Seit heute hat Karlsruhe einen Namenszusatz hinzugewonnen - geht es nach Oberbürgermeister Frank Mentrup, darf sich die Stadt mit dem baldigen Tunnelbohrstart auch als "Stadt der Mineure" bezeichnen. Die erfolgreiche Abnahme der Tunnelvortriebsmaschine ist für die gesamte Region ein wichtiger Schritt in die Zukunft. "Wir machen jetzt ein paar Schritte auf einmal, um uns dann mit diesem Vorsprung entspannt zurücklehnen zu können", so Mentrup und spielt auf die künftige Vorreiterrolle von Karlsruhe in Sachen Verkehrskonzeption an.
"Karlsruhe hat die richtige Entscheidung gefällt", so Staatssekretär Michael Odenwald in seiner Festansprache zur Tunneltaufe. Mit der Kombilösung behalte die Stadt ihren Platz in der ersten Bundesliga der Nahverkehrsstädte. Das "Karlsruher Modell" - das Konzept des Öffentlichen Nahverkehrs in Karlsruhe - entwickle sich mit der Kombilösung weiter: "Zum Karlsruher Modell 2.0."
Kombilösung: "Mit dem Kopf durch die Wand"
Karlsruhe sei nicht gerade bekannt dafür, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, so Stadtoberhaupt Mentrup, wenn die sonst eher als bedächtig und abwägend geltenden Karlsruher aber dann mit einem großen Kopf durch die Wand gingen, dann gebe es auch ein entsprechend großes Fest. Wie im Falle der Kombilösung: Zur Tunneltaufe war das Festzelt am Durlacher Tor mit geladenen Gästen prall gefüllt. Begeisterung und Aufbruchstimmung - diese sei selbst bei Kritikern der Kombilösung zu spüren, so Mentrup.
Lange Diskussionen und gescheiterte Bürgerentscheide in der Vergangenheit sind dem Projekt zuträglich gewesen, sodass es jetzt mit einer "badischen Gründlichkeit" auf die Zielgerade einbiegen kann. Zu verdanken sei dies auch den gute Vorbereitungen von OB-Vorgänger Heinz Fenrich - "die ich nun zum Abschluss bringen kann", so Mentrup in seiner Ansprache.
Splett: Freudiges Ereignis ja, aber Kostenfrage nicht vergessen
Kritische Anmerkungen gab es von Staatssekretärin Gisela Splett: Bei dem freudigen Ereignis dürfe man nicht die finanziellen Dimensionen vergessen, die das Projekt inzwischen angenommen habe. Seit Beginn gab es eine rasante Kostensteigerung, die zu der Frage führe, was die Kombilösung am Ende tatsächlich kosten werde. Fraglich sei auch der angestrebte Zeitpunkt der Fertigstellung.
In diesem Punkt gab es keine Entwarnung von BeMo Tunnelling: Unvorhersehbare Ereignisse gebe es bei einem solchen Projekt immer, so Josef Arnold, Geschäftsführer des Bauunternehmens. Gerade in Karlsruhe ist die Tunnelbohrung durch die oberflächennahe Lage "sehr sehr anspruchsvoll".
Ein Fächerwurm namens "Giulia"
Beistand "von oben" bekommen die Tunnelleute unter Tage seit Samstag in Form von Schutzpatronin Barbara. Diese ziert jedes Tunnelportal - in Karlsruhe wurde die Statue feierlich von Tunnelpatin Gerlinde Hämmerle unter Tage angebracht. Ihre Verehrung geht auf das 13. Jahrhundert zurück und ist auch auf heutigen Tunnelbaustellen allgegenwärtig: Sie soll vor einem unerwarteten und jähem Tod schützen.
Zum Abschluss des "Anschlagfests" erhielt der 85 Meter lange und rund 1.200 Tonnen schwere Tunnelbohrer nun auch offiziell einen Namen: Giulia soll die Tunnelvortriebsmaschine fortan heißen. Begossen wurde dies standesgemäß mit einer Sekttaufe. Loslegen wird Giulia laut Bauherrin Kasig voraussichtlich Ende Oktober oder in den ersten November Tagen.
Zunächst darf sie sich am Sonntag der breiten Öffentlichkeit von ihrer besten Seite zeigen: Am Tag der offenen Baustelle kann am Durlacher Tor von 9 bis 17 Uhr ein Blick auf Fächerwurm "Giulia" geworfen werden - dann ist der oberirdische Teil der Baustelle für Besucher zugänglich. Hinunter geht es nur mit bereits erworbenen Tickets.
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Diese Webcam zeigt den Karlsruhe Tunnelbohrer. Ab Herbst soll sie dann den rund 2,4 Kilometer langen Stadtbahntunnel für die Karlsruher Kombilösung unter der Kaiserstraße graben.
Diese Webcam zeigt den unteren Bereich der hinteren Versorgungsöffnung samt Versorgungsbahn für den Tunnelbohrer.
Diese Webcam zeigt später den Tunneleingang in voller Größe und das Heck des Tunnelbohrerers, wie er am Durlacher Tor seine Reise beginnt.
Diese Webcam auf die Baustelle am Durlacher Tor
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