der Beschlussvorlage zu, auch wenn die Sorgen der Bürger ein ernstes Anliegen seien, wie Stadtrat Hans Pfalzgraf betont. Der Bebauungsplan gehöre zum festgelegten Tankstellenkonzept der Stadt Karlsruhe, die Multitankstelle sei darin fest eingeplant. "Eine andere Verwendung der Fläche ist nicht möglich. Da hilft leider auch jegliche Ablehnung nichts", so der SPD-Stadtrat. Auch die Kult-Fraktion stimmte für den Bebauungsplan. "Ich glaube, dass die Tankstelle nahe der Südtangente notwendig ist", meinte KAL-Stadtrat Lüppo Cramer.
Zustimmung kam auch vonseiten der Karlsruher Grünen-Gemeinderatsfraktion. "Wir können die Sorgen der dort Wohnenden verstehen", betonte Stadtrat Johannes Honné . Seine Hoffnung: Durch den Bau der Multi-Tankstelle könnten Tankstellen aus dem Ortskern Durlachs verschwinden- "dort, wo die Menschen deutlich näher an den Tankstellen wohnen müssen."
Weniger Verständnis als die Grünen-Fraktion zeigte die Karlsruher FDP für das Verhalten der Anwohner. Auch sie unterstütze den Bebauungsplan. Stadtrat Tom Høyem erlaubte sich darüber hinaus einen kleinen Seitenhieb auf die besorgten Anwohner aus Aue: Der Stadtrat kritisierte ihr Verhalten, welches ihn an das Sankt-Florian-Prinzip erinnere. "'Not in my backyard' gibt es auch in Durlach." (Anm. d. Redaktion: "Not in my backyard" ist die englische Entsprechung des Sankt-Florian-Prinzips.)
Letztendlich gab der Gemeinderat bei seiner Abstimmung den Weg für eine Multitankstelle in Durlach-Aue frei: Einstimmig stimmten die Stadträte dem unveränderten Bebauungsplan zu. Damit kamen die Planungen für eine Multitankstelle zu einem Ende.
Hintergrund bei ka-news:
Der vorhabenbezogene Bebauungsplan "Multiengergietankstelle an der Südtangente" ist Teil des "Tankstellenkonzeptes der Stadt Karlsruhe". Investor ist die "Total Deutschland GmbH". Diese plant, eine Multienergietankstelle mit Shopgebäude und Waschhalle zu errichten.
Über die "Fiducia-Kreuzuung" soll es eine direkte Anbindung an die B3 geben. Auch eine Anbindung an den Fuß- und Radweg soll es geben. Die Gebäude werden begrünte Flachdächer erhalten, die Tankanlage wird mit einer Photovoltaikanlage überdacht. Es ist geplant, drei Lkw- und elf Pkw-Stellplätze einzurichten.
Das Vorhaben war, nachdem der Durlacher Ortschaftsrat sich bereits 2013 für die Tankstelle ausgesprochen hatte, auf Widerstand von Anwohnern gestoßen. Knapp zwei Dutzend Bürger haben sich bis zum 6. März mit Stellungnahmen in das Verfahren eingebracht.
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