Karlsruhe: Riesiges Netz und Einheitspreis im Stadtgebiet
Verantwortlich für den ÖPNV in der Fächerstadt und einen Großteil der Region ist der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV). 1994 gegründet, umfasst der KVV nach eigenen Angaben insgesamt 20 Verkehrsunternehmen, was ihn zum drittgrößten Verkehrsverbund in Baden-Württemberg macht. Das KVV-Netz verbindet die gesamte Region Mittlerer Oberrhein. Auf einem Gebiet von 3.550 Quadratkilometern erstreckt sich ein Schienennetz von rund 930 Kilometern. 252 Bus- und Bahnlinien bedienen annähernd 1.900 Haltestellen.
2012 nutzten rund 178 Millionen Fahrgäste das Angebot des KVV. Und in Karlsruhe selbst? Hier verkehren neun Linien (Tramlinie 1 bis 8 und S2) der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) täglich im Zehn-Minuten-Takt im ganzen Stadtgebiet. Einzige Ausnahme: Die Linie 8 ist in einem 20-Minuten-Takt unterwegs. Hinzu kommen sieben weitere Linien der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG). In Karlsruhe liegt die Betriebsstreckenlänge der Stadt- und Straßenbahnen nach Aussage einer Pressesprecherin bei 72 Kilometern - das gesamte Stadtbahnnetz umfasst 636,4 Kilometer. Im Streckennetz der VBK gibt es derzeit 140 Haltestellen.
Abgerechnet wird in Karlsruhe, wie in vielen anderen Städten auch, über ein Waben-System. Eine Wabe kostet beim KVV 1,80 Euro - mit einer Bahncard lässt sich dieser Betrag um weitere 40 Cent reduzieren. "Es gibt im KVV-Gebiet viele Strecken, die sie mit einer Ein-Waben-Fahrkarte zurücklegen können, zum Beispiel innerhalb der Stadt Ettlingen", so die Sprecherin weiter. Aber Vorsicht: Das gilt nicht für Karlsruhe. Unabhängig davon, wo der Fahrgast einsteigt, muss er hier im gesamten Stadtgebiet den Preis von zwei Waben und damit 2,30 Euro für eine Fahrt bezahlen.
Es bleibt die Frage: Verkehren wir Karlsruher verhältnismäßig teuer? Zeit für einen ersten Vergleich mit der Nachbarmetropole.
Mannheim: Weniger Fahrgäste, besseres Angebot für Kurzstrecken
Mit etwa 300.000 Einwohnern ist Mannheim nach Aussage des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg nur geringfügig kleiner als Karlsruhe. Die Quadratestadt gehört zum Bedienungsgebiet der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), welche unter anderem auch Ludwigshafen und Heidelberg ansteuert. Die Linienlänge beziffert die RNV auf 702 Kilometer, 254 davon sind Bahnstrecke, die restlichen 448 Kilometer zählen als Busstrecke. 169.759.412 Fahrgäste zählte man bei der RNV 2014 und damit weniger als beim KVV im Jahre 2013.
Das Verkehrsunternehmen hatte 186 Bahnen und 171 Busse im Einsatz. "Hinzu kommen dann noch die S-Bahnen auf den Gleisen der Deutschen Bahn sowie die RB und RE-Leistungen, die die Oberzentren untereinander und mit dem Umland verbinden", erklärt der Sprecher weiter, "in Mannheim gibt es hier insgesamt 12 Stationen." Preislich rangiert ein Einzelticket in der Quadratestadt mit 2,40 Euro im Stadtgebiet auf ähnlichem Niveau wie in der Fächerstadt. Allerdings gibt es hier ein besseres Angebot für Kurzstrecken-Fahrer: Mit dem "Quadrateticket" kann man für 1,20 Euro mit Bus oder Straßenbahn im Gebiet zwischen Hauptbahnhof und Universität fahren.
Augsburg: Flexibilität für unterschiedliche Strecken
Auch ein Blick ins Bayrische lohnt: Rund 277.000 Menschen leben in der Großstadt Augsburg. Verantwortlich für den öffentlichen Nahverkehr ist hier die Augsburger Verkehrsgesellschaft mbH (AVG), welche wiederum in den Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV) integriert ist. Das Gebiet der AVG erstreckt sich über die Augsburger Stadtteile sowie die Nachbarstädte Friedberg, Stadtbergen, Neusäß und Gersthofen.
Im Stadtgebiet Augsburg kommen auf eine Fläche von rund 147 Quadratkilometern (Karlsruhe: 173 Quadratkilometer) 102 Bahnhaltestellen, insgesamt sind fünf Linien auf einem Streckennetz von 45,3 Kilometern unterwegs. Abgerechnet wird hier in Preisstufen: So zahlt ein Erwachsener 1,30 Euro, wenn er nur eine Tarifzone durchfährt . Zudem gibt es ein sogenanntes Miniticket für 1,70 Euro, das für Fahrten innerhalb von festgelegten "Mini-Ticket-Strecken" gilt.
Wiesbaden: Wenig Bahn, dafür viel Bus
Die letzte Stadt in unserem ÖPNV-Vergleich: Das hessische Wiesbaden. Mit 204 Quadratkilometern Fläche ist Wiesbaden größer als die Fächerstadt, hat allerdings mit etwa 274.000 Bewohnern weniger Einwohner. Wer hier nach Straßenbahnen sucht, wird allerdings enttäuscht. "Es gibt in Wiesbaden drei Haltepunkte: Wiesbaden Ost, der Hauptbahnhof sowie Mainz Kastel", erklärt eine Sprecherin des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) im Gespräch mit ka-news.
Der Schwerpunkt beim RMV liege auf der Stadt Frankfurt, führt sie weiter aus, von hier aus sei Wiesbaden ein Endpunkt eines großen Netzes. Stattdessen setzt Wiesbaden vielmehr auf Busse - und auf Flexibilität in Sachen Preise: So kann der Fahrgast im Stadtgebiet entweder einen Fahrschein für 2,70 Euro oder bei Bedarf auch ein Kurzstreckenticket für 1,60 Euro lösen.
Fazit: Aus preislicher Sicht und was die Flexibilität anbelangt, machen vor allem Mannheim und Augsburg dem Karlsruher ÖPNV Konkurrenz. In Sachen Streckenlänge hingegen können sich ähnlich große Städte eine Scheibe von der badischen Metropole abschneiden.
Warum werden die Tarife jedes Jahr erhöht? Wie setzt sich der Ticketpreis eigentlich zusammen? Und warum kostet ein Einzelfahrschein 2,30 Euro und nicht 4,50 Euro? Und wieso sind auch Autofahrer betroffen?ka-news hat die Antworten!
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