Das Duschen unter dem wohlig warmen oder erfrischend kühlen Wasserstrahl bietet eine der seltenen Gelegenheiten am Tag, zu der man mit seinen Gedanken alleine ist. Ungünstig nur, wenn sich diese Gedanken dabei um den steigenden Gaspreis drehen, durch den das wohltemperierte Nass auf der Haut immer teurer wird. Leider ist dies für viele Menschen in Karlsruhe Realität, da ihr Wasser nun einmal durch Gas beheizt wird.

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Es gelte also, möglichst viele gassparende Alternativen zu finden - auch beim Beispiel der Hygiene und des Waschens. Was könnte man Haushalte, deren fließendes Wasser durch Gas auf Temperatur gebracht wird, also unterstützen? "Zunächst einmal, Winfried Kretschmanns Idee, auf Waschlappen umzusteigen, halten wir für unsinnig", sagt Hendrik van Ryk, Kreisvorsitzender der Karlsruher FDP.

Duschen im Freibad?

"Natürlich sind auch wir dafür zu sparen, aber Sparsamkeit sollte auch ihren Sinn haben", so van Ryk, "und dass die Stadt im Rahmen ihres Energiepaktes darüber nachdenkt, die Karlsruher Bäder kategorisch von Oktober bis April zu schließen, halten wir für keinen guten Ansatz, immerhin werden nicht alle Bäder von Erdgasenergie beheizt", erklärt der FDP-Mann.

Hendrik van Ryk, Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Karlsruhe.
Hendrik van Ryk, Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Karlsruhe. | Bild: FDP Karlsruhe

"Das Vierortbad, das Fächerbad, das Europabad und vor allem das Sonnenbad speisen ihre Energie zum Beispiel aus Fernwärme. Dazu gehört auch das Temperieren ihres Duschwassers. Warum öffnen wir die Duschbereiche nicht für Privatpersonen?", fragt er sich.

Auf diese Weise könnten viele sich Menschen, die Zuhause einen Gasboiler hätten, im Sonnenbad Waschen, Duschen oder Rasieren und könnten so sehr viel Gas sparen.

"Die Sparmaßnahmen verschwenden Sparpotenzial"

Gerade dem Sonnenbad komme dabei eine gesonderte Position zu. "Die Wärme für das Sonnenbad kommt ursprünglich aus der Mineralölraffinerie Oberrhein - ursprünglich wohlgemerkt. Denn es ist der Letzte einer ganzen Kette von Verbrauchern, die die Abwärme der Raffinerie für sich nutzen. Würde man das Sonnenbad schließen, würde Wärme einfach in die Luft entlassen werden", so van Ryk.

Tariferhöhung der Karlsruher Bäder
Eine Übersicht der Energieversorgung in Karlsruher Schwimmbädern. | Bild: Auszug der BV/2022/2016 Stadt Karlsruhe

Somit würde mit einer Schließung des Bades also nicht nur die Option öffentlicher Duschräume verloren gehen, sondern auch Energie ungenutzt bleiben. "In ihren Bemühungen, durch die Bäderschließung Energie zu sparen, würde die Stadt also Sparpotenzial verschwenden - und genau das versucht die Stadt doch zu verhindern", sagt der Kreisvorsitzende.

Wie denken die Bäder?

Am vergangenen Dienstag habe van Ryk seine Idee also in Form eines Antrags an die FDP-Fraktion weitergeleitet. Derzeit werde sie diskutiert. "Wie genau sich die Idee praktisch umsetzen lässt, wie viel der Eintritt kostet und wie viele und welche Duschzellen zwecks Hygiene für die Öffentlichkeit freigegeben wird, muss die Fraktion letztlich in ihrem Antrag besprechen", sagt er. "Ich bin aber zuversichtlich, dass die FDP die Idee vor den Gemeinderat bringen wird."

"Eröffnung" Sonnenbad
Vielleicht ist das Schwimmbecken bald nicht mehr der Hauptgrund, warum die Menschen ins Sonnenbad kommen. | Bild: Ingo Rothermund

Vonseiten der Politik sei die Idee, die Duschen der nicht gasbasierten Bäder umzufunktionieren, also durchaus im Bereich des Möglichen. Doch wie wird sie von den Verwaltern der Bäder aufgenommen? Um das herauszufinden, wendet sich ka-news.de an die städtischen Bäderbetriebe. Diese zweifeln an den Grundlagen des FDP-Antrages.

"Man kann nicht sparen, ohne dass es wehtut"

"Zunächst einmal sind die Voraussetzungen, auf die sich der Kreisverband der Freien Demokraten bezieht, nicht ganz richtig", sagt Oliver Sternagel, Amtsleiter der Karlsruher Bäderbetriebe, die das Sonnenbad miteinschließen. "Wir planen nicht, die Bäder ab Oktober vollständig zu schließen, genau genommen haben wir noch keine fixen Pläne. Diese werden wir erst am heutigen Montag stattfindenden Bäderausschuss festlegen", erklärt er.

Europabad Sky Surfer- Rutsche Oliver Sternagel
Oliver Sternagel, Amtsleiter der Karlsruher Bäder (Archivbild). | Bild: Verena Müller-Witt

"Was ich aber in jedem Fall sagen kann, ist, dass wir die Bäder offen halten werden, so gut es uns möglich ist", so Sternagel weiter. "Natürlich denken wir dabei auch wirtschaftlich und sozial - wir wollen, dass die Leute in Karlsruhe weiter bei uns Baden können. Deshalb werden wir Bad für Bad und Becken für Becken betrachten, reduzieren, was wir müssen und beibehalten, was wir können. Wir wollen und müssen sparen - aber man kann nun einmal nicht sparen, ohne dass es wehtut."

"Wir sind nicht im Krieg"

Beinhaltet dieser Wille zu Sparen auch das Schaffen öffentlicher Duschräume? Wenn es nach Sternagel geht, wohl eher nicht: "Um ehrlich zu sein, kommt mir der Antrag der FDP an den Haaren herbeigezogen vor. Nur weil einige Haushalte das Wasser mit Gas beheizen, während unter anderem das Sonnenbad mit Fernwärme versorgt wird, kann ich mir schwerlich vorstellen, dass die Menschen nun ihr Zuhause verlassen, zu den Bädern fahren, duschen und wieder zurückfahren."

Sonnenbad Eröffnung
Zum Spaß lassen sich die Menschen schon jetzt im Sonnenbad abduschen (Archivbild). | Bild: Paul Needham

Ein solcher Zustand herrschte zuletzt zu Zeiten des Ersten Weltkrieges, als das Sonnenbad gegründet wurde. "Damals hatte noch nicht jeder ein Badezimmer und haben ihre Körperhygiene in den öffentlichen Bädern gepflegt", sagt Sternagel. "Aber heute geht es uns insgesamt besser. Deutschland befindet sich zwar in einer Energiekrise, aber wir sind nicht im Krieg. Sinnvoll sparen bedeutet nicht, dass man nicht mehr zu Hause duschen kann", meint der Amtsleiter.

Entscheidungen stehen noch aus

Generell sei nicht gesagt, ob mit den Sparmaßnahmen genügend Duschkabinen offen gehalten werden können, um die Nachfrage der Badegäste und hypothetischen Hygiene-Gästen übrig bleiben würden. "Wir könnten dabei auch niemandem den Vorzug geben, da wir all unsere Gäste gleichbehandeln. Inwiefern die Logistik erlauben würde, van Ryks Idee in die Praxis zu übertragen.

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Ob aber nun doch ein Versuch unternommen wird, den Einfall der FDP mit den Bedenken der Karlsruher Bäder in Konvergenz zu bringen, stehe noch in den Sternen. Dafür müsse der Antrag der FDP, der am vergangenen Mittwoch bei der Fraktion eingereicht wurde, erst von dieser vor abgesegnet und vor den Gemeinderat gebracht werden. Der Bäderausschuss wiederum tagt am heutigen Montag ab 15 Uhr.