
"Unsere Fraktion setzt sich schon seit über einem Jahrzehnt für die Errichtung einer Biogasanlage in Karlsruhe ein, um die organischen Abfälle der Region sinnvoll zu nutzen. Und seit unserer ersten Fürsprache 2009 wurde dieser Vorschlag von der Stadtverwaltung abgelehnt", sagt er Stadtrat. Stattdessen habe die Stadt 2014 entschieden, den Großteil der Bioabfälle in eine Verwertungsanlage im hessischen Flörsheim-Wicker zu transportieren.
"Jetzt ist die Zeit für eine Biogasanlage"
"Wirtschaftlichkeit war dabei der ausschlaggebende Faktor. Aber erstens halten wir die ständigen Transporte in den Main-Taunus-Kreis für nicht sehr umweltschonend und zweitens ist die jetzige wirtschaftliche Lage kaum mehr mit 2014 zu vergleichen", meint Kalmbach.
"Jetzt, wo das Gas durch den russischen Angriffskrieg ein kritischer Faktor der Energieversorgung wurde und bereits allerorts zum Sparen aufgerufen wird, sehen wir die Zeit für eine eigene Biogasanlage gekommen. So sind wir versorgungssicherer, ökologischer und sparsamer, was die Energie angeht", sagt der Stadtrat weiter. "Daher planen wir am 27. September einen Antrag dazu vor den Gemeinderat zu bringen, um die ersten Schritte für den Bau einzuleiten."
Wo in Karlsruhe könnte die Anlage stehen?
Ausschlag dafür habe laut Kalmbach auch ein Antrag der Grünen gegeben, der die Stadt zur genauen Prüfung anwies, wo man Energie sparen könne. "Daher möchten wir nun, dass die Stadtverwaltung sondiert, wie viel die Anlage kosten wird, wie viele Fördermittel vom Land und Bund beantragt werden können, wie die Stadt Karlsruhe die Verträge mit Flörsheim-Wicker vorzeitig auflösen kann und vor allem, wo die Anlage stehen soll", sagt er.

Einen genauen Standort könne die Fraktion derzeit nämlich nicht vorschlagen. "Meiner Erfahrung nach wird die Gegenwehr nur größer, wenn man einen konkreten Ort vorschlägt. Wir verlassen uns dahingehend auf die Gutachter der Stadt, einen geeigneten Stellplatz zu finden. Allerdings können wir schon jetzt sagen, dass dieser wahrscheinlich nicht im Stadtgebiet sein wird."
Eine Zusammenarbeit von Stadt und Landkreis
Lokalitäten wie Rheinhafen habe man bereits vor Jahren für eine Biogasanlage ausgeschlossen. "Daher würden wir gerne mit dem Landratsamt Karlsruhe zusammenarbeiten, um ein geeignetes Gebiet im Großraum Karlsruhe zu ermitteln. Erste Gespräche mit dem Landkreis wurden auch bereits geführt - wenn auch bisher nur inoffiziell", erklärt Kalmbach.
Dies dürfe auch nicht leichtfertig entschieden werden, denn der unangenehme Geruch sei ein kaum auszumerzender Nachteil einer solchen Anlage. "Mit der heutigen Technik ist es möglich, das äußere Gebiet der Anlage zu verglasen, die Windrichtungen zu ermitteln und weitere Maßnahmen zu treffen, um die Geruchsbelästigung zu minimieren", so Kalmbach. "Doch vollständig können wir sie wohl nicht eliminieren."
Trockene Abfallverwertung
Zumindest aber könne man die entstehenden Gase sehr nachhaltig und sinnvoll nutzen. Alleine durch die Art der Gasgewinnung. "Biogasanlage ist nicht gleich Biogasanlage", setzt Kalmbach hinzu. "Wir setzen uns für eine sogenannte Trockenvergärungsanlage ein. Im Gegensatz zur Nassvergärung bietet diese nämlich den Vorteil einer hohen Energieeffizienz, ohne dass dabei Wasser aufgewendet werden muss", sagt er.
Vorteile wie dieser stimmten Kalmbach zuversichtlich, vor dem Gemeinderat zumindest nicht auf taube Ohren zu stoßen. "Ich bin sicher, dass sich die meisten Stadtratskollegen und auch der Oberbürgermeister selbst im Licht der aktuellen Energieengpässe noch einmal mit unserem Vorschlag beschäftigen werden", so seine Einschätzung.
"Natürlich weiß man nie, ob ein Antrag wirklich mehrheitsfähig sein wird. Doch die Fraktion FÜR Karlsruhe und Freie Wähler wird weiterhin am Anliegen einer Biogasanlage festhalten, wie wir es schon im vergangenen Jahrzehnt getan haben." Ob sich diese Beharrlichkeit bereits jetzt auszahlen wird, entscheidet sich in der Gemeinderatssitzung am 27. September.
Update: 27. September, 16.55 Uhr
Inwiefern der Antrag tatsächlich realisierbar und sachdienlich sei, werde in den jeweiligen Ausschüssen geprüft, so die Vertreter der Stadt. Zu einer Abstimmung kam es am 27. September nicht.
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