Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: KVV-Preiserhöhung: Darum zahlen auch Karlsruher Autofahrer

Karlsruhe

KVV-Preiserhöhung: Darum zahlen auch Karlsruher Autofahrer

    • |
    • |
    Symbolbild
    Symbolbild Foto: KVV

    Auch in diesem Jahr erhöht der KVV seine Fahrpreise. Die Preise für Einzelfahrkarten bis einschließlich fünf Waben sowie für alle 4er-Karten sind diesmal allerdings von der Erhöhung ausgenommen. Die Preissteigerung betrifft vor allem Besitzer von Monats- und Jahreskarten. (Hier geht's zu den ausführlichen Preisveränderungen)

    Wie viele Menschen nutzen den ÖPNV in der Region?

    Der KVV verzeichnete im Jahr 2013 zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Rückgang bei seinen Fahrgastzahlen. Im Jahr 2012 lag die Zahl bei 178 Millionen sogenannter "Verbundbeförderungsfälle"- ein Jahr später nur noch bei 177,2 Millionen.

    Die Fahrgeldeinnahmen steigen indes kontinuierlich. Die Tarifeinnahmen betrugen 2013 verbundweit 132,9 Millionen Euro. Im Nahverkehrsplan 2014 heißt es dazu: "Grundsätzlich korrelieren die Fahrgeldeinnahmen mit der Zahl der Beförderungsfälle. Beide konnten seit Gründung des KVV im Jahr 1994 kontinuierlich gesteigert werden."

    Demographischer Wandel: Bedeuten weniger Schüler auch teurere Tickets?

    Das kann man so sagen. Der Nahverkehrsplan weist bereits auf die "demographischen Prozesse" hin. Diese "verursachen unter anderem mittel- und langfristige Veränderungen in Umfang und Struktur der Verkehrsnachfrage. Bis zum Prognosehorizont des Gutachtens 2030 wird die Gesamtbevölkerung um etwa 2,8 Prozent sinken. Deutlicher sind aber bereits die Rückgänge bei den Schülern (-14,5 Prozent) und bei den erwerbstätigen (-10,6 Prozent). Eine deutliche Zunahme wird bei den Senioren erwartet (+31,5 Prozent)", heißt es dazu.

    Der Schülerrückgang wird "voraussichtlich zu einer bereits heute zu beobachtenden Entschärfung der Spitzenstundenproblematik führen, allerdings bei gleichzeitigen Konsequenzen auf der Einnahmenseite, die Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger deutlich belasten", heißt es weiter. Der KVV plant nach ka-news-Informationen die Scoolcard am 1. September 2015 von monatlich 44 Euro um 3,4 Prozent auf 45,50 Euro zu erhöhen.

    Warum erhöht der KVV eigentlich jedes Jahr die Preise?

    "Gründe für eine Kostensteigerung bei Verkehrsunternehmen im kommenden Jahr sind beispielsweise steigende Personalkosten, hohe Investitionskosten für den Ausbau von barrierefreien Haltestellen und für die Neubeschaffung von Fahrzeugen sowie Zusatzkosten durch die Neuregelung der EEG-Umlage. Um größere Preisanhebungen zu vermeiden, werden die Fahrpreise regelmäßig angehoben", so der KVV gegenüber ka-news.

    Wieso sind die Tariferhöhungen überhaupt notwendig?

    "Die jährliche Tarifanpassung errechnet sich aus den Kosten, die den Verkehrsunternehmen im KVV-Gebiet für die Erbringung der Leistungen im öffentlichen Personennahverkehr entstehen. Steigen die Kosten der Verkehrsunternehmen, werden auch die Preise für die Fahrkarten angehoben", erklärt dazu der KVV auf ka-news-Anfrage.

    Decken die Fahrgeldeinnahmen eigentlich die anfallenden Kosten?

    "Jede Fahrt dieser Linien verursacht für die VBK Kosten. Diese Kosten können mit den Fahrgeldeinnahmen nicht mal annähernd gedeckt werden. Nehmen wir das Beispiel einer Einzelfahrkarte 2 Waben (Stadtgebiet): Der Erlös einer solchen Karte deckt gerade einmal etwa 60 Prozent der aufkommenden Kosten. Um die Gesamtkosten decken zu können und den öffentlichen Personennahverkehr sicherzustellen, erhalten die VBK zusätzlich zu den Fahrgeldeinnahmen noch Zuschüsse vom Auftraggeber (Stadt Karlsruhe)", so der KVV.

    Der KVV teilt weiter mit: "Als Verkehrsverbund sammelt der KVV alle Einnahmen aus Fahrkartenverkäufen im gesamten Verbundgebiet ein und verteilt diese nach einem festgelegten Schlüssel zu hundert Prozent an die 20 Verkehrsunternehmen." Ein Verkehrsunternehmen, das im Verbundgebiet des KVV Verkehrsleitungen erbringe, seien zum Beispiel die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK). Zu den Verkehrsleistungen der VBK zählen beispielsweise die Straßenbahn-Linien 1 bis 8, die im Stadtgebiet Karlsruhe auf der Schiene unterwegs sind.

    Warum machen die Verkehrsbetriebe denn Verluste?

    Für das Jahr 2013 betrug das Defizit der städtischen Gesellschaft VBK 25,7 Millionen Euro (2012: 24,1 Millionen Euro). Das geht aus dem aktuellen Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe hervor (Link führt zu PDF-Datei auf Webseite der Stadt). Für dieses Jahr wird ein Verlust von 30,3 Millionen Euro prognostiziert. Begründet wird dieser Anstieg insbesondere durch "tarif- und betriebsbedingt gestiegene Personalkosten" und die Beschaffung neuer Fahrzeuge.

    "Verantwortlich für die Ergebnisverschlechterung sind in erster Linie die höheren Kosten für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Personal, Abschreibungen und sonstige betriebliche Aufwendungen, die stärker angestiegen sind als die Umsatzerlöse", heißt es dazu im Beteiligungsbericht. So seien in den letzten Jahren unter anderem 75 Millionen Euro für 25 neue Niederflur- Stadtbahnen investiert worden.

    Neben den Zuschüssen von der Stadt Karlsruher erhalten die VBK auch Ausgleichzahlungen aus §45 a PBefG und SGB Teil 9 von staatlicher Stelle. Denn nach dem Personenbeförderungsgesetz (§45 a PBefG) sind die VBK verpflichtet, für Schüler und Auszubildende eine besondere Ermäßigung auf Fahrkarten anzubieten. Als Ausgleich für diese Ermäßigung erhalten die VBK eine Ausgleichszahlung. Eine weitere Ausgleichszahlung ergibt sich aus § 148 Sozialgesetzbuch Teil 9. Danach sind die VBK verpflichtet, Schwerbehinderte unter bestimmten Voraussetzungen kostenfrei gemäß den Eintragungen im Schwerbehindertenausweis mitzunehmen.

    Wie teurer wären die Fahrkarten ohne die Zuschüsse?

    "Würden die VBK keine Zuschüsse vom Auftraggeber und die Ausgleichszahlungen aus §45 a PBefG und SGB Teil 9 erhalten, würde die Einzelfahrkarte für 2 Waben im Stadtgebiet Karlsruhe für den Schienenverkehr rund 4,50 Euro kosten", erklärt der KVV gegenüber ka-news. "Vorausgesetzt das Kauf- und Fahrverhalten der Fahrgäste würde sich trotz dieses höheren Preises nicht ändern. Da bei einem Preis von 4,50 Euro davon auszugehen ist, dass die Fahrgastzahlen deutlich sinken würden, müsste der Fahrpreis weiter angehoben werden und es entstünde eine Preisspirale."

    Das Land Baden-Württemberg hat laut Nahverkehrsplan 2014 "die Ausgleichsleistungen seit 2007 pauschalisiert und eine entsprechende Vereinbarungen mit den Verkehrsunternehmen abgeschlossen". Im baden-württembergischen Teil des KVV erhalten die Verkehrsunternehmen danach etwa 19,3 Millionen Euro. Da Zuschüsse und Ausgleichszahlungen aus öffentlichen Gelder stammen, subventioniert sozusagen jeder Steuerzahler den ÖPNV mit - zum Beispiel auch Autofahrer, die die Bahn gar nicht nutzen.

    Wie setzt sich der Ticketpreis eigentlich zusammen?

    Auf der Grundlage des Geschäftsberichts 2013 der Verkehrsbetriebe Karlsruhe, nennt das Unternehmen auf ka-news-Anfrage folgende Kostenaufteilung:

    Demnach werden die Einnahmen von 2,30 Euro für einen VBK- Einzelfahrschein wie folgt aufgeteilt: Personalkosten: 44 Prozent, Materialaufwand (laufende Betriebskosten zumBeispiel Energiekosten, Ersatzteile für Fahrzeuge, Material für Streckenunterhaltung): 33 Prozent,  Kapitalkosten (Beispielsweise Abschreibungen für Fahrzeuge und Streckeninfrastruktur): 14 Prozent, Sonstige Kosten: 9 Prozent.

    Was ist die eigentliche Aufgabe des KVV?

    Seit 1994 fasst der Karlsruher Verkehrsverbund die unabhängigen Angebote von 20 Verkehrsunternehmen zusammen. Insgesamt  sind im gesamten Verbundgebiet 252 verschiedene Linien (davon 221 Buslinien) unterwegs und bedienen rund 1.900 Haltestellen. Zum KVV-Gebiet gehören die Landkreise Germersheim, Karlsruhe, Rastatt, Südliche Weinstraße sowie die Städte Baden-Baden, Karlsruhe und Landau. Der KVV selbst verfügt über keine Busse oder Bahnen, sondern plant und organisiert den ÖPNV in Karlsruhe und Umgebung.Hier finden Sie alle 20 Verbundunternehmen des KVV im Überblick!

    Fakten zum KVV:

    Mitarbeiter (festangestellt)32
    Haltestellen im Verbundgebietrund 1.900
    Stationäre Fahrkartenautomaten130
    Linien252 (darunter 221 Buslinien)
    Fahrgäste177 Millionen
    Fahrgeldeinnahmen133 Millionen Euro

    Mehr zum Thema:

    Bahnfahren in Karlsruhe: KVV-Tickets werden wieder um 2,8 Prozent teurer!

    KVV plant wohl nächste Preiserhöhung: Das erwartet die Kunden

    Änderung der EEG-Umlage: Werden Bus und Bahn in Karlsruhe bald teurer?

    Liebe Community, ab sofort ruft ka-news jede Woche zwei Mal zur Themen-Diskussion auf: Montags und donnerstags veröffentlichen wir ein spezielles Debatten-Thema inklusive Umfrage - wir möchten Sie dazu ermuntern, hier mit anderen Usern sachlich und themenbezogen zu diskutieren. Bitte kommentieren Sie  ausschließlich zum Thema. Kontroverse Diskussionen sind durchaus erwünscht, aber bitte bleiben Sie dabei stets sachlich und beachten Sie unsere Netiquette. Unser Ziel ist es, einen qualitativ hochwertigen und sachlichen Meinungsaustausch zu einem bestimmten Thema zu fördern und unter einem Artikel zu bündeln.

    Was halten Sie von den Tariferhöhungen des KVV? Gerechtfertigt oder unverschämt? Sollte der ÖPNV stärker subventioniert werden oder weniger? Sagen Sie Ihre Meinung und schreiben Sie diese als Kommentar unter den dazugehörigen Debatten-Artikel. Hier geht's zur Diskussion!

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden