Seit Monaten bekommen alle die Folgen der Energiekrise zu spüren - auch hier in Karlsruhe. Die Spritpreise sind angestiegen, der Gasanbieter will mehr Geld, und auch der Profisport muss Energie sparen. Ist das die richtige Zeit für ein Lichterspektakel wie es die Schlosslichtspiele sind?
"Krisengipfel zum Energiesparen - und Karlsruhe veranstaltet Lichtfestspiele"
Auch die ka-news.de-Leser beschäftigen sich mit dieser Frage. So schreibt beispielsweise User "karlsunruhe" im Forum über die angekündigten Schlosslichtspiele: "So eine Energieverschwendung ist momentan nicht vertretbar."
Auch der Unmut über mögliche Folgen der "Energieverschwendung" wird laut: "Im Herbst wird man dann die Schwimmbäder zwecks Energiesparen schließen", sagt "Prof. Baerlapp."

Alles in allem setze das Stadtevent eine falsche Botschaft, meinen die Leser. Selbst bei einem sparsamen Verbrauch seien die Schlosslichtspiele kaum mit der gleichzeitigen, bundesweiten Message der "Energiesparsamkeit" zu vereinen.
Ein Spagat zwischen Nachhaltigkeit und Zweck
"Das Thema Energie ist ein wesentliches Thema der Schlosslichtspiele und beschäftigt das KME bereits seit langem", sagt Martin Wacker, Geschäftsführer der Karlsruher Marketing und Event GmbH (KME). Der Aspekt der Nachhaltigkeit komme immer wieder zum Vorschein.

Strom wird verbraucht, das steht außer Frage - "allerdings so gezielt und so wenig wie möglich", meint der KME-Chef. Unter diesem Mantra werde vor Allem auf die Technik gebaut. "Die Laserbeamer leisten unter diesem Vorsatz ganze Arbeit", so Wacker. Sie seien deutlich energiesparsamer als traditionelle Beleuchtungsanlagen von Gebäuden.
Energiesparsamkeit habe auch einen traditionellen, thematischen Schwerpunkt bei den Schlosslichtspielen, ergänzt Dominika Szope, Leiterin des Kulturamts der Stadt Karlsruhe. Zu sehen gewesen sei dieser Fokus bereits 2017. Im Stück "Structures of Life" von Maxin10sity.
Auf unseren Planeten aufmerksam machen
Die ungarische Künstlergruppe stellte audiovisuell die Entstehung des Lebens dar und führte die Beobachter durch die Stadien der Evolution. Angefangen bei der ersten Zelle, über die Unterwasserwelt der Urozeane, bis hin zum Menschen.
"Auch auf dem CO2-Fußabdruck wird bei den Schlosslichtspielen ein Fokus liegen", sagt Wacker. In "Footprint" von dem Karlsruher Medienkünstler Jonas Denzel sei darauf schon im Rahmen des "City of mediaarts"-Projekts aufmerksam gemacht worden - und nun erneut bei dem Lichterevent.
Die Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs für das beste Stück, haben ebenfalls die Umwelt zum Thema auserkoren - Atelier V3 mit ihrem Stück "Resilience". Die Erde und der Schutz des gemeinsamen Lebensraums spielen das Kernthema des Stücks.

Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, der Fragilität und Stärke unserer Umwelt Ausdruck zu verleihen. Die Gruppe beschäftigt sich unter anderem mit den Themen: Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung.
"Kreative Lösungen finden"
Leonie Oridt ist technische Informatikerin und fällt aus dem klassischen Bild einer Künstlerin heraus - dessen ist sich die Dortmunderin bewusst. "Ich komme ursprünglich nicht aus der Kunst-Szene, das ist aber auch nicht schlimm", sagt sie. Ihr untypischer Hintergrund hat sie nicht daran gehindert, den zweiten Platz der Preisausschreibung für die Schlosslichtspiele zu belegen.

Als Informatikerin habe sie einen anderen kreativen Prozess - der einzigartige Möglichkeiten berge, sagt Oridt. "Um als Künstlerin dem Thema Nachhaltigkeit zu begegnen, suche ich ständig nach neuen Räumen." Das heißt: Neue Möglichkeiten, um ihre Kunst zu präsentieren.
Ein Raum mit besonderem Potential sei der "Virtuelle Raum", sagt die Informatikerin. In der virtuellen Realität gäbe es unendlich viele neue Möglichkeiten, aber auch Einschränkungen. "Natürlich ist es etwas anderes, Kunst und anderen Menschen in der Wirklichkeit zu begegnen", räumt sie ein.

Am besten kombiniere man "virtuell" und "real" zu einer Mischlösung, meint die Künstlerin. "Man kann den Betrachter durch die Gegend fliegen lassen, oder andere coole Elemente einbauen - die in der Wirklichkeit unmöglich wären", sagt Oridt. Die Dortmunderin ist von den Spielräumen für Techniker und Informatiker fasziniert - und ihren Möglichkeiten.
"Eine einzigartige Möglichkeit zum Energiesparen"
Auf alternative Räume bauen die Veranstalter der Schlosslichtspiele nicht. Wie gewohnt wird das Schloss in der Realität angestrahlt. Aber auch das berge Möglichkeiten, so Wacker. "Das Event selbst, stellt auch eine einzigartige Möglichkeit zum Energiesparen dar", sagt er.

Als Gemeinschaftserlebnis für tausende von Besuchern, rücke sie an die Stelle von anderem Zeitvertreib. "Eine Show für viele ist energiesparender als ein Abend vor der Glotze", so der KME Geschäftsführer.
Wenn man den Energieverbrauch also hochrechne, werde sogar Energie gespart. Nur belegen kann das leider keiner der Veranstalter. Es bleibt also abzuwarten, ob die Rechnung am Ende aufgeht.
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