"Es ist nicht mehr davon auszugehen, dass die Importe aus Russland die vertraglich vereinbarten Mengen wieder erreichen werden", so Clemens Cremer in einem Antrag der Grünen Fraktion Karlsruhe. "Die Situation ist also extrem Ernst. Es könnte unseres Erachtens durchaus passieren, dass die Bundesnetzagentur das Gas für den Winter rationiert."

Clemens Cremer Grüne
Clemens Cremer, Stadtrat der Grünen-Fraktion in Karlsruhe. | Bild: Grüne Karlsruhe

Und rationiertes Gas könnte ernsthafte Konsequenzen mit sich bringen. Außer geschützten Gebäuden wie Wohngebäuden oder Krankenhäusern könnte das Gas an vielen anderen Stellen eingestellt werden. Etwa bei Betrieben, die ihre Produktion kürzen oder gleich einstellen müssen. "Um das zu verhindert, hilft kurzfristig nur Einsparen", wie Cremer erklärt.

Eine Informationskampagne zum Sparen von Gas

Aber wie und vor allem wo soll man als Bürger einsparen? Darauf habe Cremer auch keine allumfassende Antwort parat: "Natürlich ist das Tragen eines Pullovers statt einer aufgedrehten Heizung sinnvoll. Genauso wie nur die Räume zu heizen, die man wirklich benutzt, aber um Bürgern genauere Hilfestellungen zu geben, benötigen wir die Kooperation mit der Stadt", sagt er.

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Aus diesem Grund werde zur Gemeinderatssitzung am Dienstag, 27. September, über einen Antrag der Grünen abgestimmt. Dieser beantragt, eine Informationskampagne ins Leben zu rufen, die in Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK) ins Leben zu rufen. "Natürlich sollen gemeinsam mit der KEK noch weitere Lösungen für die Gasknappheit erarbeitet werden."

"Wenn jeder spart, wird das einen deutlichen Unterschied machen"

Von einer Kampagne wie dieser, die Bürgern helfen soll, Gas einzusparen, ohne zu große Abstriche in Kauf nehmen zu müssen, verspreche sich Cremer einen deutlich nachhaltigeren Umgang mit der Ressource. "Wenn jeder ein wenig am Gas spart, wird das einen deutlichen und sehr positiven Unterschied bei den Gasreserven der Stadt machen."

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Dabei sei den Grünen vor allem Freiwilligkeit sehr wichtig. "Wir wollen und können niemanden zum Sparen zwingen. Was wir möchten, ist sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen nahebringen, wie sinnvoll das Sparen von Gas ist. Immerhin wird dadurch auch eine Kostenexplosion vermindert", sagt er. Schon jetzt koste die Gasversorgung für einen Vier-Personen-Haushalt jährlich zirka 1.500 Euro.

Eine neue Trockenvergärungsanlage für Karlsruhe?

Was genau die Kampagne kosten soll, wisse Cremer aber nicht. Dennoch ist er guter Dinge, dass dieser Antrag im Gemeinderat Anklang finden werde, "Der Oberbürgermeister ließ bereits durchscheinen, dass er eine solche Informationskampagne für sinnvoll hält. Und natürlich ist auch die Stadt bereit, Einsparungen beim Gas vorzunehmen. Zur Not halten wir die Gemeinderatssitzungen im Winter auch unbeheizt ab."

Der Karlsruher Gemeinderat im Rathaus
Auch der Bürgersaal wird im Winter beheizt. | Bild: Verena Müller-Witt

Doch ist vielleicht bereits eine Alternative dazu in Sicht? In einer Ergänzung zum Antrag der Grünen möchte die Fraktion der Freien Wähler und Für Karlsruhe innerhalb der Fächerstadt nach Standorten für eine Trockengärungsanlage suchen, die Biogas erzeugt. Ein Vorhaben, in das Cremer jedoch nur wenig Vertrauen setzt.

"Bis dieses Projekt einsatzbereit ist, vergehen noch einmal vier Winter"

"Noch habe ich mich noch nicht sachlich mit dem Antrag der Freien Wähler befasst. Allerdings halte ich eine neue Biogasanlage für nicht sehr pragmatisch. Bis ein Standort gefunden, genehmigt, durchgeplant und bebaut ist, vergehen noch einmal vier Winter. Wir brauchen aber jetzt Lösungen. Das heißt nicht, dass wir nicht bereit sind, über eine solche Anlage zu sprechen - aber erst, wenn wir die unmittelbaren Probleme im Griff haben."

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Bis wann diese Probleme im Griff sind, ob die Informationskampagne bewilligt wird und ob die Stadt nicht vielleicht doch einer neuen Biogasanlage zustimmt, wird sich in der Gemeinderatssitzung, 27. September, entscheiden.

Aktualisierung: 27. September, 16.30 Uhr

Der Antrag wurde in der Sitzung als erledigt betrachtet, da er inzwischen thematisch überholt wurde. Das Bestreben für eine Info-Kampagne kann als erledigt betrachtet werden. "Der Antrag stammt vom 28. Juni, damals gab es Energiesparkampagnen noch nicht. Nun haben wir sie bereits, unter anderem im Rahmen des Energiepakts", erklärt Oberbürgermeister (OB) Frank Mentrup.  So informiert eine Webseite über Energiesparmöglichkeiten und auch in städtischen Betrieben werden Sparmaßnahmen ergriffen, beispielsweise in Bädern.

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Karlsruher sollen in diesem Ramen weiter sensibilisiert und motiviert werden - "es wird allerdings noch was nachgelegt werden", verspricht der OB. Unter anderem weil das Ziel noch nicht erreicht sei. "Gleichzeitig etwas für Klimapolitik, Weltpolitik und den eigenen Geldbeutel zu tun, ist eine seltene Möglichkeit und es wäre doch schade, wenn diese nicht von vielen ergriffen wird", sagt Mentrup.