Im August 1970 wurde eine "Arbeitskreis U-Strab" bei der Stadt eingerichtet: Er sollte den Verkehr auf der Kaiserstraße analysieren. Ein Jahr und einen Monat später präsentierte der Arbeitskreis seine Ergebnisse. Bemängelt wurde insbesondere der Individualverkehr, welcher sich negativ auf die Pünktlichkeit der Straßenbahnen auswirkte. Das Projekt "U-Strab" war geboren - unterstützt wurde sie vom damaligen Oberbürgermeister Otto Dullenkopf.

U-Bahn, Bus oder Stadtbahntunnel?

Zur Debatte stand ein U-Bahn und ein Buskonzept. Ersteres verwarf man recht schnell, hierzu hätte ein völlig neues Verkehrsnetz aufgebaut werden müssen - auch an nicht verkehrskritischen Stellen außerhalb der Stadt. Zudem galt eine U-Bahn für die Größe Karlsruhe als überdimensioniert. Auch ein Umstieg auf Omnibusse kam für die Stadt nicht infrage: Zum einen wäre alle 24 Sekunden ein Bus durch die Kaiserstraße gerauscht, zum anderen hätte sich dies kontraproduktiv auf das ursprüngliche Ziel - den Verkehr in der Innenstadt zu reduzieren - ausgewirkt.

Als einzig sinnvolle Lösung galt ein Stadtbahntunnel. Ein Blick in die Entwürfe zeigt - diese Planungen sind unverkennbar die Vorfahren der heutigen Kombilösung. Die Ost-West-Strecke sollte nach den Planungen in den 70er Jahren hinter der Tullastraße abgesenkt und unter der Markgrafen- und Erbprinzenstraße sowie unter der Hauptpost (Europaplatz) bis westlich des Mühlburger Tors hindurch geführt werden. Einziger Unterschied: Der aktuelle Stadtbahntunnel beginnt kurz vor dem Durlacher Tor und nimmt den "kürzeren Weg" unter der Kaiserstraße durch.

Ursprünglicher Tunnel war mit 17 Kilometer geplant

Auch ein Südabzweig war in den alten Plänen vorgesehen - allerdings ambitionierter und länger als der jetzige: Am Rondellplatz sollte ein zentraler Umsteige- und Knotenpunkt entstehen. Von dort würde die Bahn unterirdisch nach Süden unter dem Hauptbahnhof hindurch fahren und erst nördlich des Dammerstocks wieder oberirdisch auf die Trasse der Albtalbahn treffen.

Doch die Überlegungen in den 70er Jahren waren noch ehrgeiziger: Man spielte mit dem Gedanken einer Erweiterung vom Europaplatz in die Nordweststadt. Als langfristige Option schloss man eine Verlegung aller Linien unter die Erde nicht aus - das wären insgesamt 17 Kilometer Tunnel gewesen. Veranschlagt wurden dafür 612 Millionen Mark. Die "Sparversion" des Tunnels mit nur sechs Kilometern und ohne Erweiterung schätzte die Stadt damals auf 230 Millionen Mark.

Zwei Faktoren führten zum Aus der U-Bahn

Schließlich führten zwei Faktoren zum Aus der Unterpflaster-Straßenbahn: Zum Einen wurde 1972 die Unterführung der Kriegsstraße für den allgemeinen Autoverkehr freigegeben. In der Innenstadt richtete man zwei Fußgängerzonen am Marktplatz und dem heutigen Europaplatz ein. Schnell hatten sich die Autofahrer umgewöhnt - der Verkehr reduzierte sich zwischen Waldhornstraße und Kaiserplatz merklich. Der zweite Faktor für das Aus der U-Strab in den 70er Jahren war ein Gutachten 1976: Dieses ergab, dass das Karlsruher Bahn- und Bussystem fast optimal sei. Eine U-Strab wäre nur langfristig realisierbar.

So verschwanden die Pläne rund 15 Jahre in der Schublade: 1992 brachten die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) das Thema U-Strab wieder auf den Tisch. Der Vorschlag eines Straßenbahntunnels unter der Kaiserstraße wurde nach heftigen öffentlichen Debatten 1996 in einem Bürgerentscheid jedoch abgelehnt. Sechs Jahre später sollte es dann soweit sein: Rund 32 Jahre nachdem das Thema "U-Strab" aufkam, stimmten am 22. September 2002 die Mehrheit der Bürger für den Bau der Kombilösung. 2010 war schließlich Baubeginn.

 
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