Immer weniger Gas kommt in Deutschland an und es wird voraussichtlich noch weniger. Das Resultat: die Preise werden zum Herbst wohl noch weiter ansteigen. Das prognostiziert Oberbürgermeister Frank Mentrup, der noch vor der Gemeinderatssitzung am Dienstag über die Situation in Berlin  berichtete. 

"Meine Wahrnehmung ist, dass die Situation der Gasversorgung in Berlin wesentlich kritischer eingeschätzt wird, als es letzte Woche in der öffentlichen Darstellung bei uns angekommen ist", erzählt Mentrup.

Oberbürgermeister Frank Mentrup hält eine Rede vor dem Karlsruher Rathaus.
Oberbürgermeister Frank Mentrup hält eine Rede vor dem Karlsruher Rathaus. | Bild: Thomas Riedel

Noch genügend Gas für den Sommer vorhanden

In Berlin werde schon "relativ sicher" davon ausgegangen, dass es im Juli nochmal eine dramatische Reduzierung der Gaslieferung kommen werde. Der Grund: Nord Stream 1 muss in die Revision. "Man geht davon aus, dass man Nord Stream1 wegen technischer Schwierigkeiten gar nicht mehr ans Netz bekommen wird", so Mentrup weiter.

Blick auf Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der ...
Blick auf Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der Ferngasleitung OPAL in Lubmin. | Bild: Stefan Sauer/dpa

Zwar sei in Rücksprache mit den Stadtwerken klar geworden, dass Karlsruhe noch gut über den Sommer kommen würde, trotzdem gebe es bereits Stadtwerke, die die hohen Gas-Preise nicht mehr bezahlen können und finanzielle Unterstützung vom Bund benötigen. Ein Schicksal, was auch bald Karlsruhe widerfährt?

Auf jeden Fall müssten sich die Bürger der Dringlichkeit der Lage bewusst werden. Ansonsten könnte es in den kommenden Monaten dazu kommen, dass zwischen "geschützten Kunden und ungeschützten Kunden" unterschieden werden müsste, sagt Mentrup. Eben dann, wenn es aus der Alarmstufe eine Notstufe werden sollte.

Was passiert in der Notstufe?

Ungeschützte Kunden, beispielsweise große Industriebetriebe, müssten dann mit nur noch partiellen oder gar keinen Gas-Lieferungen mehr rechnen. Reicht das auch nicht aus, werden die Reduzierungen auf die geschützten Kunden  (kleine, mittlere Unternehmen, Haushalte, Krankenhäuser, Fernwärmeanlagen et cetera) ausgeweitet.

Die Öl- und Gaspreise bewegen sich auf Rekordniveau.
Die Öl- und Gaspreise bewegen sich auf Rekordniveau. | Bild: Julian Stratenschulte/dpa

"In dem Fall dessen, dass wir an die geschützten Kunden heran müssten, obliegt nach dem derzeitigen Stand auch den Stadtwerken vor Ort. Ich finde, das ist für uns Kommunalpolitiker eine Herausforderung, sich auf so ein Szenario einzustellen, wann wie oder wo rationiert werden soll", erklärt Mentrup, "Da gibt es momentan auch Gespräche, dass man bundesweite Pläne erarbeitet."

Nationaler Gipfel gefordert

In diesem Zusammenhang fordern Mentrup und der Vorstand des Städtetags, dass im Sommer noch ein großer nationaler Gipfel mit Vertretern aus allen drei politischen Ebenen (Bund, Land, Kommunen) stattfinden müsse. 

Das Zählwerk in einem Gastzähler dreht sich.
Das Zählwerk in einem Gastzähler dreht sich. | Bild: Jens Büttner/dpa

"Jede dieser Ebenen muss in dreifacher Hinsicht abstimmen, was man gegen diese Energiemangel-Situation zu tun gedenkt und wie man damit umgehen kann. Es müssen auch konkrete Vorschläge kommen, wie man Energie einsparen kann", sagt Mentrup. "Wir müssen der Bürgerschaft deutlich machen, dass wir es hier möglicherweise mit einer sehr ernst zu nehmenden Mangellage zu tun haben."

Darüber hinaus will Mentrup die Sommerpause nutzen, um sich erneut mit den Stadtwerken zu treffen und darüber zu beraten, wie die Bürger am besten Gas einsparen können. Ebenso wollen sich die Stadtwerke im Land untereinander beraten.