"Fahrradverkehr ist nicht länger ein 'grünes Randthema'". Mit dieser Botschaft tritt Fahrrad-Experte Michael Adler, Geschäftsführer des Verlags "fairkehr", am Dienstagabend an das Rednerpult im Haus Solms in Karlsruhe. Die Stadt hat zum Radlerforum - ein Gremium aus Lokalpolitik, Verkehrsverbänden und Verwaltungsorganen der Stadt - geladen. Das Thema: "Zehn Jahre 20-Punkte-Programm zur Förderung des Radverkehrs in Karlsruhe."
"Ausruhen geht jetzt nicht!"
Seit der Einführung dieses Programms im Jahr 2005 hat die Stadt nach eigener Aussage schon einiges erreicht. Unter anderem ist der Radfahreranteil in Karlsruhe auf 25 Prozent gestiegen - und das bereits 2012. Das belegte eine Studie, die die Stadt in Auftrag gegeben hatte. Eigentlich hatte sich die Stadt beim Beschluss des 20-Punkte-Programms einen Anteil von 23 Prozent bis 2015 als Ziel gesetzt. Das neu erklärte Ziel: Der Radfahreranteil in Karlsruhe soll bis 2020 auf 30 Prozent gesteigert werden. Die Frage ist: Wie kann das gelingen?
Karlsruhe, so "fairverkehr"-Chef Adler, habe hier bereits viele gute Anfänge geschafft. "Aber da ist noch Luft nach oben." Dieser Meinung ist auch Dankmar Alrutz, Diplomingenieur und Vertreter des Hannoveraner Büros der Planungsgemeinschaft Verkehr. Karlsruhe habe sich seit Beschluss des 20-Punkte-Plans in Sachen Fahrradklima deutlich verbessert. "Aber ausruhen geht jetzt nicht."
Experte empfiehlt Fahrrad-Parkhäuser
Ein Blick in andere Städte könnte, da sind sich beide Verkehrsexperten einig, Möglichkeiten zeigen, wie man den Radverkehr in Karlsruhe weiter fördern könnte. Das beginne bereits bei den Abstellmöglichkeiten, betont Alrutz im Gespräch mit ka-news. Auf der einen Seite brauche es mehr Standard-Abstellanlagen mit Bügeln. "Die bisherige Menge reicht vorne und hinten nicht aus", so der Verkehrsexperte.
Doch nicht nur die Menge der Stellplätze, sondern auch deren Gestaltung sei ein wichtiges Thema für die Förderung des Radverkehrs. "Eine weitere Möglichkeit ist ein Witterungsschutz in Form von überdachten Stellplätzen", erklärt Alrutz, "vor allem für Radfahrer, die ihr Rad längere Zeit abstellen." Eine weitere Idee: Parkhäuser nur für Fahrräder. "Bessere Räder brauchen eine bessere Qualität", meint der Experte. In Bremen beispielsweise habe man bereits Fahrradparkplätze in ein bestehendes Parkhaus integriert, in Münster wiederum gebe es bereits ein Parkhaus ausschließlich für Fahrräder.
Mit einer Fahrrad-Autobahn ins Umland radeln
Doch nicht nur beim Abstellen, sondern auch beim Fahren ist die Qualität in Karlsruhe noch ausbaufähig. Sowohl Adler als auch Alrutz sind der Meinung, dass sogenannte Radschnellwege ins Umland eine weitere, wichtige Maßnahme sind. "Diese Schnellrouten könnten 15 bis 20 Kilometer über die Stadtgrenzen hinaus gehen", so Alrutz gegenüber ka-news.
Damit der Radler eine solche Strecke auch tatsächlich auf dem Sattel zurücklege, müssten diese Schnellwege attraktiv gestaltet sein. "Ein Fahrradstreifen wäre dann 3,5 bis 4 Meter breit. In Deutschland sind solche Überlegungen noch in den Anfängen, in Holland gibt es das schon vielfach." Ein weiteres Kriterium: Die Schnellrouten müssen auch in kurzer Zeit zurückgelegt werden können. Die Konsequenz laut Alrutz: Damit Radler auf ihrem Weg nicht zu lange warten müssten, müsste beispielsweise bei Ampeln für Grünwellen für Radler gesorgt werden.
Multimodal und hübsch anzusehen
Einen ähnlichen Ansatz stellt auch Adler am Dienstabend bei seinem Vortrag vor. Nicht nur Schnellrouten, sondern auch die Fahrradwege im Stadtgebiet müssen seiner Ansicht nach attraktiver gestaltet werden, damit mehr Menschen aufs Rad umsteigen. "Das Design im öffentlichen Radverkehr wird oft vernachlässigt", meint Adler. Durch Beleuchtung und Kunst könnte man Radwege ansprechender gestalten, in anderen Städten werde diese Idee bereits umgesetzt. "Es dürfen keine Billiglösungen sein."
Ein weiterer Vorschlag für Karlsruhe: "ein mulitmodales Angebot". Konkret verweist auf Adler auf die Notwendigkeit von Mobilitätsstationen, wie es sie in Offenburg bereits gebe. Die Idee: An diesen Mobilitätsstationen sollen verschiedene Kraftfahrzeuge, Pedelecs, konventionelle Fahrräder und teilweise Lastenräder als öffentliches Verleih-System in engem Zusammenhang mit Haltestellen und Haltepunkten der öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung gestellt werden. "Karlsruhe ist die Carsharing-Hauptstadt und weltweit bekannt für seinen öffentlichen Verkehr. Das muss beim Radverkehr mitgedacht werden", findet Adler.
Mehr Infos zum Radlerforum gibt es hier (Link führt auf externe Seite).
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