Als das Karlsruher Stadtmarketing das letzte Mal mit einer Berliner Agentur zusammengearbeitet hat, ging das ziemlich in die Hose. DerStadtslogan "Karlsruhe - baden in ideen" kam gar nicht gut an, wurde mit viel Spott überzogen und scheiterte letztlich. Diesmal soll aber alles besser werden: professionell, transparent und mit viel Bürgerbeteiligung.
Regionale Agenturen hatten Nachsehen
Stadtmarketing-Chef Norbert Käthler machte am Dienstag bei einer Pressekonferenz deutlich, dass das Konzept von den Agenturen Dreinull und battleRoyal - beide sitzen in Berlin - für die Eröffnungsfeier genau das Richtige sei.
Die Arbeitsgemeinschaft hat sich kürzlich bei einem europaweitem Ausschreibungsverfahren durchgesetzt und den Auftrag für die Gestaltung der Eröffnung erhalten. 35 Agenturen aus dem In- und Ausland hatten sich beworben, sechs kamen in die zweite, entscheidende Runde - darunter auch zwei Agenturen aus der Region Karlsruhe.
Eine Fachjury hatte die Vorauswahl für die zweite Runde getroffen und dem Aufsichtsrat der Stadtmarketing GmbH vorgestellt. Dieser entschied sich letztlich für das Konzept der Berliner. Die Entscheidung werde auch vom Hauptausschuss und Gemeinderat getragen, erläuterte Käthler das Prozedere. Zudem habe ein Künstlerischer Beirat dem Gremium beratend zur Seite gestanden.
Roland Lambrette, Vorsitzender der Jury, lobte den Entscheidungsprozess "ohne Untertreibung als das beste Verfahren, das ich bisher erlebt habe." Für die Jury hatten laut Lambrette als Kriterien die "künstlerische Qualität, Originalität und ein hohes Maß an Bürgerbeteiligung oberste Priorität." Aus Sicht von Susanne Asche, Leiterin des Karlsruher Kulturamts und Mitglied des Künstlerischen Beirats, habe das Sieger-Konzept überzeugt, "weil spezielle Karlsruher Stärken und Besonderheiten aufgezeigt werden und dabei die Bürgerschaft einbezogen wird".
Identitätsstiftung und internationales Ansehen
"Das Stadtjubiläum ist ein Meilenstein in der Geschichte der Stadt Karlsruhe", findet Oberbürgermeister Frank Mentrup. Durch das Fest soll sich die Stadt ihrer "eigenen Identität vergewissern und sich zudem überregional und international positionieren". Gerade der Auftaktveranstaltung komme hierbei eine "besondere Bedeutung" zu. "Karlsruhe muss sich darin wiederfinden, die Bürger müssen sich darin wiederfinden, aber auch die künstlerische Qualität muss stimmen", so Mentrup. Das Sieger-Konzept vereine diese Anforderungen.
Thomas Brunk, Chef der Agentur Dreinull, kann sich mit Karlsruhe identifizieren. Er wurde hier geboren, ist hier aufgewachsen. Früher hat er bereits größere Veranstaltungen in Karlsruhe konzipiert - 1998 anlässlich des Jubiläums der Revolution der badischen Demokratie die "vive la vison" auf dem Schlossplatz und 1999 die zentrale Veranstaltung zur Sonnenfinsternis. Mittlerweile hat er seine eigene Agentur. Für den internationalen Touch sorgt der Australier Brendan Shelper, Chef von battleRoyal, wenn er auf Englisch sagt: "Thomas kommt aus Karlsruhe. Er kennt sich hier aus, ist hier verwurzelt. Ich bringe die frische Perspektive von außen mit. Das ist eine gute Kombination." Beide haben bereits Erfahrungen mit Großveranstaltungen und Event-Shows - darunter Bambi-Verleihung, Berlinale, IFA. Als Highlight ihrer Zusammenarbeit bezeichnen die beiden die Eröffnungszeremonie der Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen.
Eröffnungszeremonie kostet 1,2 Millionen Euro
Doch wie wird jetzt die Eröffnung des Karlsruher Stadtgeburtstags? Im Detail wollen die Künstler das noch nich verraten. "Überraschung" und "secret", sagen sie immer wieder. So viel haben sie dann doch vorgestellt: Das eingereichte Grobkonzept sieht eine siebentägige Veranstaltung vor. Diese besteht aus einem Prolog, Hauptteil und Epilog. Hierbei sollen auch lokale Akteure wie Vereine, Schulklassen, Künstler und Kreative eingebunden werden. Über mehrerer Tage werden die Karlsruher Stadtteile und der Weg von Durlach zum Karlsruher Schloss inszeniert.
Eine zentrale Rolle bei den Feierlichkeiten nehmen das Schloss und der fächerförmige Stadtgrundriss ein. Eine Open-Airshow mit Pyro- und Lichteffekten, Theater-und Musikperfomances und Projektionen soll die Höhepunkte der Karlsruher Stadtgeschichte aufgreifen und einen Blick in die Zukunft der Stadt werfen. Je eine große Szene ist dabei den vier Stärken der Stadt gewidmet: Technologie und Wissenschaft, Kunst und Kultur, Demokratie und Recht, sowie Lebensqualität. Der Epilog bildet als großes Bürgerfest das Finale der Eröffnungsveranstaltung. Das eingereichte Konzept wird in den kommenden Monaten verfeinert und ausgearbeitet. Die Stadt stellt für die Eröffnungsfeier ein Budget von 1,2 Millionen Euro bereit.
Youtube-Video von der Eröffnungszeremonie der Ski-WM 2011:
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