Im Nord-Westen tut sich was. Was, wie, wo und wann auf dem C-Areal geschieht - darüber sollen die Bürger laufend informiert werden, so das Anliegen der Stadt. Ein erster Schritt war am Mittwochabend ein Info-Abend, bei dem der Investor seine Ideen vorstellte und das Stadtplanungsamt einen ersten Zukunftswink gab.
Bebauungspläne zurückgenommen: Erzbergerstraße bleibt grün!
Gute Nachrichten gibt es zunächst für die Anlieger der Erzbergerstraße: Nachdem dieses Gebiet erst zur Diskussion um weitere Bebauung seitens der Volkswohnung stand, können etwaige Sorgen nun vom Tisch geräumt werden. "Erste Erhebungen haben ergeben, dass der dortige Baumbestand in jedem Fall bleiben soll - eine weitere Nachverdichtung kommt daher nicht mehr infrage, die einstigen Ideen fallen also flach", erklärt Baubürgermeister Michael Obert im Beisein jubelnder Bürger am Montag.
Gebaut wird dafür anderswo: Der östliche Teil des Gebiets des Alten Flugplatzes, das so genannte C-Areal, wurde nun von der GEM-Ingenieurgesellschaft gekauft. Hier soll ein völlig neuer, attraktiver Stadtteil entstehen, so der Plan von GEM-Geschäftsführer Martin Müller. Auf was dürfen sich die Nordstadt-Bürger also einstellen? Müssen sie Angst haben, vor 20-geschössigen Hochhäusern oder dichten Häuserfluten? "Nein, definitiv nicht", beruhigt Müller die versammelten Anlieger am Montag - "wenn Sie sich unsere Projektreferenzen anschauen, werden Sie feststellen, dass wir nicht nur Beton und hoch sind, sondern auch klein und fein."
C-Areal: GEM plant ein "Dorf für Jedermann"
Der grobe Plan sieht vor, aus dem 11.248 Quadratmeter großen Areal eine Art "Dorf für Jedermann" zu machen. So erfüllt etwa 20 Prozent der Bebauung den Anforderungen der städtischen Programme KaWoF (Karlsruher Wohnraumförderungsprogramm) und KAI (Karlsruher Innenentwicklungskonzept): Der Fokus bei den Wohnungsangeboten soll also bei Singlehaushalten, jungen Familien, Berufsanfängern und Rentnern liegen.
"Wir wollen unterschiedliche Architektur schaffen, einen Marktplatz mit Nahversorgung sicherstellen und den unterschiedlichsten Menschen einen attraktiven Stadtteil schenken", so Müller weiter. Unter anderem plane man, vor allem kleine Firmen anzusiedeln, eine Kita, eine Privatschule und ein Altenheim einzurichten, sowie einen Vollsortimenter. Auch Gastronomen sollen nach den Vorstellungen des Investors auf 2.000 Quadratmetern Platz finden. Letztlich entscheide der Markt, was genau vor Ort gebraucht werde. "Das ist das bislang größte Bau-Areal, das wir gestalten dürfen", betont Müller. Derzeit plant die Karlsruher Firma bereits ein Projekt in der Kußmaulstraße.
"Die Mieten werden teuerer"
Neubau-Wohnungen mit Flair und Stil, dass dieses Angebot künftig auch seinen Preis hat, will Müller am Montag nicht leugnen: "Ja, wir müssen davon ausgehen, dass die Mieten teurer werden." Doch nicht nur die Kosten machen den Bürgern, die am Montag den Vorträgen lauschen, Sorgen: "Was wird aus dem NCO-Club?", will das Publikum wissen. Daraufhin beschwichtigt die Heike Dederer vom Stadtplanungsamt: "Wir haben das Grundstück des NCO-Clubs reserviert, es fällt also nicht in die weiteren Planungen von GEM - allerdings könnte man darüber nachdenken, den Club innerhalb des Areals zu verschieben, wenn das seitens der Bürger gewünscht wird."
Fest steht weiterhin, dass der westliche Teil des Gesamtareals weiterhin als Naturschutzgebiet zählt und deshalb nicht bebaut werden darf. Der südliche Teil, angrenzend an die Hardtwaldsiedlung, ist derzeit noch im Besitz des Landes - hier will die Stadt nun einen Kaufantrag stellen und im besten Fall parallel zum GEM-Projekt Wohnungsbau entwickeln.
Die neue Nordwest-Stadt - wann wird der neue Stadtteil also bezugsfrei sein? "Zunächst steht ein Architektur-Wettbewerb an, an dem 20 Bewerber teilnehmen können, darauf folgt die Jury-Entscheidung voraussichtlich im Sommer 2015", erklärt Projektleiterin Viola Steinmetz vom Stadtplanungsamt. Anhand der Gewinner-Entwürfe folge dann die Erstellung des Rahmenplans und letztlich die des Bebauungsplans, über den der Gemeinderat 2016 abstimmen soll. Aktuell rechne man mit einer ersten Bebauung, beziehungsweise dem ersten Abriss im Jahr 2017.
Der grobe Zeitplan im Überblick:
16. Juli 2014 | Erster Info-Abend für Bürger und Interessierte, Investor GEM stellt sich und seine Pläne vor |
5. November 2014 | Workshop zur Randbeteiligung, Diskussion über Einzelideen von Bürgern und Rahmenplan |
Februar 2015 | Ausschreibung des Architektenwettbewerbs |
April 2015 | Rückfragegespräch innerhalb des Wettbewerbs vor Ort - Bürger und Bewerber eingeladen |
Juni 2015 | Jury fällt Entscheidung über Wettbewerbsideen - die besten Konzepte werden ausgestellt. Interaktive Diskussion mit Bürgern vorgesehen. Auf Grundlage der prämierten Ideen soll Rahmenplan entstehen. |
2016 | Entwicklung des Bebauungsplans - Gemeinderat stimmt darüber ab |
2017-2018 | Erste Baumaßnahme angesetzt |
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