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Karlsruhe: Stockender Ausbau in Karlsruhe: Wie sieht das "Radnetz der Zukunft" aus?

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Stockender Ausbau in Karlsruhe: Wie sieht das "Radnetz der Zukunft" aus?

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    Fahrradfahrer vor Karlsruher Schloss.
    Fahrradfahrer vor Karlsruher Schloss. Foto: Paul Needham

    Viele Fahrradfahrer - dafür ist Karlsruhe über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Seit 2005 hat die Stadt es geschafft, den Anteil der Radfahrer im Straßenverkehr von 16 auf 33 Prozent zu verdoppeln.

    Dem Zuwachs der Radfahrer muss auch das Radnetz standhalten: Ein dichtes Geflecht aus Haupt- und Nebenrouten in Karlsruhe soll entstehen. Um festzulegen, wie dieses "Radnetz der Zukunft" konkret aussehen wird, wurde ein Zielnetzplan erstellt. Bis heute sind viele der Strecken jedoch noch nicht in die Realität umgesetzt.

    So sieht das Karlsruher "Radnetz der Zukunft" aus:

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    Foto: Stadtplanungsamt Karlsruhe

    Im Vergleich zu anderen Städten schneidet Karlsruhe mit seinem Engagement für Radfahrer dennoch gut ab: Im vergangenen Jahr hat die Stadt im großen Städtetest des Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) das erste Treppchen ergattert und wurde zur "fahrradfreundlichsten Stadt" ihrer Größenordnung gekürt. 

    Kritik: Trotz Spitzenrang nur Note "3"

    Obwohl die Stadt besser als ihre Mitstreiter abschnitt, erreichte sie aber nur die Bewertung 'befriedigend'.  "Die Note 3,15 ist keine besonders gute und die Bewertung kein Lob für Karlsruhe, sondern ein besorgniserregender Misserfolg für die anderen Städte", so die Umweltschutzbewegung Fridays For Future, die sich Ende Mai mit einer Fahrraddemo für den Ausbau der Radwege stark gemacht hatte. 

    Ob Spitzenrang oder schlechte Note: Wichtig für die unzähligen Radler in Karlsruhe ist der Status quo. Wie führt der Weg auf dem Sattel schnell und unfallfrei durch die Stadt? Welche verschiedenen Radwege gibt es in und um Karlsruhe? Und an welchen Stellen wird das Radnetz in den kommenden Jahren ausgebaut?

    1. City-Routen: Sicher durch die turbulente Innenstadt 

    Mitten in der Karlsruher Innenstadt ist das Radfahren kein Vergnügen. Auf der zentralen Kaiserstraße ist der Verkehrsraum knapp, Bahnen fahren dicht an dicht durch die Fußgängerzone und Passanten wechseln von einer Straßenseite auf die andere. Aus diesem Grund gibt es für Radler die beiden Cityrouten Nord und Süd. Sie sollen die Fahrradfahrer abseits des Getümmels von einer Seite der Innenstadt auf die andere führen. 

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    Damit Radler die beiden Strecken finden, sind sie besonders gekennzeichnet: Grüne Fahrräder sind entlang der Strecken auf dem Asphalt zu entdecken. "Die Piktogramme auf dem Boden zu Kennzeichnung der Cityrouten sind eine Ausnahme", sagt Ulrich Wagner, Bereichsleiter Verkehr des Stadtplanungsamtes.

    "Wir wollten den Streckenverlauf noch deutlicher hervorheben." Zusätzlich zu den rund 200 Bildern auf dem Asphalt weisen so Schilder an Laternen- und Straßenmasten den Radlern den Weg. 

    Eröffnung der neuen Cityroute-Nord
    Eröffnung der neuen Cityroute-Nord Foto: unb, ka-news, ka-news

    Auch der Karlsruher Stadtteil Durlach hat seit Oktober 2019 eine eigene Cityroute. Eine Pflicht, die Strecken zu fahren, gibt es allerdings nicht. Sie sind lediglich als Empfehlung der Stadt zu verstehen, um die Verkehrsströme möglichst gut zu leiten. 

    2. In die Wohngebiete: 20 Stadtteilrouten entstehen

    Bereits im Jahr 2005 wurde beschlossen: 20 Routen sollen aus der Karlsruher Innenstadt in die einzelnen Stadtteile führen. Ursprünglich war das Zeil, jedes Jahr zwei der Strecken fertigzustellen. Doch davon hat die Stadt ablassen müssen.

    "An den Stadtteilrouten bauen wir stattdessen flächendeckend", sagt Ulrich Wagner vom Stadtplanungsamt. Oft würden auf den Strecken nur einzelne Lückenschlüsse oder Kreuzungsbereiche fehlen. Das bedeute nicht, dass die Routen noch nicht befahrbar sind: "Wir heben lediglich den Standard nach und nach an."

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    Foto: Ulrich Wagner

    Von den 20 geplanten Routen sind 13 vorhanden - zum größten Teil aber nur abschnittsweise. Zuletzt wurde ein neu fertiggestelltes Stück der Route in Richtung Hagsfeld ausgebaut. 

    Auf die Frage, wann alle Karlsruher Radrouten fertig sein werden, konnte die Stadt zum Jahresbeginn noch keine genaue Antwort geben. Es müssten an vielen Stellen noch Kompromisse zwischen dem Radnetz auf der einen und Naturschutz oder Autoverkehr auf der anderen Seite gefunden werden. 

    3. Ins Umland: Zwei Schnellradrouten geplant

    Ein Highway für Fahrradfahrer: Das sind die sogenannten Schnellradrouten. Sie sollen Städte miteinander verbinden und getreu ihrem Namen ein Radeln mit hoher Geschwindigkeit und ohne Unterbrechung ermöglichen - auch im Hinblick auf Pedelecs und E-Bikes. Das Land Baden-Württemberg hat beschlossen, bis 2025 zehn dieser Strecken umzusetzen.

    Der Vorteil der Routen: Das Land übernimmt einen Teil der Baulast und der Planungskosten. Läuft die Route auf städtischem Gebiet, müssen sich allerdings auch die Kommunen am Ausbau beteiligen. 

    Damit die Strecken das Potential zu Schnellradwegen haben, müssen sie besondere Kriterien erfüllen. Mindestens 2.000 Fahrradfahrer am Tag, wenig Steigung und eine Breite von drei oder vier Metern sind die Voraussetzung. Darüber hinaus muss die Gesamtstrecke mehr als fünf Kilometer betragen. 

    Konkret sind im Raum Karlsruhe aktuell zwei solcher Schnellradverbindungen in der Planung: Eine Strecke soll von Karlsruhe nach Ettlingen führen, eine zweite von Karlsruhe nach Rastatt. Diese beiden Verbindungen haben in einer Studie des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein das größte Potential gezeigt. Auch eine rund 26 Kilometer lange Ringroute rund um die Fächerstadt war in der Überlegung

    4. Entstehen in Karlsruhe reine Fahrradstraßen?

    Neben Radspuren am Straßenrad sind immer wieder reine Fahrradstraßen in der Diskussion, die für den Autoverkehr komplett gesperrt sind. Doch die Umsetzung ist nicht so einfach, denn in nahezu jeder Straße müssen Anwohner oder Händler die Gebäude mit dem Auto erreichen.

    "Reine Fahrradstraßen wären nur dort möglich, wo keine Erschließung erforderlich ist", teilt die Stadt Karlsruhe auf Nachfrage von ka-news.de mit. Mit einem kompletten Verbot des Autoverkehres würden beispielsweise Einkäufe unmöglich gemacht werden. 

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    Foto: rmv

    Ein weiteres Problem ist, dass mit jedem Durchfahrtsverbot der Verkehr nicht einfach verschwindet, sondern auf andere Straßen verlagert wird. "Man muss immer im Blick behalten: Jede Sperrung sorgt an einem anderen Ort für mehr Verkehr", sagt Ulrich Wagner, Bereichsleiter Verkehr vom Stadtplanungsamt. 

    Um den Radverkehr zu stärken wird deshalb mehr auf die geltenden Verkehrsregeln gepocht. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Cityroute Nord, die durch den Karlsruher Zirkel verläuft. Da die Autofahrer in der Vergangenheit das Gebot "Anlieger frei" missachtet und die Straße als Abkürzung genutzt hatten, wurden kurzerhand nach halber Strecke eine Barriere errichtet. Nur für Fußgänger und Radler heißt es hier: Freie Fahrt. 

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