"Die Ziele, die sich die Stadt im Bezug auf den Radverkehr bis 2015 gesetzt hat, wurden bereits heute übertroffen", bemerkte Baubürgermeister Michael Obert, unter dessen Leitung der Planungsausschuss steht. Zum 300. Geburtstag der Fächerstadt erhoffte sich Karlsruhe einen Anteil des Radverkehrs bei allen Wegen von 23 Prozent.
Obert: "Zwei klare Trends sind erkennbar."
Nun sind es laut dem Umfrageergebnis der Leipziger Firma omniphon 24,5 Prozent - also fast jeder vierte Weg wird in Karlsruhe mit dem Fahrrad bewerkstelligt. 2002 waren es im Vergleich lediglich 16 Prozent. Für die Umfrage wurden 3.611 Karlsruher Bürger, 3.238 Bürger aus dem Umland, dem sogenannten Nachbarschaftsverband Karlsruhe (NVK) und knapp 1.000 Bruchsaler und Gondelsheimer zu ihrem durchschnittlichen Mobilitätsverhalten befragt.
"Zwei klare Trends sind erkennbar", so Obert nach der Präsentation der Studie. "Der Anteil der Pkw-Fahrten ist in Karlsruhe zurückgegangen. Der Trend geht vom Auto weg zum Fahrrad." In der Tat sind die Anteile der Wege mit dem Auto oder auch dem Motorrad, dem motorisierten Individualverkehr, seit der letzten Erhebung im Jahr 2002 um fast neun Prozent zurückgegangen: Während 2002 34 Prozent das Auto wählten, sind es im Jahr 2012 nur noch 25,7 (1982: 32 Prozent, 1992: 33 Prozent).
Baustellen als Grund für Rückgang im öffentlichen Nahverkehr?
Für die Studie teilte die Firma das Stadtgebiet Karlsruhe in drei Teile auf. Zwischen den Bergdörfern, der direkten Innenstadt und den angrenzenden Stadtteilen ergeben sich hierbei signifikante Unterschiede. Während in den Karlsruher Höhenlagen lediglich vier Prozent der Wege per Rad zurückgelegt werden, sind es in der Innenstadt 28 Prozent (restliche Stadtteile: 24 Prozent). Ein anderes Bild hingegen ergibt sich bei den Fahrten mit dem Auto: 60 Prozent aller Strecken werden in den Bergdörfern mit dem Auto absolviert - in der Innenstadt sind es 26, in den restlichen Stadtteilen 38 Prozent.
Nachdem der öffentliche Nahverkehr seit 1982 von einem Anteil von 13 auf 18 Prozent gestiegen ist, wurde nun für das Jahr 2012 ein Rückgang ermittelt: 16,7 Prozent aller Fahrten in Karlsruhe werden mit Straßenbahnen oder Bussen gemacht. Johannes Honné, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Gemeinderatsfraktion, sieht durch die zahlreichen Baustellen in der Fächerstadt einen möglichen Grund hierfür. Aber durch eine alterspezifische Einteilung der Ergebnisse ergebe sich bereits heute eine Tendenz, dass die Nachfrage im öffentliche Nahverkehr wohl zunehme, bemerkte ein Mitarbeiter von omniphon. Denn die jüngere Generation nutze zu einem wesentlich größeren Anteil Busse und Bahnen als Menschen über 40.
Karlsruher sind auch zu Fuß gut dabei
Mit den Fahrradanteil zeigte sich Honné am Mittwochnachmittag zufrieden. Und auch Rita Fromm, Fraktionsvorsitzende der FDP, sieht in der Studie viele Ergebnisse, die für die Zukunft der Stadt helfen könnten. Die Karlsruher sind aber nicht nur mit dem Fahrrad viel unterwegs - fast genau so viele Wege, 24,4 Prozent, werden zu Fuß erledigt. 8,7 Prozent gaben bei der Befragung an, sich als Mitfahrer in einem Auto fortzubewegen. Die durschnittliche Aufenthaltsdauer im Verkehr beträgt 55 Minuten, 13 Kilometer werden hierbei von den Karlsruhern zurückgelegt.