Das Problem scheint so klar zu sein: Die AVG hat zu wenig Fahrer in ihren Reihen. Doch die Lösung zieht sich nun schon über Jahre hin: Die Personalsuche gestaltet sich schwierig. Und so kommt es immer wieder dazu, dass nicht alle im Fahrplan aufgeführten Verbindungen durchgeführt werden können - wie zuletzt am vergangenen Wochenende. Eine "Krankheitswelle" reicht aus, um die Personalplanung aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Die Kritik häuft sich, gerade im Landkreis sind viele offizielle Vertreter von den Leistungen des Verkehrsunternehmens enttäuscht. Sie wollen daher die Zuschüsse kürzen, bis das Problem behoben ist. An der Lösung arbeiten die Verantwortlichen bereits, unter anderem mit einer Werbekampagne zur Personalgewinnung und mit vielen Ausbildungskursen für die Fahranfänger.
Personaldecke auch bei VBK dünn?
Während man bei der AVG versucht, das Ruder herumzureißen, verrichtet ein anderes kommunales Verkehrsunternehmen vergleichsweise ohne großes Aufsehen zu erregen seinen Dienst. Doch ist bei den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK), die vor allem den innerstädtischen Bus- und Bahnverkehr leisten, alles im Lot?

Glaubt man den Beschreibungen eines Mitarbeiters der Verkehrsbetriebe, liegt auch hier einiges im Argen. Im Gespräch mit ka-news erzählt er, dass hier ebenfalls die Personaldecke "auf Kante" genäht sei. So sei das Defizit zwar nicht so ausgeprägt wie bei den Kollegen der AVG, doch auch er merke, dass sein Job bei Neubewerben an Attraktivität verloren habe.
"Selbstverständlich werden Überstunden erbracht"
Der Zeitdruck, das ständige "im Glaskasten sitzen und beobachtet werden" im Führerhaus, die Baustellensituation und die Unzufriedenheit der Fahrgäste - das alles geht auch an den Fahrer nicht spurlos vorbei. Hinzu kämen viele Überstunden. Wenn er sie nicht fahren würde, wäre er sonst indirekt für einen Fahrtausfall verantwortlich. Sparmaßnahmen der Stadt sieht er als Grund für die enge Personalplanung.
Eine Praxis, die auch Nicolas Lutterbach, ein Sprecher der VBK gegenüber ka-news bestätigt. "Selbstverständlich werden auch bei den Verkehrsbetrieben Karlsruhe Fahrdienste im Rahmen von Überstunden erbracht", sagte er in einer Stellungnahme gegenüber ka-news. Aber: "In der Praxis ist es so, dass viele Mitarbeiter keine Überstunden fahren wollen und dies auch nicht müssen - denn Überstunden sind bei den VBK grundsätzlich rein freiwillig - einige Mitarbeiter dagegen sogar recht gerne Überstunden fahren und die mit einer Auszahlung verbundenen Verdienstmöglichkeiten schätzen, und wieder andere Mitarbeiter Überstunden gegen Freizeitausgleich fahren."
Ausgleich scheitert oft an Fahrer-Wünschen
Das führe jedoch immer mal wieder dazu, dass einige Fahrer mehr Überstunden angestaut haben als andere: "Freizeitausgleich kann nicht vom Unternehmen zugewiesen werden, sondern nur bei Wunsch des Mitarbeiters gewährt werden", erklärt Lutterbach weiter. Besonders beliebt sind dabei Feiertage, Schulferien oder Haupturlaubszeiten - da könne man dann nicht jedem Wunsch entsprechen.

Warum müssen die Fahrer aber überhaupt Überstunden leisten? "Eine effiziente Durchführung von Dienstleistungen wie der ÖPNV, deren 'Erledigung' weder verschiebbar noch speicherbar ist, ist ohne das Instrument von Überstunden nicht darstellbar", so Lutterbach gegenüber ka-news weiter.
Die personellen Engpässe seien bei den VBK aber eher auf besondere Lagen wie Krankheitswellen und weniger auf einen strukturellen Unterbestand zurückzuführen. Durch die Schwankung an Bedarf und der tatsächlichen Zahl der Mitarbeiter, seien Überstunden und eine Zahl der Fahrer im Soll kein Widerspruch.
Am Personal werde nicht gespart
Die Theorie des Fahrers, dass bei den VBK am Personal gespart wird, will Lutterbach aber nicht bestätigen: "Von den Sparmaßnahmen bei den VBK ist der Fahrdienst explizit nicht betroffen." So würde der rechnerisch ermittelte Bedarf auf dem erforderlichen Level gehalten. Konkret würden daher keine Fahrer eingespart werden, "außer, dass natürlich wegfallende Leistungen, beispielsweise die Einstellung Tramlinie 8, Nightliner unter der Woche, im rechnerischen Personalbedarf berücksichtigt werden", so der Pressesprecher abschließend.
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