Aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise hat der Bäderausschuss des Karlsruher Gemeinderates eine Neufestsetzung der Tarife in den städtischen Bädern festgelegt. Der Ausschuss tagte am 19. September, die Änderungen sollen ab dem 1. November in Kraft treten.
"Preiserhöhungen sind nie sexy"
"Der Beschluss ist somit final. Auf den regulären Eintrittspreis kommt eine Erhöhung von einem Euro, auf den ermäßigten Eintritt eine Erhöhung von 50 Cent", erklärt Oliver Sternagel, Chef der Bäderbetriebe Karlsruhe. "Preiserhöhungen sind nie sexy, in der momentanen Lage allerdings nötig."

Die längerfristigen Maßnahmen – wie etwa die energetische Vollsanierung des Grötzinger Hallenbads – seien hypothetische Zukunftsmusik, so Sternagel. "Davon ist nichts final, nicht mal in der akuten Planung", sagt der Bäderchef.
Sparpotential erschließen
"Mit einer Auflistung dieser Maßnahmen wollen wir den Aufsichtsräten die Möglichkeiten aufzeigen, mit denen in Zukunft gespart werden kann", erklärt Sternagel. Solche großen Investitionen werden anschließend jedoch noch etliche Male diskutiert werden – bis überhaupt in die Planung gegangen werde.
Damit bleibt die Preiserhöhung für die Badegäste die prägnanteste Neuerung im Anschluss an die Sondersitzung. Wieso genau und warum jetzt hat ka-news.de für euch herausgefunden.
"Erheblicher Stromkostenanstieg"
Eine Eintrittspreiserhöhung soll neben mittel- bis langfristigen Umbaumaßnahmen den Weiterbetrieb der Bäder gewährleisten. Dies geschehe unter anderem vor dem Hintergrund der Neuverhandlung der Stromverträge – denn diese laufen zum Ende des Jahres aus.

Laut Angaben der Stadt Karlsruhe läge derzeit ein Angebot vom 30. August 2022 auf dem Tisch. Die Konditionen: 72 Cent pro Kilowattstunde. Doch bereits jetzt seien die Stromkosten bereits erheblich angestiegen.

"Die Stromkosten im Fächer- und Europabad haben sich von 4 Cent pro Kilowattstunde auf aktuell 18 Cent erhöht", heißt es in der entsprechenden Beschlussvorlage des Ausschusses Die gestiegenen Kosten werden ab November wohl auch die Badegäste betreffen - es warten neue Eintrittspreise.
Neue Preise ab November
"Die Festsetzung der Tarife erfolgte über die Ecktarife (Tageskarte Therme Vierordtbad, Einzeleintritte Hallen- und Freibäder), sodass das Tarifgefüge und damit die einzelnen Tarife zueinander im Verhältnis gleich bleiben", heißt es weiter.

Mit der Erhöhung der Eintrittspreise sollen die ansteigenden Betriebskosten der Bäder teilweise kompensiert werde. "Der Energiepreis Gas hat sich im Vergleich zum Vorjahr versiebenfacht, der Strompreis hat sich im Vergleich zum Vorjahr verfünffacht", erklären die Verantwortlichen in der Beschlussvorlage.
Mehrkosten von 1,3 Mio. Euro
"Bereits in 2022 ergeben sich für die Gesamtheit der Karlsruher Bäder auf Grundlage der Preisankündigungen der Stadtwerke Karlsruhe und nach derzeitigem Abrechnungsstand ermittelte Mehrkosten von rund 1,3 Millionen Euro", heißt es in der Beschlussvorlage.
Es seien zukünftig weitere Preisanstiege aller Energiearten zu erwarten. Für 2023 prognostizieren die Bäderbetriebe Karlsruhe eine Mehrkostensteigerung von weiteren 1,8 Mio. Euro gegenüber 2022.
Schul- und Vereinsschwimmen
Die geplanten Preiserhöhungen betreffen unter anderem auch den Schulschwimmbetrieb. Der Preis pro Übungseinheit erhöhe sich dabei von bisher 23 Euro auf 30 Euro – trotz 20-prozentigem Rabatt, wie die Stadt mitteilt.

Die Tarifregelung für das Vereinsschwimmen gelten analog für die Fächerbad Karlsruhe GmbH im Fächerbad und die Karlsruher Bädergesellschaft mbH im Europabad Karlsruhe.

Das Vereinsschwimmen wird wie das Schulschwimmen in Übungseinheiten berechnet. Eine Bahnstunden-Übungseinheit Vereinsschwimmen bezieht sich auf eine 25 m-Bahn und dauert 60 Minuten.
Maßnahmen gefordert
Neben den Eintrittspreiserhöhungen skizzieren die Bäderbetriebe Karlsruhe eine Reihe von anderen Maßnahmen, um den steigenden Energiekosten entgegenzuwirken. "Mit Ausrufen der Alarmstufe des Notfallplanes 'Gas' Ende Juni 2022 sind auch die Kommunen aufgefordert, kommunale Einsparmaßnahmen vorzubereiten", heißt es im Beschlussantrag des Bäderausschusses.

Die bisherigen Maßnahmen – unter anderem im Rahmen des Klimaschutzfonds der Stadt umgesetzt – sollen zukünftig ausgebaut werden. Welche Anpassungen bisher vorgenommen wurden, geht aus der folgenden Übersicht hervor:

Sofortige Maßnahmen
Auf diese Maßnahmen sollten sich Badegäste zukünftig einstellen:
- Letzter Öffnungstag der Saison 2022 im Sonnenbad: 9. Oktober 2022
- Temporäre Eröffnung des Sonnenbades ab dem 1. April 2023
- Temporäre Reduzierung der Freibadsaison (Sonnenbad ausgenommen) ab Beginn Pfingstferien (27. Mai 2023) bis Ende der Sommerferien (10. September 2023)
- Überprüfung der Möglichkeiten zur Unterstützung der Warmwasserbereitung mittels regenerativer Energien in allen Bädern (Solarthermie, Geothermie, Fallwassernutzung, Windkraft, etc.)
- Reduzierung des Saunabetriebs auf eine Sauna im Sonnenbad und Weiherhofbad
- Reduzierung der Attraktionszeiten (Rutschen, Massagedüsen, Nackenschwall, etc.)
- Handwaschbecken soweit möglich nur mit Kaltwasser betreiben
- Variante A: Alle Duschen in den Freibädern werden mit Kaltwasser betrieben; Variante B: An allen Duschen in den Freibädern wird das Warmwasser tarifiert
- Schließung Adolf-Ehrmann-Bad und Hallenbad Grötzingen
Der Effekt dieser vorläufigen Maßnahmen sei nicht prognostizierbar, erklären die Betreiber. "Allerdings wird der Effekt weder in Hinsicht auf Energieeinsparung noch in Hinsicht auf die Wirtschaftlichkeit durchschlagend sein."
Bäder müssen schließen
Um also "wirklich" einzusparen, müssen die Bäderbetriebe zu drastischeren Maßnahmen greifen. Einzig die Schließungen der Hallenbäder in Neureut und Grötzingen hätten einen deutlicheren Effekt. Durch die Schließung beider Bäder würde der öffentliche Badebetrieb um rund 5 Prozent sinken, sagen die Bäderbetriebe der Stadt. Dabei seien Ausweicheffekte in andere Bäder allerdings nicht berücksichtigt.

"Bei einer Schließung von Bädern ist zu unterscheiden zwischen einer Totalabschaltung und einer vorübergehenden Schließung im Stand by-Modus analog der Schließungen während des Corona- Lockdowns", erklären die Verantwortlichen.
Wiederinbetriebnahme ist problematisch
Der Stadt wird von einer Totalabschaltung einzelner Bäder dringend abgeraten. "Dies könnte bereits nach einem halben Jahr Außerbetriebnahme gravierende Auswirkungen auf die bauliche Substanz der Gebäude, die Statik und die Technik haben", meinen die Vertreter des Bäderausschusses.

Die eventuellen Folgen seien: Schimmelbildung, Verkeimung des gesamten Systems, großflächigen Fliesenabplatzungen, Austrocknung sämtlicher Dichtungen in der Badewassertechnik und die Einnistung von Ungeziefer.
Corona hat uns einiges gelehrt - auch die Bäderbetriebe Karlsruhe. Die Erfahrungen aus dem Corona-Lockdown zeigen, dass Schließungen im Stand by-Modus zu deutlich geringeren Einsparungen führen, aber sich die Bäder in einem vertretbaren zeitlichen und finanziellen Aufwand wieder in Betrieb nehmen lassen. "Die Einsparungen lagen bei rund 40 Prozent bis 50 Prozent der Kosten für Strom, Wasser und Heizung", so die Verantwortlichen.
Mittel- bis langfristige Maßnahmen
Die Schließungen sollen allerdings nur kurzfristig für Entlastung sorgen. Mittel- bis langfristig planen die Betreiber teilweise aufwändige Sanierungsmaßnahmen. Die Kosten für mittel- bis langfristige Energiesparmaßnahmen an den Karlsruhe Bädern belaufen sich auf rund 14,5 Mio. Euro, wie aus der Beschlussvorlage für die Ausschusssitzung am 19. September hervorgeht.

Investiert werden soll unter anderem in thermische Sanierungsmaßnahmen, PV- Anlagen und in die Modernisierung der Warmwasserbereitung. Den größten Kostenpunkt machen dabei vollumfängliche, oder teilweise energetische Sanierungen des Adolf-Ehrmann-Bads, des Fächerbads und des Europabads aus. Die notwendigen finanziellen Mittel belaufen sich dabei auf rund 6,5 Millionen Euro - teilweise übernommen vom Bundesministerium.
Das soll gemacht werden
Wir haben die größten Änderungen für euch zusammengefasst:
- Rheinstrandbad Rappenwört: Erwärmung des Duschwassers (Umkleiden Nord und Süd) und der Gebäudeheizungen/Frostschutz (Werkstatt, Technik, Büros, Personalräume) über alternative Energien. Kosten: 1.000.000 Euro Umnutzung Mehrzweckbecken & Planschbecken. Kosten: 600.000 Euro. Mit allen Maßnahmen: 2.120.000 Euro.
- Sonnenbad: Sanierung der Beckenköpfe aufgrund von Undichtigkeiten. Kosten 350.000 Euro. Mit allen Maßnahmen: 1.077.000 Euro.
- Freibad Rüppurr: Absorbermatten / Solarthermie erneuern inkl. Dachsanierung. Kosten: 335.000 Euro. Mit allen Maßnahmen: 545.000 Euro.
- Turmbergbad: PV- Anlage auf den Freiflächen. Kosten 250.000 Euro. Mit allen Maßnahmen: 280.000 Euro.
- Weiherhofbad Durlach: Optimierung der Verglasung Gartenseite inkl. Sommerlicher Wärmeschutz. Kosten: 300.000 Euro
- Hallenbad Grötzingen: Energetische Sanierung des gesamten Gebäudes (Dach und Fassade). Kosten 2.150.000 Euro. Mit allen Maßnahmen: 2.365.000 Euro.
- Adolf-Ehrmann-Bad Neureut: Energetische Sanierung des gesamten Gebäudes (Dach und Fassade). Kosten 2.200.000 Euro. Mit allen Maßnahmen: 3.290.000 Euro.
- Fächerbad: Energetische Sanierung Dach und Südfassade inkl. PV- Anlage/Solarthermie auf dem Dach → Möglichkeit über Förderantrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen / Sanierung kommunaler Einrichtungen Sport - Jugend - Kultur. Kosten 3.200.000 Euro. Mit allen Maßnahmen: 4.055.000 Euro.
- Europabad Karlsruhe: Energetische Optimierung der Glasfassade. Kosten: 1.050.000 Euro Modernisierung der Warmwasserbereitung. Kosten: 700.000 Euro. Mit allen Maßnahmen: 3.755.000 Euro.
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