Margret Mergen ist in der Offensive: Erst überraschte sie die eigene Partei mit der vergleichsweise frühen Ankündigung, als CDU-Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt zur Verfügung zu stehen. Anschließend gab es ein neues Facebook-Profil, einen Freundeskreis und eine eigens für den Wahlkampf gestaltete Homepage, auf der die Erste Bürgermeisterin für ihre Kandidatur wirbt. Früh erklärte sie sich auch in einem Interview bei ka-news.
"Mir bleibt ja gar nichts anderes übrig, als an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn ich meine Positionen darstellen möchte", so Margret Mergen gegenüber ka-news. Kritik an ihrem Vorpreschen - Mergen hatte Wellenreuther nur einen Tag vor ihrer öffentlichen Kandidatur-Erklärung informiert - weist sie zurück. Die Parteimitglieder müssten schließlich eine Chance und vor allem Zeit genug haben, sich im Vorfeld ein Bild von beiden Kandidaten zu machen, bevor sie sich am 15. März bei der Nominierungsveranstaltung für einen von beiden entscheiden müssen.
Keine große Kandidatenvorstellung bei der CDU
Anders als bei der SPD, die ebenfalls zwischen zwei Kandidaten wählen muss, ist bei der CDU bisher keine große Infoveranstaltung mit beiden Kandidaten geplant. Auch der Weg über den E-Mail- und Post-Verteiler der Karlsruher CDU blieb Mergen nach eigenen Angaben bisher versperrt - darüber müsste der Kreisvorstand entscheiden, habe es auf ihre Anfrage hin geheißen. Der Kreisvorstand tagt allerdings erst wieder am 29. Februar.
Vorsitzender des Kreisvorstandes ist Mergens Konkurrent Ingo Wellenreuther. Kritiker in der eigenen Partei werfen ihm hinter vorgehaltener Hand vor, die öffentliche Konfrontation mit seiner parteiinternen Konkurrentin zu meiden und statt dessen lieber hinter den Kulissen nach Unterstützern zu suchen. Gemeinsame Auftritte seien daher rar. So ist es jedenfalls aus Parteikreisen zu hören. Ganz darum herum kommen beide allerdings nicht, zuletzt waren beide gemeinsam beim Stammtisch der CDU Südstadt zu Gast.
Junge Union kritisiert Mergen scharf
Tatsächlich hätte Margret Mergen im direkten Vergleich vor einem Parteiplenum vermutlich einen Vorteil, da sie als Erste Bürgermeisterin viel stärker ins tagespolitische Geschehen in Karlsruhe eingebunden ist als Wellenreuther. Bei Detail- und Sachfragen könnte sie daher möglicherweise eher punkten. Der Bundestagsabgeordnete und Stadtrat Wellenreuther gilt dagegen als besser vernetzt und und ist vielen Karlsruhern zudem als Präsident des Karlsruher SC ein Begriff. Auch hat er sich bei Themen wie der zweiten Rheinbrücke einen Namen gemacht.
Unterstützung für seine Bewerbung als Kandidat erfährt Wellenreuther unter anderem von den rund 300 Mitgliedern der Jungen Union Karlsruhe-Stadt (JU), der Nachwuchsorganisation der CDU. Diese hatte schon vor Wellenreuthers offizieller Ankündigung erklärt, bei einer Kandidatur hinter ihm stehen zu wollen. Entsprechend sauer stieß der Jungen Union auf, als Margret Mergen ein in den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) veröffentlichtes Doppelinterview zunächst nur teilweise auf ihrer eigenen Homepage veröffentlichte - nämlich ohne die Antworten von Ingo Wellenreuther. Auch sei ein kritischer Kommentar von einem JU-Mitglied auf der Homepage direkt gelöscht worden.
In einem Brief, der an Margret Mergens Privatanschrift adressiert war und der ka-news vorliegt, forderte die JU die Erste Bürgermeisterin daher zu einer schriftlichen Stellungnahme auf. Außerdem wolle man wissen, ob die Veröffentlichung des Interviews von der Zeitung überhaupt genehmigt worden sei. Wörtlich heißt es in dem Schreiben, es dränge sich der Verdacht einer Manipulation auf: "Dies entspricht nicht der Ethik unserer Partei, insbesondere nicht dem Gebot der Transparenz und Fairness, welches von beiden Kandidaten im Vorfeld des Nominierungsparteitages zugesagt worden ist und auch erwartet werden kann."
Mergen: Wellenreuther-Interview wegen Urheberrecht erst nicht veröffentlicht
Mergen selbst zeigte sich erstaunt über den Brief. Beide Kandidaten seien von der Zeitung unabhängig voneinander schriftlich befragt worden, erklärte sie auf ka-news-Nachfrage. Dass sie auf ihrer Homepage zunächst nur ihre eigenen Antworten auf die Fragen veröffentlicht habe, begründet Mergen mit Urheberrechtsfragen. Erst als sie vom zuständigen Redakteur grünes Licht bekommen hatte, das gesamte Interview zu veröffentlichen, habe sie auch die Antworten von Ingo Wellenreuther ergänzen lassen.
Anschließend sei von einem Administrator der Webseite auch der kritische Kommentar entfernt worden - er sei ja dann hinfällig gewesen. Inzwischen sei der Kommentar aber wieder lesbar. Über den Brief sei sie auch deshalb erstaunt, weil sie bereits seit dem vergangenen Sommer aktiv das Gespräch mit der Jungen Union suche. Bisher seien ihre Anfragen aber immer abgewiegelt worden.
Mehr zur Oberbürgermeisterwahl in Karlsruhe haben wir für Sie in unserem Dossier zur Wahl zusammengefasst. Hier finden Sie unter anderem auch das Interview mit Margret Mergen, aber auch mit Friedemann Kalmbach und Martin Lenz und einen Artikel zur Kandidatur von Jürgen Wenzel. Ein Interview mit dem zweiten SPD-Kandidaten Frank Mentrup erscheint am Montagmorgen bei ka-news. Ein Interview mit Ingo Wellenreuther wurde von ka-news bereits am 3. Februar angefragt und auf dessen Wunsch schriftlich geführt, die Antworten liegen aktuell noch nicht vor.