Der Zirkel in Karlsruhe ist wohl eine der bekanntesten Straßen der Stadt und macht seinem Namen alle Ehre: Mit einer Länge von rund 750 Metern verläuft der Zirkel südlich des Karlsruher Schlosses in einem Halbkreis. Es soll eine ruhige Straße sein, doch das Durchfahrtsverbot für Autos wurde in den vergangenen Jahren missachtet.

Denn der Zirkel war für viele Autofahrer eine beliebte Abkürzung durch die Stadt. Der Vorschrift, dass eigentlich nur Anlieger die Straße nutzen dürfen, wurde mit wenig Respekt begegnet.
Navis haben die Autofahrer fehlgeleitet
Ein weiteres Problem: Viele Navigationsgeräte haben in der Vergangenheit ortsunerfahrene Autofahrer durch den Zirkel gelotst. "Wir haben dann mit den Herstellern Kontakt aufgenommen und nun ist die Straße in den meisten Geräten als gesperrt hinterlegt", sagt Björn Weiße, Leiter des Ordnungsamtes Karlsruhe, im Gespräch mit ka-news.de.

Im Jahr 2019 hat die Stadt letztendlich durchgegriffen und in der Mitte des Zirkels eine Barriere aufgestellt. Seitdem heißt es für Autofahrer: Wollen sie den Zirkel - unerlaubterweise - durchfahren oder als Abkürzung nutzen, stehen sie nach kurzer Zeit vor der Absperrung und müssen zurück.
Wendemanöver gefährden Fußgänger und Radler
Da viele Fahrradfahrer und Fußgänger auf dem Zirkel unterwegs sind, waren diese Wendemanöver der Autos anfangs ein Problem. Denn die rangierenden Autos stellten eine Gefahr für die anderen Verkehrsteilnehmer dar.

Aus diesem Grund hat die Stadt im Oktober 2019 begonnen, die Stelle mit Verkehrskameras - sogenannten "Traffic Eyes" - zu überwachen. Dabei handelt es sich um Wärmebildkameras, die das Geschehen auf der Straße mittels Infrarotlicht festhalten. Personen oder Kennzeichen sind auf den Kamerabildern nicht zu erkennen.
Die Kameras kommen zurück - mit neuer Technik
Mittlerweile sind die Kamerahalterungen an den Laternenmasten allerdings leer, die "Traffic Eyes" aus dem Zirkel verschwunden. Denn die erste Phase der Videoüberwachung ist bereits beendet. "Die Wendevorgänge haben immer weiter abgenommen", so Björn Weiße zu den Ergebnissen der Auswertung. "Das Verkehrschaos am Zirkel hat sich weitestgehend beruhigt."

Bisher mussten die Mitarbeiter des Ordnungsamtes das Bildmaterial selbst sichten und die Wendevorgänge händisch zählen. "Das war in der Zeit des Corona-Pandemie personell nicht mehr möglich", sagt der Ordnungsamts-Chef. Doch die Kameras sollen wiederkommen und mithilfe künstlicher Intelligenz die Daten in Zukunft selbst auswerten können. Wann das geschieht, steht aber noch nicht fest.

Nicht nur die Kameras, auch die Barriere in der Mitte des Zirkels bekommt ein "Upgrade". Aus der Sperre aus Schildern und Verkehrsinseln werden in Zukunft intelligente, versenkbare Poller - auch, wenn Björn Weiße dieser Idee im vergangenen Jahr noch kritisch gegenüberstand.

Der Vorteil aber soll jetzt sein: Sie erkennen selbst, welchen Verkehr sie durchlassen dürfen und verschwinden bei Bedarf im Asphalt. So könnten beispielsweise die roten Sightseeing-Doppeldeckerbusse wieder durch den Zirkel fahren. "Der smarte Poller erkennt den Bus, sinkt ganz automatisch und macht den Weg frei", sagt Björn Weiße.

Die Verhandlungen mit der EnBW, in deren Kooperation die Stadt die Poller installiert, seien bereits abgeschlossen. Noch vor den Sommerferien sollen sie am Zirkel installiert werden. Für Autofahrer bedeutet das: Die Durchfahrtssperre wird vom Provisorium zur Dauerlösung.