Wenn Mann mit Frau shoppen geht, kann das mitunter mehrere Stunden in Anspruch nehmen. In der östlichen Kaiserstraße könnte dieses Szenario in den nächsten Wochen wie folgt aussehen: Der Mann sieht nach oben, sieht die wehenden Fahnen mit künstlerischen Gemälden und den dazugehörigen QR-Code und wird neugierig. Während er seine Frau weiter auf Shoppingreise schickt, lädt er bei einem kostenlosen Heißgetränk die hinter dem Code verborgene App runter und genießt dann von bekannten Autoren verfasste Texte passend zu den auf den Fahnen dargestellten Gemälden.
Freiluftkunsthalle auf der östlichen Kaiserstraße
So oder so ähnlich stellen sich Erste Bürgermeisterin Magret Mergen, Direktorin Pia Müller-Tamm von der Kunsthalle und Norbert Käthler vom Stadtmarketing die Resonanz auf die Open-Air-Ausstellung in der östlichen Kaiserstraße vor. Nach dem Erfolg des Container-Pools soll nun mit Kunstwerken der Fußverkehr im Bereich zwischen Marktplatz und Kronenplatz weiter angeregt werden.
Was ist die "Unter vier Augen"-Ausstellung in der Kunsthalle überhaupt? "Alle Gemälde der Ausstellung stammen aus der Sammlung unseres eigenen Hauses", erklärte Pia Müller-Tamm beim Vor-Ort-Termin. Doch zusätzlich zu den Gemälden gebe es auch Texte bekannter Autoren, wie zum Beispiel Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, dem Karlsruher Autor Markus Orths oder dem Philosoph Peter Sloderdijk, in denen sie sich mit einem bestimmten Gemälde auseinandersetzen. "Dieses Projekt war ein Experiment, das uns geglückt ist. Manche Besucher kommen mehrfach, weil man die Ausstellung mit allen Texten in einer Hör-Länge von insgesamt acht Stunden gar nicht bei einem Besuch schaffen kann." Über 10.000 Besucher hätten die Ausstellung in der Kunsthallte bereits besucht - nun können noch mehr sie direkt beim Einkaufsbummel mitnehmen.
"Bis zum 21. Oktober soll dort eine Freiluftkunsthalle entstehen, die an das Prinzip der 'Music to go'-Veranstaltungen anknüpft", so Margret Mergen bei der Eröffnung der Draußen-Ausstellung. Mit Hilfe einer App können die zu den Bilder gehörigen Texte angehört werden. "Es ist mal etwas Neues, etwas Ruhiges, das hoffentlich neugierig macht", beschreibt Mergen das Projekt und verweist auf die besondere Technikaffinität der Männer in Bezug auf die App.
"Es ist eine tolle Idee Kunst nach außen zu tragen"
Mit der neuen Kaiserstraßen-Aktion sei man dem Ziel einen Schritt näher gekommen, die Schwelle zur Kulturstadt in Karlsruhe so niedrig wie möglich zu halten, freute sich Norbert Käthler. "Die neue Aktion ist das Ergebnis eines intensiven Dialogs mit den Anliegern vor Ort", berichtete er weiter und verwies darauf, dass die Entscheidung von allen gemeinsam getroffen worden sei und nicht bloß hinter verschlossenen Türen ausgetüftelt.
Gabriele Calmbach-Hatz, Vorsitzende der City-Initiative Karlsruhe, lobte die Idee der künstlerischen Gestaltung der Kaiserstraße. "Es ist eine tolle Idee Kunst nach außen zu tragen", so Calmbach-Hatz. Das Kooperationsmarketing bestehend aus Stadtmarketing, Kasig und der City Initiative habe gute Arbeit geleistet. "Wir leiden alle", betonte sie noch einmal in Bezug auf die Baustellensituation. "Aber in Zukunft wird alles besser und die Zeit bis dahin überstehen wir auch noch."
Mehr Transparenz bei kommenden Baumaßnahmen
In einer gesonderten Pressemitteilung stellt die City Initiative Karlsruhe (CIK) eine klare Forderung an die Verwaltung und Verantwortlichen der Stadtpolitik: 1,5 bis 2 Prozent der Gesamtsumme jeder Baumaßnahme sollten für optimale Informations- und Marketingmaßnahmen bereitgestellt werden, heißt es dort. Es solle zu jeder Zeit klar kommuniziert werden, "was, wann, wo gebaut wird". Denn mehr Infos über Umleitungen, Routen, Sperrungen und Straßenbahnlinien betreffe schließlich nicht nur die Kunden direkt, sondern auch Pendler und Bürger im Allgemeinen. Im wirkungsvollen Kooperationsmarketing dürfe auch nicht nachgelassen werden, denn rund 50 Prozent der Teilnehmer kundenbindender Maßnahmen kämen von außerhalb der Stadt. Die Freiluftkunsthalle soll nun in den kommenden Wochen ihren Teil dazu beitragen.
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