Karlsruhe ist größer als Mannheim. Zu diesem Ergebnis kam das Statistische Landesamt Baden-Württemberg vor etwa zwei Jahren. Am Stichtag der Zensus-Erhebung am 9. Mai 2011 zählte man in der Fächerstadt 289.173 Einwohner mit Hauptwohnung. "Das Statistische Landesamt hat auf der neuen Basis für Karlsruhe eine Einwohnerzahl von 291.995 zum 31.12.2011 fortgeschrieben", erklärte die Stadt Karlsruhe.
Und Karlsruhe wächst weiter: Im Dezember vergangenen Jahres meldete das Amt für Stadtentwicklung die Rekordzahl von 316.346 Wohnberechtigten. Mannheim wiederum hatte bei der Volkszählung das Nachsehen: 290.117 Einwohner zählte das Statistische Landesamt im Mai 2011. "Fortgeschrieben auf das Jahresende 2011 wären das zum Stichtag, 31. Dezember 291.458 Einwohner", hieß es vonseiten der Stadt. Damit reichte es für die Quadratestadt nur für Platz drei.
Mannheim moniert: "Es gab systematische Fehler"
Mit dem Zensus-Ergebnis ist man in Mannheim alles andere als glücklich. 7,5 Prozent an amtlichen Einwohnern hatte die Stadt am Stichtag nach Angaben des Statistischen Landesamts gegenüber der alten Fortschreibung verloren. "Mannheim hat laut den Ergebnissen des Zensus eine überdurchschnittlich hohe Abweichung von den bisherigen Einwohnerzahlen", erklärt Sprecher Dirk Schuhmann auf Nachfrage von ka-news, "diese extreme Abweichung ist aus unserer Sicht Folge systematischer Fehler bei der Festlegung der Stichprobe und Erhebungen."
Die im Zensus ermittelte Bevölkerungszahl lag nach Auskunft der Stadt Mannheim rund 23.000 unter dem Bevölkerungsstand im Einwohnermelderegister. Mehrere Städtestatistiker hätten die Zensus-Erhebungsmethode seit 2001 immer wieder kritisiert. "Sieben Prozent der vom Statistischen Landesamt übermittelten Adressen haben sich bei einer Überprüfung vor Ort als 'Nicht-Wohnadressen" herausgestellt", führt Schuhmann als Beispiel an, "dies waren Gebäude anderer Art wie Garagen, Scheunen, Trafohäuschen oder sogar unbebaute Grundstücke."
Auch hätte man das Semesterende der Universität Mannheim Ende Mai nicht berücksichtigt. "Der Befragungszeitraum war vom 10. Mai bis zum 31. Juli 2011 festgelegt", so der Stadtsprecher. Die Folge: Viele Studierende, die Mannheim gemeldet sind, seien gar nicht angetroffen worden. "Tatsächlich gewinnt unsere Stadt viele Neubürger auch aus Studierendenkreisen, die aber nicht ganzjährig ununterbrochen vor Ort sind", meint Schuhmann.
Karlsruher Verwaltungsgericht soll entscheiden
Dass Mannheim den Titel "zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs" an Karlsruhe abgeben musste, ist allerdings eher nebensächlich. Das Problem ist ein anderes: "Da die Einwohnerzahl Grundlage für Zuweisungen etwa aus dem Länderfinanzausgleich oder dem Kommunalen Finanzausgleich ist, würden sich Zahlungen an die Stadt Mannheim mit zirka 25 Millionen Euro in zwei Jahren deutlich verringern", so der Stadtsprecher.
Und welche Stadt belegt nun Platz zwei? Diese Frage soll in der Fächerstadt entschieden werden. Konkret sollen die Richter des Karlsruher Verwaltungsgerichts prüfen, ob die Einwohnerzahl in Mannheim tatsächlich richtig ermittelt wurde. "Das Verfahren ist ein Pilot-Verfahren für den Regierungsbezirk Karlsruhe", heißt es vonseiten des Verwaltungsgerichts. Ein genauer Termin für die Verhandlung steht bislang noch nicht fest.
Nur noch Platz drei - ein Imageverlust?
Hätte es Folgen, wenn die Fächerstadt doch "nur" drittgrößte Stadt Baden-Württembergs wäre? Bei der Stadt Karlsruhe sieht man diese Vorstellung entspannt. "Karlsruhe ist als Ganzes ein Magnet", so eine Sprecherin der Stadt im Gespräch mit ka-news, "in Relation zu anderen Kommunen haben wir nur wenig amtliche Einwohner verloren."
Ob Karlsruhe nun zweit- oder drittgrößte Stadt Baden-Württembergs ist, ist laut der Sprecherin für den Image-Faktor der Fächerstadt unwesentlich. "Wir werben damit, dass Karlsruhe eine Stadt mit Zuwachs ist", erklärt sie, "wir werben lieber mit Inhalten als mit Zahlen."
ka-news-Hintergrund:
Ergänzend durchgeführte Befragungen auf Stichprobenbasis sollten Informationen über Karteileichen und Fehlbestände und somit die Korrektur- und Berechnungsgrundlage für statistische Bereinigungen liefern. Die 2011 ermittelten Einwohnerzahlen stellen die neue Basis zur Fortschreibung der amtlichen Einwohnerzahl bis zum nächsten Zensus im Jahr 2021 dar.
Mehr zum Thema:
Volkszählung: Karlsruhe ist jetzt größer als Mannheim - Mannheim erwägt Klage
Zensus 2011: Karlsruhe erwartet keine finanziellen Nachteile
Einwohnerrekord! So viele Menschen wohnen aktuell in Karlsruhe
Karlsruhe wächst: Experten erwarten Einwohner-Boom bis 2030!
Hinweis: Kommentare geben nicht die Meinung von ka-news wieder. Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen. Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!