Das Haus am Marktplatz wird zwischen 1808 und 1809 von Karlsruher Baudirektor Friedrich Weinbrenner im Rahmen der neuen Marktplatzgestaltung erbaut. Sein erster Besitzer ist der Bruder des Architekten, der das Gebäude als Wohnhaus benutzt.
Die Anfänge
Nach einigen Jahren übergibt er es der ersten Gesellschaft der Stadt, das sogenannte "Museum." Hier treffen sich abends führende Persönlichkeiten aus allen Kreisen der Stadt, zum Lesen, Spielen, Feiern und Erholen. Bald bekommt aber das Museum ein eigenes Zuhause und im Jahr 1813 gründen in diesem Gebäude 37 Karlsruher Kaufleute die "Handelsstube" – ein Vorläufer der Industrie- und Handelskammer.

In der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwirbt ein Kaufmann Faber das Gebäude und eröffnet hier ein Textilgeschäft, das 1899 an Carl Schöpf und seinen Geschäftspartner übergeht.
Eine lange Tradition des Modehauses beginnt
Schöpf und Bopp heißt die Firma, die am 15. Februar 1899 hier in dem Gebäude am Marktplatz ihre Türen öffnet. Drei Jahre später wird Carl Schöpf alleiniger Geschäftsführer und damit beginnt eine lange Tradition des Bekleidungshauses. Das Geschäft nimmt einen solchen schnellen Aufschwung, dass die vorhandenen Räume nicht mehr ausreichen.

Die Firma erwirbt die anstoßenden Häuser in der Karl-Friedrichstraße und an der Kaiserstraße und erweitert mit ihnen das alte Gebäude. Carl Schöpf stirbt 1930 im Alter von 60 Jahren, nachdem er das Geschäft zu einem der bedeutendsten Modehäuser in Karlsruhe gemacht hat und seine drei Neffen Carl, Julius Schöpf und Julius Geiger übernehmen den Betrieb.

"Vollkommen ohne fremde Unterstützung, lediglich durch eigene Kraft, hat Schöpf ein Kaufhaus von bedeutendem Ruf und Umfang gegründet und geschaffen", schreibt das Karlsruher Tagblatt am 25. November 1930 – Schöpf war weit über Karlsruhe hinaus für seinen Fleiß und Talent bekannt und hochgeschätzt.
Marktplatz wird im Zweiten Weltkrieg zerstört
Im Zweiten Weltkrieg ist Karlsruhe Ziel zahlreicher Luftangriffe und am 27. September 1944 wird der Marktplatz zerstört. Kirche, Rathaus und das Gebäude der Firma Carl Schöpf fallen den Bomben zum Opfer. Nach einer kurzen Unterbrechung kann der Geschäftsbetrieb jedoch provisorisch im Wohnhaus von Carl Schöpf in der Riefstahlstraße wieder aufgenommen werden.

Die Firma plant natürlich, das Geschäft sobald als möglich wieder an seiner guten Lage am Marktplatz weiterzuführen. Regierungsbaumeister Bruno Laurson wird mit der Planung und Durchführung des Wiederaufbaus beauftragt, aber die Firma bekommt erst im März 1949 die endgültige Baugenehmigung. Grund dafür ist, dass der Marktplatzbezirk unter Denkmalschutz steht.

Zuerst muss die Stadt über die Form des Wiederaufbaus entscheiden. Der Weinbrennerstil am Marktplatz musste eingehalten werden – so darf von der Höhe der Stockwerke und der Gliederung der Fassade nicht abgewichen werden. Aber diese klassische Bauweise muss auch mit den Anforderungen der Neuzeit vereint werden, was dem Architekten auch gelingt.
Das Schöpf-Gebäude wird wiederaufgebaut
Das Modehaus Carl Schöpf, im Weinbrennerstil wiederaufgebaut, öffnet am 15. Februar 1950, auf den Tag genau 51 Jahre nach seiner Gründung 1899, seine Türen. Das Grundstück von zirka 1.000 Quadratmetern besteht aus einem kompletten Kellergeschoß und zwei neuen Obergeschossen, die später um zwei weitere Geschosse erweitert werden sollen.

Im Erdgeschoß befinden sich die Abteilungen für Herren- und Jungenmode und Wäsche. Im oberen Stockwerk findet man die Abteilungen für Damen und Mädchenkleidung, die Schneiderei und die Büroräume. Auf einen Teil des Erdgeschoßraumes wird verzichtet, um eine neue Passage vor den Schaufenstern zu errichten. Die entstehende Passage hat eine Länge von 75 Metern.

Inhaber Carl Schöpf beschäftigt sich auch sehr lange mit dem Thema der Beleuchtung und kommt zum Schluss, dass eine Fluoreszenzbeleuchtung auf dem neuesten Stand der Technik am besten zu dem neuen Geschäft passt und in den großflächigen Räumen die größte Wirkung erzielt.

Bei der Eröffnung des neuen Modehauses scherzt Oberbürgermeister Töpper, dass Schöpf das Wettrennen zum Wiederaufbau am Marktplatz gewonnen hat. "Wenn die beiden anderen Stockwerke draufsitzen, dann wird sich der alte Weinbrenner im Himmel wieder freuen können", sagt er.
Heute gehört das Modehaus dem Diakonischen Werk Karlsruhe
Im Jahr 1980 übernimmt Melitta Büchner-Schöpf die Leitung des Geschäfts nach dem Tod ihres Vaters Carl Schöpf und 1994 werden das Erdgeschoß und die Eingangspassage umfangreich modernisiert. Das Erdgeschoß wird in diesem Jahrhundert noch zweimal erweitert – im Jahr 2000 nach dem großen Schöpf Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen und im Jahr 2006 in der Fest- und Brautmodenabteilung.

Büchner-Schöpf ist letztes Jahr gestorben und seit 2022 gehört das Modehaus Carl Schöpf durch Erbschaft dem Diakonischen Werk Karlsruhe.