Ganze 5.500 Anträge für ein Wohnheim-Zimmer flattern beim Studentenwerk Karlsruhe pro Jahr ins Haus. Aber nur etwa 1.000 Zimmer kann die Organisation übers Jahr verteilt vermieten. Für die Studenten ist das ein Problem, denn oft haben sie zu Beginn des Semesters noch kein Dach überm Kopf.
Noch mehr Bewerber für 2013/14
"In den nächsten Monaten treffen die meisten Bewerbungen für das nächste Semester ein. Da erwarten wir deutlich mehr Ansturm als normal", erläutert Horst Brandschert vom Studentenwerk Karlsruhe auf ka-news-Anfrage. Denn der doppelte Abiturjahrgang stellt auch die doppelte Menge an jungen Menschen mit Hochschulberechtigung vor die Zukunfts-Wahl. Der Wegfall der Wehrpflicht hat bereits im vergangenen Jahr mehr potentielle Studenten auf einmal in die Unis geschwemmt - einige von ihnen warten noch immer auf einen Studienplatz und rennen nun gemeinsam mit dem Doppeljahrgang die Türen der Hörsäle ein.
Das bereitet auch der Stadt Karlsruhe Kopfzerbrechen: Baubürgermeister Michael Obert betonte deshalb bei einer Diskussionsrunde zum Thema den Willen der Stadt, die Situation für die Studierenden zu verbessern. Wenn dies nicht gelänge, dann sei das schlecht für den Universitätsstandort. Der Bürgermeister begrüßte privat finanzierte Projekte wie die Youniq-Studentenapartmentanlage in der Gottesauerstraße, die sich gut in die Umgebung einfügten und Studenten ein attraktives Umfeld in unmittelbarer Nähe der Hochschulen böten.
5.400 Zimmer in Karlsruher Studentenwohnheimen
Zum Wintersemester 2012/13 rechnet er mit rund 1.500 mehr Studierenden, die zu den derzeit 38.000 hinzu kommen. Obert schätzt, dass etwa die Hälfte aus der Region kommt, die verbleibenden 700 bis 800 jedoch in jedem Fall geeigneten Wohnraum suchen werden. Und der ist knapp: Insgesamt soll es ab 1. Oktober 2012 in der Fächerstadt rund 5.400 Zimmer in studentischen Wohnheimen geben; 2.281 stellt das Studentenwerk, 2.111 bieten selbstverwaltete Wohnheime wie zum Beispiel das Hans-Dickmann-Kolleg (HaDiKo). Das Studentenwerk will dann 212 neue Zimmer in der Temeswar-Allee und 94 auf dem Campus-Ost fertiggestellt haben, das HaDiKo bietet 46 neue Wohneinheiten.
Zusätzlich will die städtische Volkswohnung selbst Wohnungen für Studierende bauen, wie Michael Obert auf ka-news-Anfrage erläutert. "Außerdem schaffen wir planungsrechtliche Voraussetzungen für studentisches Wohnen, stellen städtische Grundstücke zur Verfügung und animieren oder unterstützen Investoren, Studierendenwohnungen zu errichten." Genau deshalb war der Baubürgermeister auch beim Tag der offenen Tür unterwegs, der jüngst in der Youniq-Anlage stattfand. Dort diskutierten Experten und Studenten über das Thema Wohnraum. Eingeladen hatte MPC Capital, ein Fondshaus, dass privaten Kapitalanlegern die Möglichkeit bietet, sich an Studentenapartmentanlagen finanziell zu beteiligen.
Hohe Zahl an künftigen Erstsemestern - trotz demografischer Entwicklung
Marktanalyst Matthias Pink von Savills erläuterte den interessierten Kapitalanlegern: "Karlsruhe befindet sich bereits im angespannten Drittel unseres Rankings unter 50 deutschen Hochschulstandorten." Hinzu komme die geringe Leerstandsquote auf dem Wohnungsmarkt sowie der relativ niedrige Versorgungsgrad mit Wohnheimplätzen. Was schlecht für die Studenten sei, wäre gut für Investoren.
Dass demografische Faktoren danach zu einem wesentlichen Rückgang der Erstsemester führen, sieht Pink nicht. Nicht nur immer mehr junge Menschen in Deutschland hätten eine Hochschulberechtigung in der Tasche, sondern aufgrund der Attraktivität deutscher Universitäten kämen auch immer mehr internationale Studenten ins Land. So geht Pink davon aus, dass in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren das heutige Niveau keinesfalls unterschritten wird.
Zum Wintersemester 2011/2012 waren an den neun Karlsruher Hochschulen insgesamt knapp 37.500 Studenten eingeschrieben, so viele wie noch nie. Gegenüber dem Wintersemester 2010/2011 entspricht dies nach Angaben des Amts für Stadtentwicklung einem Zuwachs von über 2.500 Personen beziehungsweise 7,4 Prozent. Allein das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verzeichnete einen Zuwachs von 1.781 Studierenden, wodurch sich die Zahl der Immatrikulierten auf 22.552 Studierende im Wintersemester 2011/2012 erhöhte.
Auch die Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft (plus 441 Personen = 6,8 Prozent Zuwachs), die Pädagogische Hochschule (plus 142 Personen = 6,8 Prozent Zuwachs) und die Duale Hochschule Baden-Württemberg (plus 140 Personen = 5,9 Prozent Zuwachs) haben ihr Studienplatzangebot ausgebaut und einen Höchststand bei den Immatrikulierten erreicht.