(Corina Bohner)

Angeworfen wurden die elf Elektromotoren von "Giulia" bereits am Montagmorgen - doch noch laufen sie nicht auf voller Power. Richtig loslegen soll sie gegen Ende der Woche, derzeit befindet man sich in der Startphase, heißt es vonseiten der Karlsruher Schieneninfrastrukutur-Gesellschaft (Kasig). Vorgesehen sind acht bis zehn Meter Tunnelbau am Tag. Gearbeitet wird in zwei Schichten rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche. Acht bis neun Monate werden von den Projektverantwortlichen für den knapp 2.050 Meter langen Tunnel angesetzt.

Startphase: "Es läuft nahezu perfekt"

Derzeit dreht sich unter dem Durlacher Tor noch alles um die Feinjustierung: Pumpen, Materialtrennung und -abtransport, Oberflächenmessung, und so weiter - die hochkomplexen Geräte werden exakt aufeinander abgestimmt. Bislang ist man mit dem Start zufrieden: "Es läuft nahezu perfekt", sagt Marko Schimmelpfennig,  technischer Projektleiter der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Stadtbahntunnel.

Umwelteinflüsse wie starke Regenfälle fürchtet man nicht. "Wir arbeiten mit einem Maschinentyp, der die Spitze der Möglichkeiten darstellt", so Schimmelpfennig, "wenn man so will befinden wir uns in der 'Championsleague' der Tunnelvortriebsmaschinen." Mögliche Findlinge, Gebäudeüberreste oder sonstige Widerstände erkennt das Vermessungssystem frühzeitig. Auf dessen hohes Niveau hat man bei Kasig und Arge Wert gelegt, denn eine Besonderheit des Karlsruher Tunnels ist die Nähe zur Oberfläche. "Giulia" bewegt sich mit ihrem Scheitel mindestens 4,50 und höchstens 9,50 Meter unter dem Karlsruher Pflaster.

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80 bis 100 Millimeter könnte sich Fächerwurm "Giulia" pro Minute mit ihren 27 Schneidrollen und 172 Schälmessern vorwärts bewegen, verrät Maschinenführer Jakob Fiderschek. Unter Laborbedingungen sei die mögliche Höchstleistung der Mega-Maschine zirka 46 Meter am Tag, so Schimmelpfennig. Die Leistung dazu liefern elf Elektromotoren mit insgesamt 1.210 Kilowatt. Tatsächlich werden es jedoch voraussichtlich sieben Millimeter pro Minute werden. Tempogeber ist in diesem Fall der Karlsruher Untergrund: Das lockere Gemisch aus Sand und Kies ist leicht verformbar und erfordert einen exakten Stützdruck beim Tunnelbau. "Das Material neigt zu einer schnellen Verformung", so Schimmelpfennig.

"Giulia" soll August/September 2015 fertig sein

Um dem Tunnelbohrer den Start in den Sand-Kies-Untergrund zu erleichtern, wurde vor Monaten ein etwa zwölf Meter dicker und zehn Meter langer Zement-"Dichtblock" an der unterirdischen Haltestelle injiziert. Ihm vorangestellt befindet sich die rund 1,20 Meter dicke Betonschlitzwand sowie nochmals eine 20 Zentimeter dicke "Brillenwand". Durch die ersten beiden Wände hat sich "Giulia" bereits durchgefräst, jetzt befindet sie sich im Dichtblock, der die unterirdische Haltestelle gegen das außen anstehende Grundwasser nach hinten abdichtet und als Überbrückung bis zum Einbau des ersten Tübbing-Rings dient.

Die angepeilten sechs bis acht Metern am Tag werde man voraussichtlich erst in den kommenden Wochen erreichen, so Frank Nenninger - technischer Projektleiter bei der Bauherrin Kasig. Jetzt befinde man sich in der entscheidenden Phase, in der Theorie in Praxis umgesetzt wird. "Der Faktor Mensch entscheidet", so Nenninger. Gesteuert wird die Tunnelvortriebsmaschine manuell. Drei Maschinenführer sorgen dafür, dass sich "Giulia" ihren Weg bahnt und etwa im August/September schließlich am "Dichtblock" westlich hinter dem Kaiserdenkmal auf dem Kaiserplatz beim Mühlburger Tor ihr Ziel erreicht.

Der Artikel wurde im Laufe des Tages aktualisiert.

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