Vergangenen Freitag fielen in Karlsruhe die ersten vier Platanen zwischen Marktplatz und Kreuzstraße. Bereits jetzt ist klar, dass ihr Nachfolger der Zürgelbaum sein wird. Insgesamt sieht das Baumkonzept im Rahmen der Neugestaltung der Kaiserstraße die Neupflanzung von 86 Zürgelbäumen vor.

Kriterien zur Baumartenauswahl

Was aber sind die Kriterien, nach denen eine Baumart für den innerstädtischen Bereich ausgewählt wird? In den Unterlagen des letzten Gemeinderats vom 20.Dezember 2022 sind folgenden Anforderungen an die Baumart aufgelistet:

  • Muss eine sogenannte "Zukunftsbaumart" sein
  • Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge muss gegeben sein
  • Die Wuchsform muss in den Straßenraum der Kaiserstraße passen
  • Leittrieb muss vorhanden sein, das heißt der Baum sollte gradwüchsig wachsen und ein gut herstellbares Lichtraumprofil haben
  • Bildung einer kompakten Krone
  • Keine invasive Baumart, die sich unkontrolliert ausbreitet

Zukunftsbäume für die Stadt

Der Zürgelbaum erfüllt die Eigenschaften eines Klimabaums und wird auch in der sogenannten Galk-Straßenbaumliste "Zukunftsbäume für die Stadt" erwähnt. Die Galk stellt einen Zusammenschluss der kommunalen Grünflächenverwaltungen dar, die den Deutschen Städtetag über die Fachkommission Stadtgrün in seinen Aufgaben unterstützt.

Der 1975 gegründete Arbeitskreis Stadtbäume der Gartenamtsleiterkonferenz (Galk) arbeitet seit vielen Jahren mit dem Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. zusammen.

Vergangenheit: Die ersten Platanen in der Kaiserstraße sind gefallen.
Vergangenheit: Die ersten Platanen in der Kaiserstraße sind gefallen. | Bild: Thomas Riedel

Ausdruck dieser Zusammenarbeit ist die sogenannte Galk-Straßenbaumliste. "Die Liste stellt eine Empfehlungsliste für die Pflanzung von Bäumen an Stadtstraßen da. Sie erhebt nicht den Anspruch der Vollständigkeit, sondern dient vielmehr als Orientierung", sagt Dieter Fuchs, Leiter des Arbeitskreises Stadtgrün im Gespräch mit ka-news.de.

Das könnte Sie auch interessieren

So könne etwa für Hamburg nicht die gleiche Baumart wie für München oder eben Karlsruhe empfohlen werden. "Man muss bedenken, dass die Gegebenheiten oftmals einfach sehr unterschiedlich sind und die Wahl der Baumart doch sehr individuell betrachtet werden muss", so Fuchs.

Dieter Fuchs, Leiter des Arbeitskreises Stadtbäume bei der Galk
Dieter Fuchs, Leiter des Arbeitskreises Stadtbäume bei der Galk | Bild: Stadt Bonn

Das sei auch ein Grund, warum er keine Empfehlung für eine weitere Baumart in der Fächerstadt aussprechen könne. Vielmehr seien alle 65 Bäume, die die Galk-Straßenbaumliste als Klimabäume auflistet prinzipiell geeignet.

Keine Baumart passt besonders gut oder besonders schlecht

Sich abstoßen oder untereinander Synergien bilden, würden die Bäume nicht. "Stadtbäume werden ja immer mit einem gewissen Abstand zueinander angepflanzt. Die kommen sich also nicht in die Quere", sagt Fuchs. Eine Baumart, die besonders gut zu Zürgelbäumen passt, kann Fuchs daher nicht ausmachen.

Zürgelbäume in der Theodor-Rehbock-Straße.
Zürgelbäume in der Theodor-Rehbock-Straße. | Bild: Thomas Riedel

Es sei aber positiv, dass man die Allee durchmischen will. "Wird ein Baum zum Beispiel krank, dann überträgt sich das nicht direkt auf seinen Nachbarbaum, weil der wohlmöglich nicht als Wirt für den entsprechenden Schädling dient." Dadurch könne man vermeiden, dass im Zuge eines Schädlingsbefall ganze Straßenabschnitte gefällt werden müssten.

Welcher Baum passt optisch am besten zu Zürgeln?

Auch Frank Brossmer, der bereits in der vierten Generation eine Baumschulenbetrieb in Ettenheim leitet, sieht keine Klimabaumart, die sich besonders als zweite Baumart neben den Zürgelbäumen eignet. Optisch allerdings würde er persönlich folgende drei Baumarten als besonders harmonisch zu den Zürgelbäumen ansehen:

Die Zelkove (Zelkova serrata "Green Vase")

Zelkove
Zelkove | Bild: Baumschule Brossmer
  • ist ein Baum mit aufrechter Krone, die sich später breit-trichterförmig entwickelt
  • besitzt viele und kräftige Hauptäste
  • hat länglich eiförmige Blätter, die sich im Herbst gelblich bis kupferfarben färben

Die Europäische Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia)

Europäische Hopfenbuche
Europäische Hopfenbuche | Bild: Baumschule Brossmer
  • ein Baum, der anfangs kegelförmig, später rund und langsamwüchsig ist
  • kann bis zu 15 Metern hoch und 12 Metern breit werden
  • besitzt hopfenblüten-ähnliche Früchte, die etwa 12 Zentimeter lang werden können
  • im Herbst färbt sich das Blätterdach gelb
  • ist recht anspruchslos und verträgt trocken bis durchlässig feuchten, kalkhaltigen Boden
  • ist stadtklimafest

Die Blumenesche (Fraxinus ornus "Louisa Lady") 

Blumenesche
Blumenesche | Bild: Baumschule Brossmer
  • gehört zur Kategorie Kleinbäume mit breit-ovaler bis runder Baumkrone
  • kann bis zu 8 Metern hoch und drei Metern breit werden
  • besitzt große, matt blaugrüne, gefiederte Blätter, die sich im Herbst gelb bis bronzefarben färben
  • ist langsamwüchsig
  • dient als Bienenweide
  • cremeweiße Rispen versprühen im September und Oktober einen angenehmen Herbstduft

"Mein persönlicher Favorit wäre ja die Hopfenbuche", verrät Brossmer im Gespräch mit ka-news.de.

Blick in die Zukunft ist schwer

Damit die Bäume in der Innenstadt überhaupt die Chance hätten zu wachsen, sei allerdings vielmehr der Untergrund beziehungsweise die Baumgrube entscheidend. "Für die Pflanzung im Innerstädtischen wird meist ein mineralisches Gemisch verwendet", so Brossmer. Dies hätte sowohl Vor- als auch Nachteile. 

Frank Brossmer, Geschäftsführer der Baumschule Brossmer in Ettenheim
Frank Brossmer, Geschäftsführer der Baumschule Brossmer in Ettenheim | Bild: Baumschule Brossmer

"Würde man ein Substrat mit hohem organischen Anteil nutzen, würde die Gefahr bestehen, dass sich im Gemisch ein Pilz oder Schädling befindet", sagt Brossmer.

Das könnte Sie auch interessieren

Zugleich sei aber das Risiko gebannt, dass die Baumgrube um den Baum wohlmöglich einsacken könnte. "Ein mineralisches Gemisch ist einfach besser kontrollierbar", meint Brossmer.

Die Mischung machts?

Für den Baum sei es dadurch aber nicht unbedingt besser. So sei die Nährstoffversorgung und der PH-Wert für den Baum oftmals nicht optimal. "Es kann durchaus passieren, dass der Baum dann nicht zufriedenstellend wächst", sagt Brossmer.

Zürgelbäume in Hermann-Billing-Straße.
Zürgelbäume in Hermann-Billing-Straße. | Bild: Thomas Riedel

Voraussehen könne das allerdings keiner so genau. Durch die Berücksichtigung der Bodenansprüche des jeweiligen Baumes könne man aber vorbeugen.

Das könnte Sie auch interessieren

Abschließend lässt sich also sagen, dass es- wie so oft im Leben- die Mischung macht- sowohl bei der Wahl der Baumart, als auch ihrem Untergrund.

Das könnte Sie auch interessieren
 
Mehr zum Thema Stadtentwicklung: Karlsruhes Zukunft | ka-news.de