Wie sieht die Zukunft der Karlstraße aus? Um diese Frage zu beantworten, wurde sie kurzerhand zum Reallabor. Im Rahmen des IQ-Leitprojekts "Öffentlicher Raum und Mobilität Innenstadt" wurde die nördliche Karlstraße zwischen Amalien- und Stephanienstraße vom 18. Juli bis 31. Oktober 2022 zum Reallabor "Platz für mehr."
Welche Erkenntnisse liefert das Reallabor?
Unter anderem wurden dabei der Kfz-Verkehr auf Anlieger beschränkt, Stellplätze des motorisierten Verkehrs temporär umgenutzt, Fahrradständer versetzt und neue errichtet, 50 Pflanzkübel, zwölf Sitzmöbel, zehn interaktive Lichtstelen, vier E-Roller Parkplätze, drei Infopoints, drei Feedbacktafeln, zwei Banner und eine Bühne aufgestellt.

Jetzt - ungefähr acht Monate nach Ende des Projektes - liegen die Ergebnisse der Auswertung vor. Diese lassen sich nach Angaben der Stadtverwaltung Karlsruhe stark verkürzt folgendermaßen zusammenfassen:
- Fußverkehr: Die Karlstraße wirkt als Barriere zwischen drei hochfrequentierten Fußgängerzonen (Ludwigsplatz, Stephanplatz, Kaiserstr./Europaplatz)
- Radverkehr: Beliebte Radverkehrsachse zwischen Hochschule und Südweststadt
- ÖPNV: Straßenbahnlinie mit mindestens 25 km/h und Taxistand
- MIV: beliebte Abkürzung und Nord-Südachse sowie "Poserstrecke" (insbesondere nachts), Vielzahl von Parkhäusern in unmittelbarer Umgebung
- Wohnen: Anforderungen an Lautstärke, Anfahrbarkeit privater Stellplätze
- Gewerbe: Anforderungen an Anlieferung, Click-and-Collect des neuen Saturns am Waldhof, Anfahrbarkeit Arztpraxen, Auffindbarkeit Taxis
- Freizeit: Nördliche Karlstraße/Europaplatz hat für viele aufgrund der Gastronomieangebote und der Nähe zu Passage- und Hirschhof einen hohen Freizeitwert auch nachts, die Kinder- und Jugendbibliothek und der Anime Store schräg gegenüber bilden tagsüber insbesondere für Kinder und Jugendliche eine starke Anlaufstelle, die neueröffnete Boulderhalle ist ebenfalls in den Abendstunden insbesondere von Student*innen stark frequentiert.
Stadt plant erste Maßnahmen - Fraktionen sagen nein
Wie der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung für die Sitzung des Gemeinderates am 27. Juni zu entnehmen ist, wollte die Verwaltung schnell Nägel mit Köpfen machen und die ersten Maßnahmen auf Grundlage der Ergebnisse festzurren.

So ist geplant, die oberirdische Haltestelle "Europaplatz" in die Karlstraße zu verschieben und die Karlstraße zwischen Amalien- und Stephanienstraße zur Fußgängerzone zu machen. Wobei die Haltestellenverlegung frühestens für 2026 geplant ist. Daraus wird nun aber erstmal nichts.

Zwar steht der Tagesordnungspunkt weiter auf dem Programm der Juni-Sitzung, eine Entscheidung wird es aber erst im Juli geben, wie die Stadt in einer Pressemitteilung erklärt.
Entscheidung über Karlstraße im Juli
"Oberbürgermeister Frank Mentrup und die Fraktionen haben sich darauf verständigt, dass die vertiefende Diskussion über die Ausweisung der Karlstraße zwischen Amalien- und Stephanienstraße zur Fußgängerzone und Verschiebung der oberirdischen Haltestelle Europaplatz in die Karlstraße in den gemeinderätlichen Gremien fortgesetzt wird", heißt es.

Neben der Fraktionsgemeinschaft der Freien Wähler/FÜR Karlsruhe - die sich in einem Antrag gegen die Versetzung der Haltestelle ausspricht - kommt vor allem von der CDU-Fraktion Kritik zu den Plänen der Stadtverwaltung.
CDU: "Vollkommen unausgegoren"
„Die Ergebnisse zum Reallabor sind gerade erst veröffentlicht worden und schon am Dienstag sollen im Gemeinderat Beschlüsse durchgeboxt werden", so CDU-Fraktionsvorsitzender Detlef Hofmann in einer Pressemitteilung. Für Hofmann seien die Planungen der Stadtverwaltung "vollkommen unausgegoren."

Laut CDU blieben viele Fragen unbeantwortet. So fehle unter anderem ein übergeordnetes verkehrliches Gesamtkonzept, das Zufahrten zur Kaiserstraße unter Ausnahmen erlaubt sowie den Ausweichverkehr in anderen Bereichen der Innenstadt allgemeinverträglich regelt.

Deswegen reichte die Fraktion einen 46 Fragen umfassenden Katalog bei der Stadtverwaltung ein. Antworten auf diese Fragen wird es im Gemeinderat vorerst nicht geben, dennoch dürfte eine angeregte Diskussion am 27. Juni, ab 15.30 zwischen Stadträten und Bürgermeistern entstehen.